Topic: gelesen
Ich mach jetzt auch in Büchern, und zwar in Bücher abstoßen. Meine erste Sammlung bestand aus 22 gut erhaltenen und halbwegs interessanten Exemplaren, für die mir momox knapp 65 Euro bezahlte. Eines war ein philosophisch-esoterisches von Wayne Dyer und brachte immerhin 17 Euro, kostete mich damals nur 12. Der Rest der Bücher fiel ordentlich ab. Taschenbücher bringen nur Groschenbeträge, über zweidrei Euro sind schon ziemlich viel. Trotzdem immer noch besser als ein Euro Stückzahl beim Antiquariat.
Die Qualität der Bücher im zweiten Paket war nicht mehr ganz so brilliant, schließlich behalte ich meine Lieblingsbücher und es waren nur noch einige Restschätzchen abzustoßen. Brachten 39 Euro für 31 Stück. Mehr Gutes hab ich jetzt auch nicht. Taschenbücher dürfen im Rücken keine Knicke haben und die Umschläge Gebundener keine auffallende Beschädigungen. Vieles reicht nur noch fürs öffentliche Bücherregal im Stadtteil.
Jetzt hab ich ein Fach frei und der Rest steht recht lose auf den Brettern und kippt zur Seite. Ordnung mach ich nächste Woche. Vielleicht auch mal Staub wischen. Ich erwäge die Anschaffung eines E-Book-Readers.
Die Qualität der Bücher im zweiten Paket war nicht mehr ganz so brilliant, schließlich behalte ich meine Lieblingsbücher und es waren nur noch einige Restschätzchen abzustoßen. Brachten 39 Euro für 31 Stück. Mehr Gutes hab ich jetzt auch nicht. Taschenbücher dürfen im Rücken keine Knicke haben und die Umschläge Gebundener keine auffallende Beschädigungen. Vieles reicht nur noch fürs öffentliche Bücherregal im Stadtteil.
Jetzt hab ich ein Fach frei und der Rest steht recht lose auf den Brettern und kippt zur Seite. Ordnung mach ich nächste Woche. Vielleicht auch mal Staub wischen. Ich erwäge die Anschaffung eines E-Book-Readers.
Topic: Liebes Tagebuch
Es ist betrüblich, wie wenig Geld ich für die CDs bekommen habe. Bei momox hab ich zuvor Preise angetestet, da gibt es bloß Cent-Beträge. Für Phil Collins und Alanis Morisette nichts bzw. die werden erst gar nicht genommen. Netter Versuch, lieber packe ich den Plastikkram in den großen Rucksack und versuch's damit beim nahegelegenen An- und Verkaufshaus. Nachdem der Mann hinter dem Blechtresen die Scheiben durchgesehen hat, krieg' ich 100 Euro auf die Hand. Ungefähr ein Viertel der CDs nehme ich wieder mit nach Haus, ich hab nicht gezählt. Den Rest stelle ich in einer Tüte an die Straße, nach knapp einer Stunde ist sie verschwunden.
Und mit ihr die Erinnerungen an eine Zeit. Heimliche Affäre mit dem Appetitlichen. Wollte ihm nah sein über die Musik. Nicht mit Herrn Collins oder Frau Morissette, das war noch vor seiner Zeit, aber mit dem Britpop-Zeugs. Wir beide seit ewigen Zeiten Beatles-Fans, sentimentale Gespräche über Texte und Melodien in der WG-Küche, nebst eifersüchtiger Busenfreundin. Da waren sie noch zusammen. Erst nachdem wir alle auszogen und jeder allein wohnte und etwas Ruhe eingekehrt war nach der bescheuerten Trennungsphase, kamen der Appetitliche und ich uns näher, diesmal auch körperlich. Eine dieser anstrengenden Liebesgeschichten, wenn man überhaupt von Liebe sprechen konnte. Zuneigung sicherlich, Begehren auch; aber die anderen Frauen in seiner Warteschleife machten mich fertig. Ich verkaufte mich deutlich unter Preis.
Hinzu kamen die Ausgaben für die CDs. Jetzt will ich nichts mehr davon hören. Wir hatten gemeinsame Lieblingsplatten, Travis, Blur, eine Zeit mit Aimee Man (wird die so geschrieben, ich hab nichtmal Lust nachzusehen). Einmal, die Sache mit den Keksen – es stellte sich heraus, dass da nicht nur Hasch drin war, wir hatten Writing to reach you als Schleife laufen. Stundenlang, und sehr laut. Arme Nachbarn. Durch die Kekse landeten wir wer weiß wo, das war nicht so richtig schön, tolle Farben zwar, am Ende eine Ernüchterung. Danach gingen wir ins Bett.
