Topic: Einsatz
Da sitzt man dann da und schaut sich Satellitenbilder von zerstörten philippinischen Inseln an. Auch hier geht das Auseinandernehmen weiter.
Als ich ungefähr 16 war, schnitt sich meine damalige Schulfreundin (die hier im Blog als Die Fahrerin auftaucht) das Haar kurz. Es war die Zeit der Punker und alle hatten diese Stachelfrisuren. Natürlich war das Punkerdasein in der Provinz kein sonderlich rebellisches, sondern bezog sich hauptsächlich auf Kleidung und Haare. Die Freundin blieb weiterhin fleißig und lieb. Ich selbst hatte langes Haar, bis weit in die 80er, liebäugelte aber immer mit ihrem burschikosen Gehabe, natürlich trug sie auch Lederkluft, was mich ganz besonders reizte, und fuhr Motorrad. Wie kühn ich sie fand. Kurze Haare und Motorrad waren meine wahren Ziele, aber ich traute mich nicht.
Dieses Nichttrauen empfinde ich heute als seltam. Es war ja nichts dabei, kurze Haare zu haben, aber es war fast so, als dürfte gerade ich das nicht, eher noch, als wäre es speziell mir verboten, meine geheimen Wünsche erfüllt zu bekommen. Meine Eltern hätten wohl nichts dagegen gehabt, aber es war eine Art Eigenverbot glücklich zu sein. Was das Motorradfahren betraf, hatte ich schlicht kein Geld für Führerschein oder gar ein Krad.
Während des Studiums machte ich es endlich. Ich wohnte noch zu Hause, fuhr morgens in die FH der Landeshauptstadt und abends zurück ins Heimatnest. Haare bitte ganz kurz, wies ich die Friseurin an, wir diskutierten ein bisschen herum und irgendwann war das lange Haar ab. Der Kopf fühlte sich großartig an. Beim Drüberstreichen bürstig, die Stirn frei für neue Gedanken, so hatte ich mir das lange gewünscht. Vom Wunsch zur Ausführung waren immerhin zehn Jahre vergangen!
In den jungen Jahren fing auch das Philosophieren an, die große Suche, erst mit langen Haaren, dann weiter mit kurzen. Ich probierte alles aus, kam über die Esoterik und wieder Abwenden davon der Wahrheit näher, fiel ab und zu wieder der Esoterik anheim und kroch, durch sie benebelt, wie ein waidwundes Reh durch den Wald und sah nichts vor lauter Bäumen. Mein Wunsch war groß, mittlerweile kannte ich mich mit den Konzepten des Ziels aus, moksha, Befreiung (vom Rad der Wiedergeburt), Nirvana und das große Nichts, und die anderen Begriffe, die dieses Konzept sonst noch tragen mag, die samadhis, Einheitsgefühle, ohne Dualität, ohne ein Zweites. In meinen Zwanzigern konnte ich astral reisen, was jetzt nicht mehr geht, im Gesamten war das Feinstoffliche mir eindeutig, ein Wissen aus Erfahrung.
Auf meiner Reise gewann ich den Eindruck, dass vollständige Befreiung ein schwieriges Unterfangen sei, das kühnste überhaupt. (Was man so liest, das ganze Gefasel der spirituellen Lehrer und so.) Es bedeutet, maya zu durchschauen und in einer Welt zu leben, von der das Selbst nicht berührt wird. Ich führe das jetzt nicht genauer aus, immerhin hat die Suche mich den größten Teil meines Lebens beschäftigt, ich kann das nicht mal so eben beschreiben. Ich will nur andeuten, dass ich, was die Erleuchtung betrifft, genau wie bei den Haaren und dem Motorradfahren, sie mir anscheinend die ganzen Jahre ebenso versagt habe, so als wäre ich nicht würdig, nicht fleißig genug, nicht der Typ dazu, und wieso ich überhaupt, wo doch andere viel größere Übende sind als ich, viel länger dabei, mit viel größerem Verlangen, incl. der sadhus, die (halb-)nackt durch Indien laufen.
War ich mir denn über das genaue Ziel klar? Wie würde es sich anfühlen, vollkommen befreit zu sein? Müsste ich mich dafür entkleiden? Würde es den Tod bedeuten? Wäre ich wirklich bereit, dafür zu sterben? Das hatte ich mich damals nicht gefragt, dazu hatte ich viel zu viel Schiss. Genauso wie vor kurzen Haaren und Motorrad fahren, was würden die anderen sagen, ist die jetzt plemplem, jetzt fährt die auch noch Motorrad, tatsächlich fragte mich der Theorieprüfer, "wieso will denn eine kleine Person wie Sie überhaupt Motorrad fahren?"
Eine ähnliche Frage zu meinem großen Ziel könnte gelautet haben, wie und wozu will eine so kleine (hier: unbedeutende) Person wie ich überhaupt Befreiung erlangen? Wieso eigentlich immer das Beste, wenn das Zweite oder Dritte doch reichen würde? Also mittellanges Haar oder Pagenkopf oder so, dazu 50 Kubik. Es scheint so, als hätte ich mich mit dieser unbewusst vor sich hinröchelnden Frage selbst torpediert.
Jetzt hält mich nichts mehr. Ich weiß, wo ich hin will und ich weiß, dass ich es erreiche. Ich bin auf dem Weg, torlose Tore sind bereits durchschritten, und das Rad des Karma läuft langsam aus. So fühlt es sich hier an. Es ist schön. Es ist grandios. Es ist wie endlich über eigenes stoppelkurzes Haar streichen, nur besser.
Und was das Sterben betrifft – darüber reden wir dann wann anders.
Als ich ungefähr 16 war, schnitt sich meine damalige Schulfreundin (die hier im Blog als Die Fahrerin auftaucht) das Haar kurz. Es war die Zeit der Punker und alle hatten diese Stachelfrisuren. Natürlich war das Punkerdasein in der Provinz kein sonderlich rebellisches, sondern bezog sich hauptsächlich auf Kleidung und Haare. Die Freundin blieb weiterhin fleißig und lieb. Ich selbst hatte langes Haar, bis weit in die 80er, liebäugelte aber immer mit ihrem burschikosen Gehabe, natürlich trug sie auch Lederkluft, was mich ganz besonders reizte, und fuhr Motorrad. Wie kühn ich sie fand. Kurze Haare und Motorrad waren meine wahren Ziele, aber ich traute mich nicht.
Dieses Nichttrauen empfinde ich heute als seltam. Es war ja nichts dabei, kurze Haare zu haben, aber es war fast so, als dürfte gerade ich das nicht, eher noch, als wäre es speziell mir verboten, meine geheimen Wünsche erfüllt zu bekommen. Meine Eltern hätten wohl nichts dagegen gehabt, aber es war eine Art Eigenverbot glücklich zu sein. Was das Motorradfahren betraf, hatte ich schlicht kein Geld für Führerschein oder gar ein Krad.
Während des Studiums machte ich es endlich. Ich wohnte noch zu Hause, fuhr morgens in die FH der Landeshauptstadt und abends zurück ins Heimatnest. Haare bitte ganz kurz, wies ich die Friseurin an, wir diskutierten ein bisschen herum und irgendwann war das lange Haar ab. Der Kopf fühlte sich großartig an. Beim Drüberstreichen bürstig, die Stirn frei für neue Gedanken, so hatte ich mir das lange gewünscht. Vom Wunsch zur Ausführung waren immerhin zehn Jahre vergangen!
In den jungen Jahren fing auch das Philosophieren an, die große Suche, erst mit langen Haaren, dann weiter mit kurzen. Ich probierte alles aus, kam über die Esoterik und wieder Abwenden davon der Wahrheit näher, fiel ab und zu wieder der Esoterik anheim und kroch, durch sie benebelt, wie ein waidwundes Reh durch den Wald und sah nichts vor lauter Bäumen. Mein Wunsch war groß, mittlerweile kannte ich mich mit den Konzepten des Ziels aus, moksha, Befreiung (vom Rad der Wiedergeburt), Nirvana und das große Nichts, und die anderen Begriffe, die dieses Konzept sonst noch tragen mag, die samadhis, Einheitsgefühle, ohne Dualität, ohne ein Zweites. In meinen Zwanzigern konnte ich astral reisen, was jetzt nicht mehr geht, im Gesamten war das Feinstoffliche mir eindeutig, ein Wissen aus Erfahrung.