Von Chaos war die Zeit getränkt, aufregend durch die Heimlichkeiten, oft vergaß sogar ich uns, wenn wir mit den anderen unterwegs waren und nichts darauf hindeutete, dass wir ... naja, wie sagt man das jetzt – heimlich fickten, hört sich cool an, so als bedeutete das nicht viel. In Wahrheit war ich erschreckend süchtig danach. Eine erregende Mischung aus Aufmerksamkeit, guten Gesprächen, gemeinsamem Musikhören und Akte X schauen und dem unweigerlichen Aufeinandertreffen unserer Körper im zweiten Teil der Nacht.
Wenn er nicht bei mir war, gab es die Musik, die alle Gefühle nochmal hochkochen ließen. Vorranging waren das wohl meine eigenen Empfindungen – in dem romantischen Garten meiner Selbst wucherten sie vor sich hin, um sich bedürftig am Appetitlichen festzukrallen. Schrecklich. Aber so ist es wohl oft mit der Liebe. Alles bloß Projektion.
Musik und Gefühle hängen eng zusammen und die CDs, die ich nun an die Allgemeinheit zurückgegeben habe, waren Symbol und Ausdruck dieser oft so unseligen Mixtur. Jetzt sind sie weg. Behalten habe ich Beatles, Blur, Oasis, Graham Coxon und ein paar andere Perlen des Brit-Pop. Jene gefühlsunbelasteten Zeugen meines Lebens, als ich noch bzw. wieder ich selbst war. Passen in zwei Schubladen. Das ist echt schön.
Und mit ihr die Erinnerungen an eine Zeit. Heimliche Affäre mit dem Appetitlichen. Wollte ihm nah sein über die Musik. Nicht mit Herrn Collins oder Frau Morissette, das war noch vor seiner Zeit, aber mit dem Britpop-Zeugs. Wir beide seit ewigen Zeiten Beatles-Fans, sentimentale Gespräche über Texte und Melodien in der WG-Küche, nebst eifersüchtiger Busenfreundin. Da waren sie noch zusammen. Erst nachdem wir alle auszogen und jeder allein wohnte und etwas Ruhe eingekehrt war nach der bescheuerten Trennungsphase, kamen der Appetitliche und ich uns näher, diesmal auch körperlich. Eine dieser anstrengenden Liebesgeschichten, wenn man überhaupt von Liebe sprechen konnte. Zuneigung sicherlich, Begehren auch; aber die anderen Frauen in seiner Warteschleife machten mich fertig. Ich verkaufte mich deutlich unter Preis.
Hinzu kamen die Ausgaben für die CDs. Jetzt will ich nichts mehr davon hören. Wir hatten gemeinsame Lieblingsplatten, Travis, Blur, eine Zeit mit Aimee Man (wird die so geschrieben, ich hab nichtmal Lust nachzusehen). Einmal, die Sache mit den Keksen – es stellte sich heraus, dass da nicht nur Hasch drin war, wir hatten Writing to reach you als Schleife laufen. Stundenlang, und sehr laut. Arme Nachbarn. Durch die Kekse landeten wir wer weiß wo, das war nicht so richtig schön, tolle Farben zwar, am Ende eine Ernüchterung. Danach gingen wir ins Bett.
Von Chaos war die Zeit getränkt, aufregend durch die Heimlichkeiten, oft vergaß sogar ich uns, wenn wir mit den anderen unterwegs waren und nichts darauf hindeutete, dass wir ... naja, wie sagt man das jetzt – heimlich fickten, hört sich cool an, so als bedeutete das nicht viel. In Wahrheit war ich erschreckend süchtig danach. Eine erregende Mischung aus Aufmerksamkeit, guten Gesprächen, gemeinsamem Musikhören und Akte X schauen und dem unweigerlichen Aufeinandertreffen unserer Körper im zweiten Teil der Nacht.
Wenn er nicht bei mir war, gab es die Musik, die alle Gefühle nochmal hochkochen ließen. Vorranging waren das wohl meine eigenen Empfindungen – in dem romantischen Garten meiner Selbst wucherten sie vor sich hin, um sich bedürftig am Appetitlichen festzukrallen. Schrecklich. Aber so ist es wohl oft mit der Liebe. Alles bloß Projektion.
Musik und Gefühle hängen eng zusammen und die CDs, die ich nun an die Allgemeinheit zurückgegeben habe, waren Symbol und Ausdruck dieser oft so unseligen Mixtur. Jetzt sind sie weg. Behalten habe ich Beatles, Blur, Oasis, Graham Coxon und ein paar andere Perlen des Brit-Pop. Jene gefühlsunbelasteten Zeugen meines Lebens, als ich noch bzw. wieder ich selbst war. Passen in zwei Schubladen. Das ist echt schön.
Topic: gelesen
Die Lesung hatte mich sehr aufgewühlt. Zurück blieb ein Gefühl von Versagen und die Frage und was ist mit meinen Talenten? Ich las mich Stunden durch die alten Dokumente des Literaturforums, das ich damals mit den anderen, auch S. war dabei, vollgeschrieben hatte. Zwölf, fünfzehn Jahre ist das her. Es hatte eher die Funktion eines gemeinsamen Blogs, das sogenannte Gästebuch eines tatsächlichen Forums für Literatur. Als dies zu Ende ging, fing Neues an, mit dem eigenen Blog, jeder schrieb für sich. Ob das eine das andere ausgelöst hat, ist schwer zu sagen. Das Gästebuch besteht immer noch, die richtig guten Schreiber, wie S., tauchen dort aber nicht mehr auf. Zurück blieben z. B. G., der weiterhin mit seiner fast unerträglichen Penetranz das Geschehen dominiert und nur wenige andere, die noch lesbar sind.
Ich habe ungefähr zwei Jahre dort mitgeschrieben. Beim Durchscrollen und Suchen lese ich hauptsächlich meine eigenen Sachen, es wäre sonst viel zu viel, ich lese S. und auch Frl. Montez, die ich von damals kenne. Meine Texte sind größtenteils Tagebucheinträge der Reise in die große Stadt und beschäftigen sich mit den Erlebnissen, die mir eine unmögliche und zugleich äußerst romantische Liebschaft bescherte.
Wir Schreiber waren im Aufbruch, damals. Wir wollten hinaus mit unserem Geschriebenen, und dass die Welt nun lesen konnte, was unsere intimsten Gedanken waren, erregte jede/n gleichermaßen. Es entstanden Freundschaften, Liebes- und andere Arten von Beziehungen, genau wie das später unter den bekannten Bloggern üblich war (hab ich mir sagen lassen). Gut gesetzte Worte waren für mich große Schätze, und ich wäre zu Vielem bereit gewesen, würden solche Worte nur für mich erdacht.
Einige meiner eigene Sachen überraschten mich gestern beim neu Nachlesen. Wie gern hatte ich das Lob dafür entgegengenommen. Es war alles drin, Beobachtungsgabe, Frechheit und ein recht reichhaltiges Vokabular, mit dem ich mir Ausdruck zu schaffen vermochte. Und vielmehr noch: das Staunen.
Natürlich fällt einem das Staunen in einer südostasiatischen Metropole leichter als zuhause, wo man jeden Bordstein und jeden Mülleimer kennt. Dort aber sah alles anders aus, die Gesichter der Menschen, die langen Hochhäuser, das Licht, die Insel selbst, auf der das schroffe Leben vor sich hinlärmte. Und die Liebe, die mich mit ihrer Zartheit einfach umhaute, nie wieder so erlebt. Beinahe ein Dutzend Jahre ist es her, dass ich losfuhr und die Erinnerung ist immer noch verdammt leuchtend.
Wo ist das Staunen hin? Ist danach dergleichen nicht mehr passiert?
Als ich ein halbes Jahr später zurückkam, verunglückte eine Freundin, die Fahrerin, mit dem Krad und starb beinahe. Ich trug schwer daran und konnte noch weniger begreifen, dass ihr geliebter Bruder kurz danach wirklich starb, ebenfalls beim Motorradfahren. Ich musste mich losmachen, das Sterben ergründen und ebenso das Leben. Nach einigen odysseehaften Ausflügen in die Esoszene landete ich schließlich nach Monaten und Jahren bei den Yogis und studierte Philosophie – Vedanta, Tantra, die alten Schriften, Meditation und begegnete meinem Lehrer Swami V.
Ich hab das schon mal versucht zu erklären, Yoga ist eine Wissenschaft über das Bewusstsein (und kein Rumgehopse, das ist nur dazu da, den Körper geschmeidig zu halten) und ebenso eine Landkarte durch die Hindernisse, die einem auf dem Weg zur Erleuchtung begegnen. Die nicht unbedingt garantiert wird, die aber klare Definitionen besitzt. Diese Landkarte ist äußerst genau und wenn du sie benutzt und mit ihr nach Innen gehst, gibt es, zumindest theoretisch, keine Fragen mehr.
Keine Fragen. Irgendwann ist wirklich alles durcherklärt, durchnummeriert, verschlagwortet, eingeordnet und durchgequatscht. Jedes Problem, jede unangeneme und auch angenehme Gefühlsregung lässt sich zurückverfolgen auf ein paar wenige Konstanten, du gehst eher und lieber in die Beobachterposition als dich mit dem Durcheinander zu beschäftigen, das menschliches Sein so mit sich bringt. Das heißt nicht, dass es gar keine Beschäftigung damit gibt, aber die Sichtweise ist eine gänzlich andere, entferntere.