Auf meiner Reise gewann ich den Eindruck, dass vollständige Befreiung ein schwieriges Unterfangen sei, das kühnste überhaupt. (Was man so liest, das ganze Gefasel der spirituellen Lehrer und so.) Es bedeutet, maya zu durchschauen und in einer Welt zu leben, von der das Selbst nicht berührt wird. Ich führe das jetzt nicht genauer aus, immerhin hat die Suche mich den größten Teil meines Lebens beschäftigt, ich kann das nicht mal so eben beschreiben. Ich will nur andeuten, dass ich, was die Erleuchtung betrifft, genau wie bei den Haaren und dem Motorradfahren, sie mir anscheinend die ganzen Jahre ebenso versagt habe, so als wäre ich nicht würdig, nicht fleißig genug, nicht der Typ dazu, und wieso ich überhaupt, wo doch andere viel größere Übende sind als ich, viel länger dabei, mit viel größerem Verlangen, incl. der sadhus, die (halb-)nackt durch Indien laufen.
War ich mir denn über das genaue Ziel klar? Wie würde es sich anfühlen, vollkommen befreit zu sein? Müsste ich mich dafür entkleiden? Würde es den Tod bedeuten? Wäre ich wirklich bereit, dafür zu sterben? Das hatte ich mich damals nicht gefragt, dazu hatte ich viel zu viel Schiss. Genauso wie vor kurzen Haaren und Motorrad fahren, was würden die anderen sagen, ist die jetzt plemplem, jetzt fährt die auch noch Motorrad, tatsächlich fragte mich der Theorieprüfer, "wieso will denn eine kleine Person wie Sie überhaupt Motorrad fahren?"
Eine ähnliche Frage zu meinem großen Ziel könnte gelautet haben, wie und wozu will eine so kleine (hier: unbedeutende) Person wie ich überhaupt Befreiung erlangen? Wieso eigentlich immer das Beste, wenn das Zweite oder Dritte doch reichen würde? Also mittellanges Haar oder Pagenkopf oder so, dazu 50 Kubik. Es scheint so, als hätte ich mich mit dieser unbewusst vor sich hinröchelnden Frage selbst torpediert.
Jetzt hält mich nichts mehr. Ich weiß, wo ich hin will und ich weiß, dass ich es erreiche. Ich bin auf dem Weg, torlose Tore sind bereits durchschritten, und das Rad des Karma läuft langsam aus. So fühlt es sich hier an. Es ist schön. Es ist grandios. Es ist wie endlich über eigenes stoppelkurzes Haar streichen, nur besser.
Und was das Sterben betrifft – darüber reden wir dann wann anders.
Topic: gesehen
Bei mayhem gefunden, die hat's wieder wo anders gefunden und so weiter. Jetzt also ich:
Pick your Artist.
The Beatles
Are you male or female?
She's a woman
Describe yourself.
Mother Nature’s Son
How do you feel?
I Feel Fine
Describe where you currently live.
Across The Universe
If you could go anywhere, where would you go?
I'll Follow The Sun
Your favourite form of transportation:
Yellow Submarine
Your best friend is…
Her Majesty
You and your best friends are…
Getting Better
What’s the weather like?
Good Day Sunshine
If your life was a TV show, what would it be called?
Tell Me What You See
What is life to you?
Strawberry Fields Forever
Your last relationship:
Happiness Is a Warm Gun
Your fear:
Yesterday
What is the best advice you have to give?
Real love
How would you like to die?
While My Guitar Gently Weeps
Your soul’s present condition:
Here, There and Everywhere
Your Motto:
Let It Be
Pick your Artist.
The Beatles
Are you male or female?
She's a woman
Describe yourself.
Mother Nature’s Son
How do you feel?
I Feel Fine
Describe where you currently live.
Across The Universe
If you could go anywhere, where would you go?
I'll Follow The Sun
Your favourite form of transportation:
Yellow Submarine
Your best friend is…
Her Majesty
You and your best friends are…
Getting Better
What’s the weather like?
Good Day Sunshine
If your life was a TV show, what would it be called?
Tell Me What You See
What is life to you?
Strawberry Fields Forever
Your last relationship:
Happiness Is a Warm Gun
Your fear:
Yesterday
What is the best advice you have to give?
Real love
How would you like to die?
While My Guitar Gently Weeps
Your soul’s present condition:
Here, There and Everywhere
Your Motto:
Let It Be
Topic: Auf Reisen
Schlaflos. Es gibt kein richtiges Leben im falschen. Hat Adorno gesagt. Ich kenne Adorno nicht. Als wäre ich überhaupt in einem falschen Leben, als liefe ich dem richtigen davon oder versteckte mich. Alles ist klein. Die Menschen, mit denen ich zu tun habe, sind klein. Ihnen fehlen die großen Visionen. Ebenso verzettele ich mich mit ihnen und halte mich krampfhaft an einen Tagesablauf, um nicht. Um nicht was. Um nichts. Es geht um das Nichts. Die Auslöschung. Gestern Nacht war mir sonnenklar, dass das Ego, die Persönlichkeit (so wie sie im Vedanta beschrieben wird, nicht in der westlichen Psychologie, dies hier ist nämlich ein philosophisches Dings), endgültig ausgedient hat. Der Krieg, der immer nur ein innerer ist, wie die gita uns lehrt, ist beinahe vorbei. Es gibt nichts mehr zu erreichen, Ruhm interessiert nicht mehr, Geld sowieso nicht und die (körperliche) Liebe hat allen Geschmack verloren. Dies ist überhaupt das Sonderbarste, dass sie, die mich Jahrzehnte atemlos gehalten hat, verblasst, dass das Verlangen schwindet, als wäre sie bloß ein Schnitzel, ja, genau, ein Stück Fleisch auf dem Teller, den ich verständnislos betrachte.

Da geht noch was.
Ein bisschen noch ist da. Ein bisschen Welt nagt noch, da sind die Schreibenden, die Jammernden, die Unwissenden, die Kranken und Sterbenden; als könnte ein kleiner goldener Satz aus meinem Kästlein sie aus dem Schlummer wecken und sofort heil machen. Wozu. Dabei schreibe ich doch nur für mich. Um mich zu erinnern. Um den Weitblick zu bekommen über das grüne Land. Mein grünes Land, um dessen Willen ich aufgebrochen bin. Darüber schrieb ich schon mal. Es sollte der Bericht (m)einer Reise sein, allein, auf einem Frachter über die sinntgeflutete Erde einer möglichen Zukunft. Ich bin nie über das erste Kapitel gekommen, denn es war nicht viel mehr zu tun, als von Ferne auf die vorbeiziehenden Häfen zu schauen.
Atman. Ich hatte einmal einen äußerst aufwühlenden Traum, den mir ein guter Yogifreund auslegte. Er legte mir immer alle wichtigen Träume aus und hatte gewöhnlich Recht. Dieser Traum würde mir bedeuten, dass ich in diesem Leben Atman realisieren würde. Ich würde mein Ziel erreichen, das einzige, das ich je hatte, das wozu ich aufgebrochen war.
Mir ist bewusst, dass für dieses große Ziel alle anderen (kleinen) aufzugeben sind. Aber wie es sich anfühlen würde, dieses Aufgeben, wusste ich nicht. Ich dachte, ich könnte mich willentlich dazu zwingen, ich müsste allem entsagen, aber jetzt sehe ich, das Aufgeben geschieht einfach. So einfach, dass es gar nicht auffällt. Es ist wie dieses berühmte torlose Tor, durch das man gehen muss und wenn man es durchschritten hat, ist es fort (weil es nichts mehr bedeutet).
Ich bin froh, dass das Keyboard beleuchtet ist. Ich sitze im sonst dunklen, kalten Zimmer mit dem neuen selbstgestrickten Kapuzenpullover und einer Wärmflasche auf den zum Schneidersitz gekreuzten Beinen, es ist Südwind, die Züge sind laut wie im Sommer. Eine wundersame Nacht und gleich werde ich schlafen können.

Da geht noch was.
Ein bisschen noch ist da. Ein bisschen Welt nagt noch, da sind die Schreibenden, die Jammernden, die Unwissenden, die Kranken und Sterbenden; als könnte ein kleiner goldener Satz aus meinem Kästlein sie aus dem Schlummer wecken und sofort heil machen. Wozu. Dabei schreibe ich doch nur für mich. Um mich zu erinnern. Um den Weitblick zu bekommen über das grüne Land. Mein grünes Land, um dessen Willen ich aufgebrochen bin. Darüber schrieb ich schon mal. Es sollte der Bericht (m)einer Reise sein, allein, auf einem Frachter über die sinntgeflutete Erde einer möglichen Zukunft. Ich bin nie über das erste Kapitel gekommen, denn es war nicht viel mehr zu tun, als von Ferne auf die vorbeiziehenden Häfen zu schauen.
Atman. Ich hatte einmal einen äußerst aufwühlenden Traum, den mir ein guter Yogifreund auslegte. Er legte mir immer alle wichtigen Träume aus und hatte gewöhnlich Recht. Dieser Traum würde mir bedeuten, dass ich in diesem Leben Atman realisieren würde. Ich würde mein Ziel erreichen, das einzige, das ich je hatte, das wozu ich aufgebrochen war.
Mir ist bewusst, dass für dieses große Ziel alle anderen (kleinen) aufzugeben sind. Aber wie es sich anfühlen würde, dieses Aufgeben, wusste ich nicht. Ich dachte, ich könnte mich willentlich dazu zwingen, ich müsste allem entsagen, aber jetzt sehe ich, das Aufgeben geschieht einfach. So einfach, dass es gar nicht auffällt. Es ist wie dieses berühmte torlose Tor, durch das man gehen muss und wenn man es durchschritten hat, ist es fort (weil es nichts mehr bedeutet).
Ich bin froh, dass das Keyboard beleuchtet ist. Ich sitze im sonst dunklen, kalten Zimmer mit dem neuen selbstgestrickten Kapuzenpullover und einer Wärmflasche auf den zum Schneidersitz gekreuzten Beinen, es ist Südwind, die Züge sind laut wie im Sommer. Eine wundersame Nacht und gleich werde ich schlafen können.
akrabke | 12. November 2013, 03:00 | 0 Kommentare
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Topic: Leben ist Leiden
Auf dem Gelände ist nach 100 Jahren Bauzeit nun Ruhe eingekehrt. Die Familien sind in ihre großzügig geschnittenen Lofts gezogen und von hier, wo wir unser täglich Brot erarbeiten, können wir durch ihre Südostvollverglasungen sehen, was sie so machen. Tagsüber machen sie nichts, denn sie sind gar nicht da, weil sie nämlich ebenfalls arbeiten müssen. Auf dem Hof wurden Bäume gepflanzt, Laternen installiert und Bänke aufgestellt, es gibt ein paar kleinere Rasenflächen und drüben eine Art Loungelandschaft aus Holz. Gestern konnte man eine Fotografin beobachten, die eines der Lofts im Erdgeschoss ausgiebig ablichtete, dazu war drinnen alles an Leuchtmitteln angeschaltet, was Deckenstrahler und … ach, ich weiß jetzt nicht, welche Namen teures Gelamp trägt, aber sicherlich ist alles vom Feinsten. Beim Vorbeigehen erblickte ich Parkettfußboden, Küchenzeilen und sehr gerade glatte Wände. Glatte Wände habe ich daheim ja nicht, aber was mich wirklich neidisch macht, ist Parkettfußboden. Ich hätte gern Parkettfußboden und dann würde ich endgültig alle meine Möbel verkaufen, damit möglichst viel davon zu sehen wäre.
Dieser Text heute führt zu nichts, aber so sind nun meine Gedanken. Neid und Geiz bzw. Gier. Denn ebenfalls denke ich darüber nach, dass ich für einen Bittstellerjob nicht geschaffen bin. Ich habe einen schönen großen Pflanzen-Fotokalender gestaltet und 60 Stück davon drucken lassen, und sehe mich nun vor der Aufgabe, die Menschen davon in Kenntnis zu setzen, damit Sie mir eines dieser Freude verbreitenden Objekte für 19,90 abkaufen – wenn Sie also wollen …? Der kleinliche Persönlichkeitsanteil grübelt nachts darüber nach, ob das eine sinnvolle Investition war, oder bloß eine bescheuerte Idee, der andere Teil glaubt daran, dass alles so seine Richtigkeit hat, ist an Zahlen (Geld) nicht interessiert und praktiziert Karmayoga: Am besten alle Kalender verschenken. Und? Hat doch Spaß gemacht! Spaß für 450 EUR netto, kleinlicht die andere Seite. Dann geh ich lieber noch sechsmal zur zweistündigen Ganzkörper-Massage, blabla und so weiter.
Für eine Einkommens- und Verbrauchsstichprobe habe ich mich beim Statistischen Bundesamt verpflichtet und führe nun Buch über meine Ausgaben. Ich finde es wichtig, dass wir armen selbstständigen Kreativen darin auftauchen. Alkohol 4,80 im September, ein Bier vom Kiosk und ein Glas Rotwein mit der Buddhistin. Aber im Café Frühstücken mit der Leserin oder allein schlägt mit über 100 Euro zu Buche, meine Güte, genausoviel wie die Einkäufe im Bioladen.
Da ist es gut, dass ich mir meine Klamotten jetzt selbst stricke, die Wolle für einen Pullover hat 20 Euro gekostet, die emsigen Arbeitsstunden natürlich nicht mitgerechnet. Bei meinem normalen Stundensatz müsste so ein Kleidungsstück über 1.000 Euro kosten. Ich glaube nicht, dass ich potentielle Kunden von diesem Preis überzeugen könnte. Vielleicht sollte ich aber mal gegenüber in den Lofts fragen. Ist ein Unikat, ihr wisst schon. Euer Fußboden hat mindestens das Zehnfache gekostet.
Dieser Text heute führt zu nichts, aber so sind nun meine Gedanken. Neid und Geiz bzw. Gier. Denn ebenfalls denke ich darüber nach, dass ich für einen Bittstellerjob nicht geschaffen bin. Ich habe einen schönen großen Pflanzen-Fotokalender gestaltet und 60 Stück davon drucken lassen, und sehe mich nun vor der Aufgabe, die Menschen davon in Kenntnis zu setzen, damit Sie mir eines dieser Freude verbreitenden Objekte für 19,90 abkaufen – wenn Sie also wollen …? Der kleinliche Persönlichkeitsanteil grübelt nachts darüber nach, ob das eine sinnvolle Investition war, oder bloß eine bescheuerte Idee, der andere Teil glaubt daran, dass alles so seine Richtigkeit hat, ist an Zahlen (Geld) nicht interessiert und praktiziert Karmayoga: Am besten alle Kalender verschenken. Und? Hat doch Spaß gemacht! Spaß für 450 EUR netto, kleinlicht die andere Seite. Dann geh ich lieber noch sechsmal zur zweistündigen Ganzkörper-Massage, blabla und so weiter.
Für eine Einkommens- und Verbrauchsstichprobe habe ich mich beim Statistischen Bundesamt verpflichtet und führe nun Buch über meine Ausgaben. Ich finde es wichtig, dass wir armen selbstständigen Kreativen darin auftauchen. Alkohol 4,80 im September, ein Bier vom Kiosk und ein Glas Rotwein mit der Buddhistin. Aber im Café Frühstücken mit der Leserin oder allein schlägt mit über 100 Euro zu Buche, meine Güte, genausoviel wie die Einkäufe im Bioladen.