Es ist etwas traurig vielleicht eingestehen zu müssen, dass die yogische Sichtweise dich des Staunens berauben kann. Die Lust, sich auf Intensives einzulassen, schwindet, weil aller Voraussicht nach das Intensive nur aus bestimmten Gründen intensiv sein wird, die du im Vorfeld klärst und deshalb ein Einlassen unnötig oder sogar unmöglich machen. Das gilt sicher für die Liebe, die Menschen so als Liebe bezeichnen, aus Gier oder Eitelkeit betrieben, und solcher Grundgefühle mehr, die wiederum aufgelistet und durchgequatscht wurden bis auf die Knochen.
Was meine Texte von damals und auch die der Anderen auszeichnet, ist die Bedingungslosigkeit, mit der wir uns einlassen und schreiben. Wir waren bereit zu erforschen, was da ist und uns nicht ruhen lässt. Da wurde gefühlt, gelacht und geweint, auch gestritten und reingegrätscht, mit einer Eindringlichkeit, zu der ich heute einfach keine Lust mehr habe. Sie würde mir nämlich die Stille nehmen, nach der es mich noch mehr sehnt.
Stimmt das denn? Ist da kein anderes Sehnen mehr? Kommt das Staunen aus der Erfüllung der Sehnsucht?
Sicherlich, jene Liebe hat viele Aspekte meiner eigenen Sehnsucht stillen können und vielleicht auch die der geliebten Person, trotzdem blieb die Liebe begrenzt – örtlich, zeitlich, alles-lich.
Wenn ich jetzt nochmal darüber lese, erstaunt mich eines: mein Staunen. Du bist der stürmische Morgen, so ganz plötzlich wehst du zu mir herüber, du Eskimoauge mit dreieckigen Brauen darüber als Segel, du Wüstenwind, der fremde Gewürze bringt aus dem Norden, du sonnenstrahlendes Lachen, du südliches Kissen, um das ich mich schlinge und dessen Goldstaub auf mir liegt den ganzen Tag. Wir unentdecktes Land.
Ich habe ungefähr zwei Jahre dort mitgeschrieben. Beim Durchscrollen und Suchen lese ich hauptsächlich meine eigenen Sachen, es wäre sonst viel zu viel, ich lese S. und auch Frl. Montez, die ich von damals kenne. Meine Texte sind größtenteils Tagebucheinträge der Reise in die große Stadt und beschäftigen sich mit den Erlebnissen, die mir eine unmögliche und zugleich äußerst romantische Liebschaft bescherte.
Wir Schreiber waren im Aufbruch, damals. Wir wollten hinaus mit unserem Geschriebenen, und dass die Welt nun lesen konnte, was unsere intimsten Gedanken waren, erregte jede/n gleichermaßen. Es entstanden Freundschaften, Liebes- und andere Arten von Beziehungen, genau wie das später unter den bekannten Bloggern üblich war (hab ich mir sagen lassen). Gut gesetzte Worte waren für mich große Schätze, und ich wäre zu Vielem bereit gewesen, würden solche Worte nur für mich erdacht.
Einige meiner eigene Sachen überraschten mich gestern beim neu Nachlesen. Wie gern hatte ich das Lob dafür entgegengenommen. Es war alles drin, Beobachtungsgabe, Frechheit und ein recht reichhaltiges Vokabular, mit dem ich mir Ausdruck zu schaffen vermochte. Und vielmehr noch: das Staunen.
Natürlich fällt einem das Staunen in einer südostasiatischen Metropole leichter als zuhause, wo man jeden Bordstein und jeden Mülleimer kennt. Dort aber sah alles anders aus, die Gesichter der Menschen, die langen Hochhäuser, das Licht, die Insel selbst, auf der das schroffe Leben vor sich hinlärmte. Und die Liebe, die mich mit ihrer Zartheit einfach umhaute, nie wieder so erlebt. Beinahe ein Dutzend Jahre ist es her, dass ich losfuhr und die Erinnerung ist immer noch verdammt leuchtend.
Wo ist das Staunen hin? Ist danach dergleichen nicht mehr passiert?
Als ich ein halbes Jahr später zurückkam, verunglückte eine Freundin, die Fahrerin, mit dem Krad und starb beinahe. Ich trug schwer daran und konnte noch weniger begreifen, dass ihr geliebter Bruder kurz danach wirklich starb, ebenfalls beim Motorradfahren. Ich musste mich losmachen, das Sterben ergründen und ebenso das Leben. Nach einigen odysseehaften Ausflügen in die Esoszene landete ich schließlich nach Monaten und Jahren bei den Yogis und studierte Philosophie – Vedanta, Tantra, die alten Schriften, Meditation und begegnete meinem Lehrer Swami V.