Da ist es gut, dass ich mir meine Klamotten jetzt selbst stricke, die Wolle für einen Pullover hat 20 Euro gekostet, die emsigen Arbeitsstunden natürlich nicht mitgerechnet. Bei meinem normalen Stundensatz müsste so ein Kleidungsstück über 1.000 Euro kosten. Ich glaube nicht, dass ich potentielle Kunden von diesem Preis überzeugen könnte. Vielleicht sollte ich aber mal gegenüber in den Lofts fragen. Ist ein Unikat, ihr wisst schon. Euer Fußboden hat mindestens das Zehnfache gekostet.
Topic: gesehen
Jetzt habe ich hier mehrere Sachen gleichzeitig am machen, erstmal das Fenster schließen, die Wolken haben sich wieder verdichtet und das Sofa liegt im Schatten. Also – das Strickzeug (stricken, evtl. nachdenken), das MacBook (lesen, schreiben) und ein Buch (lesen), der Getreidekaffee ist schon getrunken. Ich könnte jetzt alles abwechselnd machen, ein paar Zeilen lesen, einige Runden stricken und an diesem Text schreiben. Und so mach ich's auch.
Mir geht vieles im Kopf herum. Nicht nur die nebenan heraufbeschworenen Bilder von aufgesägten Brustkörben, die ja eigentlich nur das Thema Vergänglichkeit evozieren. Vergänglich sein tut meistens weh, manchmal ist es aber auch schön, wenn zum Beispiel Liebeskummer vergangen ist oder ein bestimmtes zehrendes Verlangen sich erledigt hat.
Auf dem Bücherstapel im Flur, der eigentlich zum Antiquariat soll, finde ich Jed McKennas Trilogie wieder, über Erleuchtung und so. Und ich stricke an meinem zweiten Pullover in diesem Herbst, der erste hat noch einiges Unperfektes, die Ärmel hätten vielleicht einen Zentimeter länger sein können. Ich hatte nicht bedacht, dass Ärmel sich beugen und durchs Knautschen verkürzen, und jetzt schließen sie in der Ruhestellung genau am Handgelenk ab, aber es wäre schöner, wenn sie bis zum Daumenansatz reichten. Der neue Pullover ist aus naturgrauer Biowolle und wird eine großzügige Kapuze bekommen. Und längere Ärmel. Ich könnte mir jetzt als viertes noch ein paar Dinkelwaffeln mit Nussnougatcreme bereitstellen und alles schön vollschmieren. Vielleicht später.
Nach ein wenig Konzeptionsarbeit haben die Buddhistin und ich gestern einen Kneipenbummmel unternommen, durch sechs, sieben Kneipen. Komm, ruft die Buddhistin, mittlerweile bekannt für ihre Eilvorschläge, wir gehen rein, einmal durch und dann wieder raus, tun so als wären wir auf der Suche nach jemand, in Zeiten des mobilen Telefonats natürlich irgendwie unnötig, ich muss Pinkeln, sach ich, ja, dann gehen wir zusammen aufs Klo und fragen vorher. So machen wir's, auf unserem Spazierweg kehren wir kurz in jeder Kneipe ein, an der wir vorbeikommen, schnuppern Atmo, schauen uns suchend um und zack, sind wir wieder draußen. Die Luft ist hier frisch und nicht allzu kühl und beim weiterspazieren sprechen wir über unsere Eindrücke.
Jed McKenna ist einer dieser angeblich erleuchteten Menschen, mittlerweile ist nach seiner Trilogie ein viertes schmaleres Bändchen erhältlich, bisher aber nur in englisch. Ich hatte vorher noch nie Bambusstricknadeln, wie schön die gleiten und warm zwischen den Fingern liegen. Rechts, rechts, rechts, es ist wie eine Sucht, noch eine Masche, immer rechts herum, ich stricke gern ohne Nähte und mein Ehrgeiz ist es, die Kapuze in eins mit dran zu stricken, so wie ich mir das vorstelle, wird es gehen, die Kapuze ist dann wie ein riesiges Käppchen beim Sockenstricken.
Jed McKenna stresst den Leser mit seiner Darlegung der Sinnlosigkeit spirituellen Bemühens, denn diese findet nur innerhalb der Maya statt, und führt, anstatt sie zu schwächen, den Sucher eher in sie hinein, also in die Maya, die er als bloßen Traum beschreibt, so wie es die alten Schriften seit Jahrtausenden tun. Es gilt ihm, komplett aus diesem Traum zu erwachen, herauszutreten. Dann erst sei man wirklich befreit. Die spirituelle Übung hilft beim Aufwachen nicht, sie erleichtert und bereichert aber das Leben innerhalb der Maya.
McKennas Bücher sind nicht nur philosophische Ausführungen, sondern äußerst geistreich, scharfsinnig und brilliant erzählt. Ebenso wie Carlos Castaneda hält auch er sich versteckt. Im Netz gibt es nichts über ihn, keine Bilder, keine Biografien, keine persönlichen Webseiten. Aber man findet unzählige Texte, Foreneinträge und Diskussionsthreads, die sich mit seiner "Lehre" auseinandersetzen, sie auseinander nehmen, man findet Zustimmendes und Ablehnendes, aber niemals Gleichgültiges, denn dieser Autor rüttelt einen tatsächlich aus dem schönen Traum, als den sich unsere kleinen Leben herausstellen – in the end.

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts: Die Schleier der Maya
Seit jeher bin ich mit dem Begriff der Maya vertraut. In jungen Jahren habe ich damit gehadert, wie real sie sich anfühlt und es fiel mir schwer, ihrer Nicht-Realität zu vertrauen. Mittlerweile bin ich um Erfahrungen reicher, die mir erkennbar gemacht haben, auf welche Weise die absolute Wahrheit (um nichts anderes geht es hier) verschleiert wird. Trotzdem sind natürlich noch Schleier vorhanden, mal dichter, mal durchscheinender, je nachdem, aber ich kann ihre Existenz verstehen und somit durchschauen. Jed McKenna befindet sich (angeblich) außerhalb der Schleier der Maya, außerhalb heißt hier allerdings, dass es sie gar nicht (mehr) gibt. Die Lehren und Übungsanweisungen der meisten Lehrer behandeln das rechte Handeln innerhalb des Traums der Maya, und als solche haben sie auch Wirkung auf den Traum: Das Einhalten der Yamas und Niyamas hat zur Folge, dass Karma verbrannt wird und der (körperliche) Mensch in größtmöglicher Harmonie leben kann. Außerhalb der Maya, nach dem Aufwachen aus dem Traum ist Nichts mehr von all dem. Es ist vorbei, die Bindungen sind zerstört, die Aufgabe gelöst.
Und so sitze ich hier, lese, stricke und schreibe meine Gedanken auf. Die Wolken ziehen am Fenster vorbei und aus einem dicken grauen Wollfaden entsteht langsam ein Pullover, der diesen (vergänglichen) Körper im baldigen Winter warmhalten wird.
Mir geht vieles im Kopf herum. Nicht nur die nebenan heraufbeschworenen Bilder von aufgesägten Brustkörben, die ja eigentlich nur das Thema Vergänglichkeit evozieren. Vergänglich sein tut meistens weh, manchmal ist es aber auch schön, wenn zum Beispiel Liebeskummer vergangen ist oder ein bestimmtes zehrendes Verlangen sich erledigt hat.
Auf dem Bücherstapel im Flur, der eigentlich zum Antiquariat soll, finde ich Jed McKennas Trilogie wieder, über Erleuchtung und so. Und ich stricke an meinem zweiten Pullover in diesem Herbst, der erste hat noch einiges Unperfektes, die Ärmel hätten vielleicht einen Zentimeter länger sein können. Ich hatte nicht bedacht, dass Ärmel sich beugen und durchs Knautschen verkürzen, und jetzt schließen sie in der Ruhestellung genau am Handgelenk ab, aber es wäre schöner, wenn sie bis zum Daumenansatz reichten. Der neue Pullover ist aus naturgrauer Biowolle und wird eine großzügige Kapuze bekommen. Und längere Ärmel. Ich könnte mir jetzt als viertes noch ein paar Dinkelwaffeln mit Nussnougatcreme bereitstellen und alles schön vollschmieren. Vielleicht später.
Nach ein wenig Konzeptionsarbeit haben die Buddhistin und ich gestern einen Kneipenbummmel unternommen, durch sechs, sieben Kneipen. Komm, ruft die Buddhistin, mittlerweile bekannt für ihre Eilvorschläge, wir gehen rein, einmal durch und dann wieder raus, tun so als wären wir auf der Suche nach jemand, in Zeiten des mobilen Telefonats natürlich irgendwie unnötig, ich muss Pinkeln, sach ich, ja, dann gehen wir zusammen aufs Klo und fragen vorher. So machen wir's, auf unserem Spazierweg kehren wir kurz in jeder Kneipe ein, an der wir vorbeikommen, schnuppern Atmo, schauen uns suchend um und zack, sind wir wieder draußen. Die Luft ist hier frisch und nicht allzu kühl und beim weiterspazieren sprechen wir über unsere Eindrücke.
Jed McKenna ist einer dieser angeblich erleuchteten Menschen, mittlerweile ist nach seiner Trilogie ein viertes schmaleres Bändchen erhältlich, bisher aber nur in englisch. Ich hatte vorher noch nie Bambusstricknadeln, wie schön die gleiten und warm zwischen den Fingern liegen. Rechts, rechts, rechts, es ist wie eine Sucht, noch eine Masche, immer rechts herum, ich stricke gern ohne Nähte und mein Ehrgeiz ist es, die Kapuze in eins mit dran zu stricken, so wie ich mir das vorstelle, wird es gehen, die Kapuze ist dann wie ein riesiges Käppchen beim Sockenstricken.
Jed McKenna stresst den Leser mit seiner Darlegung der Sinnlosigkeit spirituellen Bemühens, denn diese findet nur innerhalb der Maya statt, und führt, anstatt sie zu schwächen, den Sucher eher in sie hinein, also in die Maya, die er als bloßen Traum beschreibt, so wie es die alten Schriften seit Jahrtausenden tun. Es gilt ihm, komplett aus diesem Traum zu erwachen, herauszutreten. Dann erst sei man wirklich befreit. Die spirituelle Übung hilft beim Aufwachen nicht, sie erleichtert und bereichert aber das Leben innerhalb der Maya.
McKennas Bücher sind nicht nur philosophische Ausführungen, sondern äußerst geistreich, scharfsinnig und brilliant erzählt. Ebenso wie Carlos Castaneda hält auch er sich versteckt. Im Netz gibt es nichts über ihn, keine Bilder, keine Biografien, keine persönlichen Webseiten. Aber man findet unzählige Texte, Foreneinträge und Diskussionsthreads, die sich mit seiner "Lehre" auseinandersetzen, sie auseinander nehmen, man findet Zustimmendes und Ablehnendes, aber niemals Gleichgültiges, denn dieser Autor rüttelt einen tatsächlich aus dem schönen Traum, als den sich unsere kleinen Leben herausstellen – in the end.

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts: Die Schleier der Maya
Seit jeher bin ich mit dem Begriff der Maya vertraut. In jungen Jahren habe ich damit gehadert, wie real sie sich anfühlt und es fiel mir schwer, ihrer Nicht-Realität zu vertrauen. Mittlerweile bin ich um Erfahrungen reicher, die mir erkennbar gemacht haben, auf welche Weise die absolute Wahrheit (um nichts anderes geht es hier) verschleiert wird. Trotzdem sind natürlich noch Schleier vorhanden, mal dichter, mal durchscheinender, je nachdem, aber ich kann ihre Existenz verstehen und somit durchschauen. Jed McKenna befindet sich (angeblich) außerhalb der Schleier der Maya, außerhalb heißt hier allerdings, dass es sie gar nicht (mehr) gibt. Die Lehren und Übungsanweisungen der meisten Lehrer behandeln das rechte Handeln innerhalb des Traums der Maya, und als solche haben sie auch Wirkung auf den Traum: Das Einhalten der Yamas und Niyamas hat zur Folge, dass Karma verbrannt wird und der (körperliche) Mensch in größtmöglicher Harmonie leben kann. Außerhalb der Maya, nach dem Aufwachen aus dem Traum ist Nichts mehr von all dem. Es ist vorbei, die Bindungen sind zerstört, die Aufgabe gelöst.
Und so sitze ich hier, lese, stricke und schreibe meine Gedanken auf. Die Wolken ziehen am Fenster vorbei und aus einem dicken grauen Wollfaden entsteht langsam ein Pullover, der diesen (vergänglichen) Körper im baldigen Winter warmhalten wird.
Topic: Einpunktigkeit
Nicht vergessen, immer zurück auf die Metaebene springen, und auf die Metaebene der Metaebene. Trotzdem immer wieder hineinfallen ins tägliche Geschehen, wenn doch nur das Zerren nicht wäre, so als wäre dies Wenige das Einzige, was es gibt. Und dann das Erstaunen darüber, dass diesen Sprung sonst niemand kennt. Sich niemand traut, jenen Sprung ins Nichts, wo bloß noch Wahrheit ist, und diese ist leer und still, oder wie man sie noch empfinden mag. Nicht vergessen.
Viel schlafen und dann wieder höchst emsige Tage mit gestalten und kodieren und sorgen, ob die Investitionen sich lohnen. Das klebt im Kopf und kann nicht weg, ebenso die vor Tagen gehörten Lieder, die gleich beim Aufwachen zur Stelle sind, als hätten sie die bewusstlose Nachtzeit neben dem Kopfkissen gewartet bis du aufwachst.
Viel schlafen und dann wieder höchst emsige Tage mit gestalten und kodieren und sorgen, ob die Investitionen sich lohnen. Das klebt im Kopf und kann nicht weg, ebenso die vor Tagen gehörten Lieder, die gleich beim Aufwachen zur Stelle sind, als hätten sie die bewusstlose Nachtzeit neben dem Kopfkissen gewartet bis du aufwachst.
Topic: Nah
Es ist gut, im Titel einen Verleser zu führen, wenn sonst eher Stille und Seichtheit vorherrschen. Ja, seichte Gedanken, dachte ich vorhin – F. erkannte ich erst spät als Musiker der Band, die auf dem Markt spielte, danach bin ich schnell hin, kurz umarmt und innerhalb von Sekunden wusste ich Details seines Selbstmordversuchs vor drei Jahren.
Abenddämmerung um viertelnachfünf, und ich möchte nichts von Selbstmorden hören.
Die Band gefiel mir. Durch geänderte Texte bringt sie dem Stadtteil Gemeinschaftsgefühl. Ironische Auswahl an seltsamen Hits und Filmmusiken der 60er mit ordentlich groove, einiges zum Mitsingen, manches aus blassesten Erinnerungen auftauchend, ich fast die ganze Zeit lächelnd. Schöne Gitarren, kraftvoller Gesang, dazu Bläser, einer von ihnen eben F., mittlerweile mit neuer Freundin, neuer Schwangerschaft und alten Träumen vom Häuschen auf dem Lande.
Song of Almost gab es auch in K.s Küche zum Geburtstag. Ihre Freunde, die eigentlich indirekt, aber umso intensiver mit vier Jahren meiner Lebenszeit zu tun haben. Alle mit diesen Spitznamen, ich die einzige mit echtem. Die anwesenden Männer dünn wie Bohnen, die Gürtel stehen von ihren nach innen gekehrten Bäuchen ab, niemand isst von K.s leckererem Kartoffelsalat, ich bin die, die dauernd aufsteht und sich den Teller voll läd. Du hast doch Bass gespielt, oder, werde ich gefragt, und es entsteht ein Gespräch, das ich in diesem Jahr schon oft geführt habe, dass wir kaum noch Musik hören, nicht beim Arbeiten, nicht beim Putzen, nicht bei sonstwas, dass wir stiller geworden sind, dass wir empfindlicher werden.
Und noch ein Lied, das überraschte Gekreische der Kinder im Hof, als ein Platzregen sie unter die Bäume treibt, aber ihr Versteckspiel kaum beeinträchtigen kann. Song of Almost, almost Überschwemmung, almost Matsche, almost durchnässt. Ich im Bett mit der Sommerversion Kopfende, nach Westen, almost schlafend, vom Regengeknatter auf dem Dach beruhigt. Musik.