Ich hab das schon mal versucht zu erklären, Yoga ist eine Wissenschaft über das Bewusstsein (und kein Rumgehopse, das ist nur dazu da, den Körper geschmeidig zu halten) und ebenso eine Landkarte durch die Hindernisse, die einem auf dem Weg zur Erleuchtung begegnen. Die nicht unbedingt garantiert wird, die aber klare Definitionen besitzt. Diese Landkarte ist äußerst genau und wenn du sie benutzt und mit ihr nach Innen gehst, gibt es, zumindest theoretisch, keine Fragen mehr.
Keine Fragen. Irgendwann ist wirklich alles durcherklärt, durchnummeriert, verschlagwortet, eingeordnet und durchgequatscht. Jedes Problem, jede unangeneme und auch angenehme Gefühlsregung lässt sich zurückverfolgen auf ein paar wenige Konstanten, du gehst eher und lieber in die Beobachterposition als dich mit dem Durcheinander zu beschäftigen, das menschliches Sein so mit sich bringt. Das heißt nicht, dass es gar keine Beschäftigung damit gibt, aber die Sichtweise ist eine gänzlich andere, entferntere.
Es ist etwas traurig vielleicht eingestehen zu müssen, dass die yogische Sichtweise dich des Staunens berauben kann. Die Lust, sich auf Intensives einzulassen, schwindet, weil aller Voraussicht nach das Intensive nur aus bestimmten Gründen intensiv sein wird, die du im Vorfeld klärst und deshalb ein Einlassen unnötig oder sogar unmöglich machen. Das gilt sicher für die Liebe, die Menschen so als Liebe bezeichnen, aus Gier oder Eitelkeit betrieben, und solcher Grundgefühle mehr, die wiederum aufgelistet und durchgequatscht wurden bis auf die Knochen.
Was meine Texte von damals und auch die der Anderen auszeichnet, ist die Bedingungslosigkeit, mit der wir uns einlassen und schreiben. Wir waren bereit zu erforschen, was da ist und uns nicht ruhen lässt. Da wurde gefühlt, gelacht und geweint, auch gestritten und reingegrätscht, mit einer Eindringlichkeit, zu der ich heute einfach keine Lust mehr habe. Sie würde mir nämlich die Stille nehmen, nach der es mich noch mehr sehnt.
Stimmt das denn? Ist da kein anderes Sehnen mehr? Kommt das Staunen aus der Erfüllung der Sehnsucht?
Sicherlich, jene Liebe hat viele Aspekte meiner eigenen Sehnsucht stillen können und vielleicht auch die der geliebten Person, trotzdem blieb die Liebe begrenzt – örtlich, zeitlich, alles-lich.
Wenn ich jetzt nochmal darüber lese, erstaunt mich eines: mein Staunen. Du bist der stürmische Morgen, so ganz plötzlich wehst du zu mir herüber, du Eskimoauge mit dreieckigen Brauen darüber als Segel, du Wüstenwind, der fremde Gewürze bringt aus dem Norden, du sonnenstrahlendes Lachen, du südliches Kissen, um das ich mich schlinge und dessen Goldstaub auf mir liegt den ganzen Tag. Wir unentdecktes Land.
Topic: Schreiben
Ist ja immer etwas peinlich, wenn man verlautbart, man habe den berühmten Künstler bereits in seinen frühen Jahren gekannt und von Anfang an beobachten können, welch großes Talent in ihm schlummert. Vielleicht ist es aber noch etwas peinlicher, wenn man solch eine großartige Karriere selbst nicht vorweisen kann. Und diese Peinlichkeit ist es wohl auch, die mich so aufgeregt macht, als ich an den Tisch trete, um zwei Exemplare seines aktuellen Buches signieren zu lassen.
Das eine ist für die Frau Montez, sage ich, und er lacht, er hätte ja schon eewig nichts mehr von ihr gehört. Schreib was Schönes, soll ich ausrichten, sag ich, sowas wie in ewiger unvergessener Liebe oder so. Ich erzähl ein bisschen von ihr, dass sie am See wohnt und weil er ein begeisterungsfähiger junger Mann ist, ist er begeistert. Und das andere ist für mich, die Frau Krabke. Ach du bist das, lacht er wieder, er lacht sowieso sehr viel, auch beim Vorlesen, wie schön, mal jemanden von damals in echt zu sehen. Wir reden über diesen und jenen, G. schreibt dort immer noch, sag ich, er, der hört wohl niemals auf, und ob ich denn noch schriebe, ja, und zwar hier, gib mir doch mal die Adresse. Und weil ich auch begeisterungsfähig bin, lobe ich ihn dann, hier hoch oben im Hochhaus bei diesem wahnsinnigen Blick über meine Stadt, über den grünen Klee.