Abenddämmerung um viertelnachfünf, und ich möchte nichts von Selbstmorden hören.
Die Band gefiel mir. Durch geänderte Texte bringt sie dem Stadtteil Gemeinschaftsgefühl. Ironische Auswahl an seltsamen Hits und Filmmusiken der 60er mit ordentlich groove, einiges zum Mitsingen, manches aus blassesten Erinnerungen auftauchend, ich fast die ganze Zeit lächelnd. Schöne Gitarren, kraftvoller Gesang, dazu Bläser, einer von ihnen eben F., mittlerweile mit neuer Freundin, neuer Schwangerschaft und alten Träumen vom Häuschen auf dem Lande.
Song of Almost gab es auch in K.s Küche zum Geburtstag. Ihre Freunde, die eigentlich indirekt, aber umso intensiver mit vier Jahren meiner Lebenszeit zu tun haben. Alle mit diesen Spitznamen, ich die einzige mit echtem. Die anwesenden Männer dünn wie Bohnen, die Gürtel stehen von ihren nach innen gekehrten Bäuchen ab, niemand isst von K.s leckererem Kartoffelsalat, ich bin die, die dauernd aufsteht und sich den Teller voll läd. Du hast doch Bass gespielt, oder, werde ich gefragt, und es entsteht ein Gespräch, das ich in diesem Jahr schon oft geführt habe, dass wir kaum noch Musik hören, nicht beim Arbeiten, nicht beim Putzen, nicht bei sonstwas, dass wir stiller geworden sind, dass wir empfindlicher werden.
Und noch ein Lied, das überraschte Gekreische der Kinder im Hof, als ein Platzregen sie unter die Bäume treibt, aber ihr Versteckspiel kaum beeinträchtigen kann. Song of Almost, almost Überschwemmung, almost Matsche, almost durchnässt. Ich im Bett mit der Sommerversion Kopfende, nach Westen, almost schlafend, vom Regengeknatter auf dem Dach beruhigt. Musik.
Topic: innen
Erst viel zu spät fällt mir ein, dass ich die Lieblingschefin hätte fragen können, was denn mit ihr los sei. Viel zu spät bedeutet dabei auch, dass ich mir zu viele Gedanken darüber mache, was denn überhaupt los ist. Sie neigt zur freundlichen Attacke, mit diesem Lächeln und dem besorgt schräg gehaltenen Haupt, ich möchte sie hier auch nicht kritisieren, denn eigentlich haben wir uns lieb und hätten beinahe mal geknutscht. Vielleicht ist die Mischung brisant, eine durchaus körperlich zu nennende Freundlichkeit zusammen mit der sicherlich notwenigen Chefinnen-Strenge, die jede Erotik wieder zertrampelt, wo sie gerade angeblüht war.
Was peinliche Gefühle anderer betrifft, so bin ich taktvoll, ich kenne sie nur zu gut und möchte die andere verschonen, verdränge aber, dass ich mich selbst dabei nicht schone. Ich kenne die Lieblingschefin so gut und als wir beinaheknutschten, war zwischen uns solch Behutsamkeit und Sanftheit, dass mir schon Bilder einer möglichen Zukunft ins Hirn waberten, dramatisch und ebenfalls peinlich, so bin ich bei der bloßen Empfindung geblieben, ihre pfirsichzarte Wange an meiner, mein Handrücken an ihrem Sommersprossenarm, und da war Lächeln und Seufzen und ich wusst' nicht, wohin damit.
Mit mir war jetzt jedenfalls nichts los, aber mir ihr. Hätte ich sie zurück gefragt, wäre sie sicher in Tränen ausgebrochen, aber derart blieb die Pein bei mir und hielt mich Nachts wach.

Das sind alles so kleine Dinger, die zusammengehören.
Googeln nach "Abgrenzung", denn ich hielt jetzt meine mangelnde Fähigkeit hierzu für den Auslöser nicht nur dieser Szene, sondern auch vieler anderer Probleme, viel zu viel, innerlich folgten Listen, wohin mich meine dauernde Verfügbarkeit schon gebracht hatte. Verfügbarkeit ist ein noch krasseres Wort als Erreichbarkeit, ersteres hat (für mich) zusätzlich eine körperliche Note, und da beginnt das ganze intim zu werden, zu nah. Ich fand einige Texte (z. B. hier http://www.medizin-im-text.de/blog/2011/886/abgrenzung/) und las mich im Thema Hochsensibilität fest, eine Art emotionalem Pendant zu Hochbegabung. Kannte ich noch nicht. Es gibt Fragebögen, die mich zu 100% als HSP (hochsensible Person) ausweisen und obwohl ich das Erschaffen von und sich Einordnen in Kategorien irgendwie unangenem finde, konnte ich mich spontan zugehörig fühlen. "Wir HSP" – in entsprechenden Foren war mir das dann aber doch zu fett, eine Gruppe HSPler ist an sich ein Witz.
Trotzdem, jetzt verstand ich Vieles. HSP haben keine Filter, um Stressvolles auszublenden, sind kreativ, emphatisch bis zur Selbstauflösung, durchdringen Stimmungen, Unausgesprochenes und Lügen sofort und so weiter. Der Verstand rast und möchte alles begreifen, nicht zuletzt das eigene Dasein und den Tod, es mangelt an Ruhe und der Fähigkeit, zwischen deinem und meinem zu unterscheiden, der Abgrenzung. Was oft wirkt wie schroffe Ablehnung und Verschlossenheit ist eher ein zu großes Mitgefühl, das den Menschen schnell erschöpft.
Meine Recherchen haben mir auch gezeigt, dass bereits ein Psycho-Markt entstanden ist und Therapeuten und Coaches Therapien und Methoden anbieten, um die Symptome zu lindern, nein, keine Symptome, schallt es durch die Foren, HS sei ja keine Kranheit, aber immerhin 15-20 % seien davon betroffen.
Allerdings habe ich das Gefühl (haha), dass mein gesamter Bekanntenkreis hochsensibel sein muss. Dass die Geschichten, die ich hier berichte, die Streitereien mit der Busenfreundin, die Sorgen um die Mutter, die Dialoge mit der Buddhistin, der Liebeskummer, die Reflexionen, die Wirrungen, die Selbstzweife und nicht zuletzt die spirituelle Suche dadurch so reichhaltig werden. Der Umgang mit HS sei lernbar und die Umwandlung von Empfindsamkeit und Verschlossenheit in Offenheit und Herzlichkeit durch Kreativität und Humor steht in Aussicht.
Also wieder eine Schublade. Die ich sofort verlasse, nachdem mich mancherlei Erkenntnis geflasht und dann entspannt hatte. Wie herrlich ich schlafen konnte. So als wäre eine Erlaubnis geschehen, so sein zu können. Eine Erlaubnis, die ich mir selbst gebe, natürlich.
Jetzt möchte der nimmermüde Geist natürlich gleich versuchen, das Konstrukt in die Yoga-Philosophie zu integrieren, denn es muss ja alles passen. Das kann er gerne machen, aber ohne mich. Ich ruh' mich derweil etwas aus.
Was peinliche Gefühle anderer betrifft, so bin ich taktvoll, ich kenne sie nur zu gut und möchte die andere verschonen, verdränge aber, dass ich mich selbst dabei nicht schone. Ich kenne die Lieblingschefin so gut und als wir beinaheknutschten, war zwischen uns solch Behutsamkeit und Sanftheit, dass mir schon Bilder einer möglichen Zukunft ins Hirn waberten, dramatisch und ebenfalls peinlich, so bin ich bei der bloßen Empfindung geblieben, ihre pfirsichzarte Wange an meiner, mein Handrücken an ihrem Sommersprossenarm, und da war Lächeln und Seufzen und ich wusst' nicht, wohin damit.
Mit mir war jetzt jedenfalls nichts los, aber mir ihr. Hätte ich sie zurück gefragt, wäre sie sicher in Tränen ausgebrochen, aber derart blieb die Pein bei mir und hielt mich Nachts wach.

Das sind alles so kleine Dinger, die zusammengehören.
Googeln nach "Abgrenzung", denn ich hielt jetzt meine mangelnde Fähigkeit hierzu für den Auslöser nicht nur dieser Szene, sondern auch vieler anderer Probleme, viel zu viel, innerlich folgten Listen, wohin mich meine dauernde Verfügbarkeit schon gebracht hatte. Verfügbarkeit ist ein noch krasseres Wort als Erreichbarkeit, ersteres hat (für mich) zusätzlich eine körperliche Note, und da beginnt das ganze intim zu werden, zu nah. Ich fand einige Texte (z. B. hier http://www.medizin-im-text.de/blog/2011/886/abgrenzung/) und las mich im Thema Hochsensibilität fest, eine Art emotionalem Pendant zu Hochbegabung. Kannte ich noch nicht. Es gibt Fragebögen, die mich zu 100% als HSP (hochsensible Person) ausweisen und obwohl ich das Erschaffen von und sich Einordnen in Kategorien irgendwie unangenem finde, konnte ich mich spontan zugehörig fühlen. "Wir HSP" – in entsprechenden Foren war mir das dann aber doch zu fett, eine Gruppe HSPler ist an sich ein Witz.
Trotzdem, jetzt verstand ich Vieles. HSP haben keine Filter, um Stressvolles auszublenden, sind kreativ, emphatisch bis zur Selbstauflösung, durchdringen Stimmungen, Unausgesprochenes und Lügen sofort und so weiter. Der Verstand rast und möchte alles begreifen, nicht zuletzt das eigene Dasein und den Tod, es mangelt an Ruhe und der Fähigkeit, zwischen deinem und meinem zu unterscheiden, der Abgrenzung. Was oft wirkt wie schroffe Ablehnung und Verschlossenheit ist eher ein zu großes Mitgefühl, das den Menschen schnell erschöpft.
Meine Recherchen haben mir auch gezeigt, dass bereits ein Psycho-Markt entstanden ist und Therapeuten und Coaches Therapien und Methoden anbieten, um die Symptome zu lindern, nein, keine Symptome, schallt es durch die Foren, HS sei ja keine Kranheit, aber immerhin 15-20 % seien davon betroffen.
Allerdings habe ich das Gefühl (haha), dass mein gesamter Bekanntenkreis hochsensibel sein muss. Dass die Geschichten, die ich hier berichte, die Streitereien mit der Busenfreundin, die Sorgen um die Mutter, die Dialoge mit der Buddhistin, der Liebeskummer, die Reflexionen, die Wirrungen, die Selbstzweife und nicht zuletzt die spirituelle Suche dadurch so reichhaltig werden. Der Umgang mit HS sei lernbar und die Umwandlung von Empfindsamkeit und Verschlossenheit in Offenheit und Herzlichkeit durch Kreativität und Humor steht in Aussicht.
Also wieder eine Schublade. Die ich sofort verlasse, nachdem mich mancherlei Erkenntnis geflasht und dann entspannt hatte. Wie herrlich ich schlafen konnte. So als wäre eine Erlaubnis geschehen, so sein zu können. Eine Erlaubnis, die ich mir selbst gebe, natürlich.
Jetzt möchte der nimmermüde Geist natürlich gleich versuchen, das Konstrukt in die Yoga-Philosophie zu integrieren, denn es muss ja alles passen. Das kann er gerne machen, aber ohne mich. Ich ruh' mich derweil etwas aus.
Topic: Arbeitstisch

Die Lieblingschefin weist mich zurecht. Dreimal hätte ich den gleichen Fehler übersehen, was denn mit mir los sei. Es macht mich fertig, wie sie diese Frage immer stellt: Was denn überhaupt los sei? Weiß ich doch nicht! Plumpe Unachtsamkeit? Überhaupt alles plump. In der Agentur, die gerade umbricht, herrscht eine seltsame Stimmung, die sogar die sonnenbeschienene Laubfärbung draußen trübt, ich weiß, dass sie einige Kolleginnen zurechtweisen musste, sie sagt nicht wen, aber ich kann es mir denken. Sicherlich ist alles sehr schwierig und am Ende unseres Treffens stehen ihr die Tränen in den Augen. Ich könnte mal gleich mitweinen, aber jetzt bin ich es, die tröstet.
Vielleicht geht mir einfach das dauernde Steinegesäge und das Pflastergerüttel auf dem Gelände auf den Wecker. Vielleicht sind es auch die Kunden, deren Art zu arbeiten und Sachen vorzubereiten ich nicht verstehe. Umständlich, unnütz, und wahrscheinlich bin ich eine Besserwisserin, die Rolle stresst sowieso. Explosive Mischung aus Perfektionismus und Konzentration auf gänzlich Anderes, Weniges, Wesentliches.
Beinahe sage ich der Lieblingschefin, dass ich gar nicht mehr möchte (Rückzieher sind meine große Stärke), ich habe auch keine Lust zu erklären, wie es zu den Fehlern kam (der Server ist voll mit Müll und ich habe mich im Ordner vertan und dann noch statt b g, liegen ja auch dicht beieinander, wenn man's nachts um elf eilig hat). Sie redet weiter und ich höre zu, beobachte mein Herz, das sich zusammenkrampft, sie müsse sich auf mich verlassen können, wenn alles drunter und drüber geht, sie wolle nicht jeden Pups kontrollieren müssen, und ob überhaupt …, aber eigentlich wolle sie ja … Und ganz am Ende wollen wir beide wieder, weil wir um unsere schöne Verbindung wissen, und dann eben die Beinahetränen, als sie berichtet, wie der Lieblingschef sie dauernd hängen lässt und überhaupt dessen doofe Gattin und so weiter – wahrlich, sie hat um ein Vielfaches mehr am Hacken, als ich mit meinem Wunsch nach einem minimalisierten Haushalt. (Habe gelesen, dass sich Minimalisten gegenseitig mit Listen übertrumpfen suchen, wie wenig Gegenstände sie besitzen, 100 Dinge sollten es höchstens sein. Ich frage mich, ob das Besteck, Socken, diverse Werkzeuge und Geschirr schon dazugehören, das wären bei mir schon knapp 200, also fail.)
Was denn gerade so wichtig sei, könnte sie fragen. Hier die kurze Liste mit Wichtigkeiten:
- mit der Mutter eine möglichst harmonische Zeit verbringen, wann immer wir uns treffen oder telefonieren
- die dunkle Dauerwolke, die über mir schwebt durchlichten
- Gesundheit erhalten
Topic: Auf Reisen
Und wieder frag ich nach dem Mitgefühl, was mach ich dann damit? Erstmal vor allem Mitgefühl mit dir selbst, antwortet die Buddhistin geduldig wie immer. Im Lokal, in dem ich noch nicht war, gibt es Kürbisschnitzel, alle bekannten Gesichter aus dem Stadtteil sind anwesend. Lecker, also die Schnitzel, panierte Schnitze vom Kürbis. Mitgefühl für die Ablehnung und die Wut. Spüren, was da ist, nicht immer weglaufen davon mit Psychologisieren der Situation. Ich weiß, ich weiß doch, aber es ist notwendig, es wieder zu hören, damit man sich nicht im Leben anderer Menschen verirrt. Hier selbst ist genug zu verirren.

Das passt.
Am liebsten hätte ich die Wohnung leer, damit mein Geist auch leer sein kann. Eigentlich könnten alle Bücher weg, aber dann hätte ich ein großes leeres Regal. Und die CDs, alle weg, dann wäre auch das Board, das mein erster Freund K. mir aus Palettenholz geschreinert hat, überflüssig. Gewachste Planken, äußerst schlicht, nicht allzu tief für Taschenbücher, Gebundene konnte ich mir damals nicht leisten. Und der letzte noch zu überdenken gewesende Beutel mit Altkleidern ist nun auch im Container, bitte keine Stoffreste, steht drauf, naja, es ist ein kleiner Rest Seide aus China mit drin, lass ich so. Was könnte man nicht alles recyclen, die Freundin der Buddhistin schneidert Gegenstände, die schon ein jeder besitzt, jetzt soll sie einen Etui-Prototyp aus alten Mountainbikereifen herstellen, irgendwie stecken da zu viele Leute mit drin, der Mountainbikefahrer, der Initiator, die Designerin, die Näherin, 32 Euro, damit alle was davon haben. Viel zu teuer, befinden wir, so wird das nichts mit dem Recyclinggewerbe. Es gibt ja auch Leute, die aus alten Büchern Landschaften schnitzen oder Skulpturen, dazu wäre ich zu faul, ich bekomme ja nicht mal die Beine der Bank abgesägt, Säge besorgen, Schrauben für die Rollen suchen, Rollen festschrauben, Kram wieder einräumen.