Wie der seine Texte liest!, regelrecht vorträgt, ich frage mich, ob er auch so schreibt, ich bilde mir ein, ich spürte in jeder Zeile und in jeder der Gesten, die seine Sätze begleiten genug südosteuropäisches Temperament für zwei, trotz des Deutschen, nicht nur das, die Texte sind sehr witzig, auch die dramatischen Episoden um Tod und so. Die Zuhörer bekommen Einblick in den Schaffensprozess, die Persönlichkeiten des Buches und des Autoren. Aus dem Publikum kommen ein paar schlaue Fragen, auf die schlau geantwortet wird. Es ist ebenso begeistert und schenkt viel Applaus zwischen den einzelnen Leseabschnitten.
Selten hat mich derartiges so interessiert, sicherlich auch, weil ich selbst schreibe und auch gern. Aber mit seiner Wort- und Grammatikraserei kann ich mich in keinster Weise vergleichen! Was für eine Lust, jedes Wort zu wiegen, zu prüfen, zu verwerfen – vier Jahre hat er am Buch geschrieben – wie er Bilder ausformuliert, die der Landschaft, der Räume und Gegenstände, der Gesichter, ich bin restlos begeistert. Und das sag ich auch. Danke, bitte, danke, für den schönen Abend!
Das eine ist für die Frau Montez, sage ich, und er lacht, er hätte ja schon eewig nichts mehr von ihr gehört. Schreib was Schönes, soll ich ausrichten, sag ich, sowas wie in ewiger unvergessener Liebe oder so. Ich erzähl ein bisschen von ihr, dass sie am See wohnt und weil er ein begeisterungsfähiger junger Mann ist, ist er begeistert. Und das andere ist für mich, die Frau Krabke. Ach du bist das, lacht er wieder, er lacht sowieso sehr viel, auch beim Vorlesen, wie schön, mal jemanden von damals in echt zu sehen. Wir reden über diesen und jenen, G. schreibt dort immer noch, sag ich, er, der hört wohl niemals auf, und ob ich denn noch schriebe, ja, und zwar hier, gib mir doch mal die Adresse. Und weil ich auch begeisterungsfähig bin, lobe ich ihn dann, hier hoch oben im Hochhaus bei diesem wahnsinnigen Blick über meine Stadt, über den grünen Klee.
Wie der seine Texte liest!, regelrecht vorträgt, ich frage mich, ob er auch so schreibt, ich bilde mir ein, ich spürte in jeder Zeile und in jeder der Gesten, die seine Sätze begleiten genug südosteuropäisches Temperament für zwei, trotz des Deutschen, nicht nur das, die Texte sind sehr witzig, auch die dramatischen Episoden um Tod und so. Die Zuhörer bekommen Einblick in den Schaffensprozess, die Persönlichkeiten des Buches und des Autoren. Aus dem Publikum kommen ein paar schlaue Fragen, auf die schlau geantwortet wird. Es ist ebenso begeistert und schenkt viel Applaus zwischen den einzelnen Leseabschnitten.
Selten hat mich derartiges so interessiert, sicherlich auch, weil ich selbst schreibe und auch gern. Aber mit seiner Wort- und Grammatikraserei kann ich mich in keinster Weise vergleichen! Was für eine Lust, jedes Wort zu wiegen, zu prüfen, zu verwerfen – vier Jahre hat er am Buch geschrieben – wie er Bilder ausformuliert, die der Landschaft, der Räume und Gegenstände, der Gesichter, ich bin restlos begeistert. Und das sag ich auch. Danke, bitte, danke, für den schönen Abend!
Topic: Nah
Stille. So müsste jeder neue Text beginnen. Aber ich habe die Nachbarin auf dem Kieker meiner Aufmerksamkeit. Neuerdings lärmt sie, knallt durchschnittlich jede Minute mit Fenster oder Türen und oben bei mir wackeln die Wände. Nachts werde ich wach, weil wieder eine Erschütterung durch den Boden läuft, auf dem direkt der Futon liegt, der mitschwingt und kaum dämmt. Das geht jetzt seit Tagen so, sie scheint zudem einen neuen Freund zu haben, dem ich letzte Woche im Hof begegnet bin, ein wenig trunken warf er eine Kusshand zu ihrem Fenster rauf, klein, mit wildem Haar auf Haupt und im Gesicht. Der passt doch gar nicht zu ihr, denke ich tantenhaft.
Bevor meine Genervtheit überhandnimmt, hefte ich nachts eine nette Postkarte mit ein paar bemühtneutralen freundlichen Zeilen an ihre Tür, sie war gerade herausgegangen zum Ausgehen, es war unüberhörbar.
Nachts schlief ich mal durch, bis vier, allerdings mit seltsamen Träumen gegen morgen. Als ich heute zum Spaziergang raus und an ihrer Tür vorbeikomme, sehe ich die Postkarte noch kleben. Entweder lässt sie sie jetzt einfach dort, damit alle Hausbewohner sehen, was ich für eine piefige Kuh bin oder sie ist noch gar nicht wieder zurück. Ich frage mich allerdings, wer jetzt gerade unter mir herumrumpelt.
Ob ich empfindlicher werde? Gegenüber basslastigen Geräuschen und die hohen gleich nicht mehr höre? Oder ich bin eifersüchtig auf junge Menschen, denen frisch verliebt alle Türen und Fenster aus den Händen gleiten, egal, ob bei anderen die Tassen aus den Regalen fallen. War das denn früher auch so?
Unbeabsichtigt beschließe ich wieder mitzulärmen, denn während ich auf das Kesselwasser warte, räume ich ein bisschen auf, den Eisenring will ich weghängen, der den Rost über der Gasflamme verkleinert. Vergesse, dass ich mir dort gerade den Grießbrei gekocht hatte, fasse an – und, scheiße ist das heiß! – lasse sofort wieder los, nicht nur das, ich werfe ihn seitlich fort, wo er klöternd vom Herd abprallt und in die Lücke zur Spüle fällt. Mir zischt regelrecht die Haut weg, ein Schrei und ein Fluch lassen sich nicht unterdrücken – tatsächlich, tut verdammt weh heiße Eisen anzufasssen! Drei Finger und der Daumen sind hinüber.
Konsequenz: Lärm hat mir jetzt egal zu sein. Isses zwischen eins und drei, tags oder nachts? Dann is' gut, reich mir den Werkzeugkasten und lass uns schauen, was es zu tun gibt!
Bevor meine Genervtheit überhandnimmt, hefte ich nachts eine nette Postkarte mit ein paar bemüht
Nachts schlief ich mal durch, bis vier, allerdings mit seltsamen Träumen gegen morgen. Als ich heute zum Spaziergang raus und an ihrer Tür vorbeikomme, sehe ich die Postkarte noch kleben. Entweder lässt sie sie jetzt einfach dort, damit alle Hausbewohner sehen, was ich für eine piefige Kuh bin oder sie ist noch gar nicht wieder zurück. Ich frage mich allerdings, wer jetzt gerade unter mir herumrumpelt.
Ob ich empfindlicher werde? Gegenüber basslastigen Geräuschen und die hohen gleich nicht mehr höre? Oder ich bin eifersüchtig auf junge Menschen, denen frisch verliebt alle Türen und Fenster aus den Händen gleiten, egal, ob bei anderen die Tassen aus den Regalen fallen. War das denn früher auch so?
Unbeabsichtigt beschließe ich wieder mitzulärmen, denn während ich auf das Kesselwasser warte, räume ich ein bisschen auf, den Eisenring will ich weghängen, der den Rost über der Gasflamme verkleinert. Vergesse, dass ich mir dort gerade den Grießbrei gekocht hatte, fasse an – und, scheiße ist das heiß! – lasse sofort wieder los, nicht nur das, ich werfe ihn seitlich fort, wo er klöternd vom Herd abprallt und in die Lücke zur Spüle fällt. Mir zischt regelrecht die Haut weg, ein Schrei und ein Fluch lassen sich nicht unterdrücken – tatsächlich, tut verdammt weh heiße Eisen anzufasssen! Drei Finger und der Daumen sind hinüber.
Konsequenz: Lärm hat mir jetzt egal zu sein. Isses zwischen eins und drei, tags oder nachts? Dann is' gut, reich mir den Werkzeugkasten und lass uns schauen, was es zu tun gibt!
akrabke | 04. Mai 2014, 18:56 | 0 Kommentare
| Kommentieren
Topic: Familienbande
Ich rufe Mamas Nachbarn an, ob er mal nach ihr schauen möge, sie geht nicht ans Telefon, wo statt ihrer eine fremde Stimme erklärt, dass der Anschluss zur Zeit nicht erreichbar sei. Aber ich bin sehr erreichbar während der Viertelstunde, in der ich auf den Rückruf des Nachbarn warte: für allerhand Szenarien, die Mutter liegt tot oder bewusstlos neben dem Telefon, das ihr aus der Hand gefallen und zerbrochen ist. Oder ein Blitz hat eingeschlagen, das Telefon zerstört und, ach, ich weiß auch nicht, die Bilder drehen sich um das Auffinden von toten Menschen, friedlich im Sessel oder verkrümmt und blutig am unteren Ende von steinernen Kellertreppen. Um Gespräche mit Bestattern, die Blumenauswahl und den letzten Blick ins Grab. Wo ist die gita, ich weiß immer noch nicht, was sie für einen Spruch möchte. Wäre ich dem jetzt gewachsen? Ich mach mich bereit, sofort in die Heimatstadt zu fahren und fühle nach, ob ich fühlen kann, ob sie lebt oder schon gen Himmel schwebt. Wieso kann man das nicht spüren, und wieso geht sie nicht in der Nachbarschaft telefonieren. Diese blöde Hilflosigkeit. Dazu noch ihre nur mühsam versteckte Feindseligkeit, ja, sie ist überzeugt davon, dass die Welt ihr Feind ist.