Das ganze Rumgeräume geht mir auf die Nerven. Im Geist ist Unordnung. Eine Freundin der Busenfreundin hat fast gar keinen Besitz, einen Tisch, auf dem nichts steht, einen Herd mit wahrscheinlich einem Topf, einen einzigen, höchstens zwei Stühle, so genau weiß ich das nicht, aber imponierend die Leere in ihrer Wohnung konträr zu ihrer unglaublichen Verstörtheit. Mir kommt mein Wunsch nach Besitzlosigkeit selbst etwas seltsam vor. Als dürfte ich nichts besitzen, das mich unnötig bindet. Als würde ich mich verabschieden auf eine lange Reise mit kleinem Gepäck, von der ich möglicherweise nicht zurückkomme. Oder als hätte ich keine Zeit, noch groß sesshaft zu werden. Oder eine Art Mitgefühl für die Menschen im meinem Leben, nah oder etwas ferner, deren Lebenszeit übersichtlicher ist als die meine, erwartete.

Das passt.
Am liebsten hätte ich die Wohnung leer, damit mein Geist auch leer sein kann. Eigentlich könnten alle Bücher weg, aber dann hätte ich ein großes leeres Regal. Und die CDs, alle weg, dann wäre auch das Board, das mein erster Freund K. mir aus Palettenholz geschreinert hat, überflüssig. Gewachste Planken, äußerst schlicht, nicht allzu tief für Taschenbücher, Gebundene konnte ich mir damals nicht leisten. Und der letzte noch zu überdenken gewesende Beutel mit Altkleidern ist nun auch im Container, bitte keine Stoffreste, steht drauf, naja, es ist ein kleiner Rest Seide aus China mit drin, lass ich so. Was könnte man nicht alles recyclen, die Freundin der Buddhistin schneidert Gegenstände, die schon ein jeder besitzt, jetzt soll sie einen Etui-Prototyp aus alten Mountainbikereifen herstellen, irgendwie stecken da zu viele Leute mit drin, der Mountainbikefahrer, der Initiator, die Designerin, die Näherin, 32 Euro, damit alle was davon haben. Viel zu teuer, befinden wir, so wird das nichts mit dem Recyclinggewerbe. Es gibt ja auch Leute, die aus alten Büchern Landschaften schnitzen oder Skulpturen, dazu wäre ich zu faul, ich bekomme ja nicht mal die Beine der Bank abgesägt, Säge besorgen, Schrauben für die Rollen suchen, Rollen festschrauben, Kram wieder einräumen.
Das ganze Rumgeräume geht mir auf die Nerven. Im Geist ist Unordnung. Eine Freundin der Busenfreundin hat fast gar keinen Besitz, einen Tisch, auf dem nichts steht, einen Herd mit wahrscheinlich einem Topf, einen einzigen, höchstens zwei Stühle, so genau weiß ich das nicht, aber imponierend die Leere in ihrer Wohnung konträr zu ihrer unglaublichen Verstörtheit. Mir kommt mein Wunsch nach Besitzlosigkeit selbst etwas seltsam vor. Als dürfte ich nichts besitzen, das mich unnötig bindet. Als würde ich mich verabschieden auf eine lange Reise mit kleinem Gepäck, von der ich möglicherweise nicht zurückkomme. Oder als hätte ich keine Zeit, noch groß sesshaft zu werden. Oder eine Art Mitgefühl für die Menschen im meinem Leben, nah oder etwas ferner, deren Lebenszeit übersichtlicher ist als die meine, erwartete.
Topic: Einpunktigkeit
Noch nie so viele Sitzgelegenheiten rumstehen gehabt. Ich könnte endlich mal Gäste einladen und alle hätten Platz. Eine alte Truhenbank für die Küche, in der aller Kram Platz hätte, die Körbe, das Altpapier, die Flaschen mit den alkoholischen Getränken, die niemand trinkt, Dinge eben. Sie sieht in der kleinen Küche aus wie ein Monstrum, vielleicht die Beine absägen, 55 cm Sitzhöhe, wer denkt sich sowas aus? Zum Holzwurmscreening ein Schälchen mit Eicheln hinstellen, da fressen dann die Tierchen weiter, oder das Holz mit Zwiebel einreiben zum Vergrämen.
Ich bin auch vergrämt. Die Menschen vergrämen mich von öffentlichen Orten. Überall müssen sie ihre Geräusche machen und sich in meine Hirnwindungen reinfressen; mit der Mutter still im Dom gesessen, und wer muss gerade in dieser Viertelstunde hochhackig nach den Opferkerzen schauen kommen, dann hochhackig weg, um Neue zu holen, dann wieder hochhackig her und jede einzeln auf das Metallregal scheppern, und noch eine – und noch eine.
Ich weiß nicht, wo die Wut herkommt, die ist ja nicht erst seit dem misslungenen Retreat da. Zuhause wenigstens ist es friedlich, während möglicherweise holzliebhabende Wesen in der Küche vor sich hinfuttern, sitze ich still auf der Matte, halbe Stunde um halbe Stunde, momentelang bringe ich den Geist zum Schweigen, erreiche wieder diesen flow und wie das Mantra da in der Leere schwebt, ist bemerkenswert, die Zeilen vertauschen sich, ich bin mir nicht mehr sicher, ob sie überhaupt eine Reihenfolge haben, und tatsächlich, diesen namenlosen Zustand genießen als einen der bisher höchsten – ob es jemals ein Ziel, ein Ende dieses Strebens gibt? In der Theorie kenne ich die samadhis beim Namen, savikalpa oder nirvikalpa. Wie sich sich anfühlen … – es gibt keine rechten Worte für das mögliche Geschehen beim Rumsitzen.
Überhaupt ist Sprechen nicht das Wahre
(Punkt setzen und schweigend ab)
Ich bin auch vergrämt. Die Menschen vergrämen mich von öffentlichen Orten. Überall müssen sie ihre Geräusche machen und sich in meine Hirnwindungen reinfressen; mit der Mutter still im Dom gesessen, und wer muss gerade in dieser Viertelstunde hochhackig nach den Opferkerzen schauen kommen, dann hochhackig weg, um Neue zu holen, dann wieder hochhackig her und jede einzeln auf das Metallregal scheppern, und noch eine – und noch eine.
Ich weiß nicht, wo die Wut herkommt, die ist ja nicht erst seit dem misslungenen Retreat da. Zuhause wenigstens ist es friedlich, während möglicherweise holzliebhabende Wesen in der Küche vor sich hinfuttern, sitze ich still auf der Matte, halbe Stunde um halbe Stunde, momentelang bringe ich den Geist zum Schweigen, erreiche wieder diesen flow und wie das Mantra da in der Leere schwebt, ist bemerkenswert, die Zeilen vertauschen sich, ich bin mir nicht mehr sicher, ob sie überhaupt eine Reihenfolge haben, und tatsächlich, diesen namenlosen Zustand genießen als einen der bisher höchsten – ob es jemals ein Ziel, ein Ende dieses Strebens gibt? In der Theorie kenne ich die samadhis beim Namen, savikalpa oder nirvikalpa. Wie sich sich anfühlen … – es gibt keine rechten Worte für das mögliche Geschehen beim Rumsitzen.
Überhaupt ist Sprechen nicht das Wahre
(Punkt setzen und schweigend ab)
akrabke | 10. Oktober 2013, 18:51 | 0 Kommentare
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