Exakt 15 Minuten später entwarnt mich Herr W., bloß das Telefon sei tot, die Mutter hingegen wohlauf, sie reagierte recht schnell auf sein Klingeln und Rappeln an der Briefkastenklappe und kam im Morgenmantel an die Tür. Ich bin sowas von erleichtert! Er bietet sogar an, die Störungsstelle anzurufen, nein, das mache ich, der arme Mann muss ja jetzt nicht noch stundenlang in Warteschleifen hängen.
Dudi und ich versuchen schon seit Papas Tod sie mit Herrn W. anzufreunden, allerdings belegt er eine höhere Richter-Kaste und sie sei bloß Handwerkerin und Lehrersgattin, sowas ginge ja nicht. Und überhaupt, alle Männer seien doof. Herr W. verspricht, am Nachmittag nochmal bei ihr vorbeizusehen und ich, ihn gegen Abend anzurufen.
Es folgt das übliche Telekom-Gedöns mit SMSen und muffeligen Technikern. Sie kommen übermorgen. Ha, bis dahin könnte sich der Nachbar etwas um Mama kümmern, vielleicht wird das ja noch was mit den beiden.
Exakt 15 Minuten später entwarnt mich Herr W., bloß das Telefon sei tot, die Mutter hingegen wohlauf, sie reagierte recht schnell auf sein Klingeln und Rappeln an der Briefkastenklappe und kam im Morgenmantel an die Tür. Ich bin sowas von erleichtert! Er bietet sogar an, die Störungsstelle anzurufen, nein, das mache ich, der arme Mann muss ja jetzt nicht noch stundenlang in Warteschleifen hängen.
Dudi und ich versuchen schon seit Papas Tod sie mit Herrn W. anzufreunden, allerdings belegt er eine höhere Richter-Kaste und sie sei bloß Handwerkerin und Lehrersgattin, sowas ginge ja nicht. Und überhaupt, alle Männer seien doof. Herr W. verspricht, am Nachmittag nochmal bei ihr vorbeizusehen und ich, ihn gegen Abend anzurufen.
Es folgt das übliche Telekom-Gedöns mit SMSen und muffeligen Technikern. Sie kommen übermorgen. Ha, bis dahin könnte sich der Nachbar etwas um Mama kümmern, vielleicht wird das ja noch was mit den beiden.
Topic: Stadt Land Fluss
Ich hatte die Kamera nicht dabei, aber ich mag das Bild: eine Weide voll blühenden Bärlauchs inmitten von Buchen, noch licht und hellgrün. Am Waldrand grellfarbiger Raps und überm Horizont Quellwolken. Die Busenfreundin und ich wetten, wann das Gewitter kommt. (Gar nicht, erst Nachts ein einzelnes Donnern.) Jetzt steht sie klein und sammelt Blätter, das Jahr ist schon fast zu spät dafür. Weit und breit niemand und aus einem freien Gefühl heraus ziehe ich mir die Hose runter, hocke und pinkele dort, wo ich gerade bin.
Wir sammeln noch anderes, Gundermann, Brennessel, Wiesenschaumkraut, Knoblauchrauke, und später mische ich alle Kräuter in den Pfannkuchenteig.
Heute ruft sie mich mit noch kleinerer Stimme zwischen zwei Kotzanfällen an und sagt ab – wir wollten eigentlich mit Freunden im Park nochmal sammeln gehen und danach bei I. gemeinsam kochen. Ein bisschen bin ich froh, so habe ich den Tag für mich und kann lesen und was schreiben.
Wir sammeln noch anderes, Gundermann, Brennessel, Wiesenschaumkraut, Knoblauchrauke, und später mische ich alle Kräuter in den Pfannkuchenteig.
Heute ruft sie mich mit noch kleinerer Stimme zwischen zwei Kotzanfällen an und sagt ab – wir wollten eigentlich mit Freunden im Park nochmal sammeln gehen und danach bei I. gemeinsam kochen. Ein bisschen bin ich froh, so habe ich den Tag für mich und kann lesen und was schreiben.
akrabke | 27. April 2014, 14:56 | 0 Kommentare
| Kommentieren
Topic: Nah
Die Idee aufgeben, dass die Welt eine feindliche sei.
akrabke | 23. April 2014, 13:55 | 0 Kommentare
| Kommentieren
Topic: Kaffeezeit
Am Ende des durch und durch geredeten Freitags sitzen der Appetitliche und ich im Wagen der Bürokollegin, einem alten Mercedes mit Rost und reden noch mehr, sie holt mit W. die Pferde rein, es regnet laut aufs Blech bei uns, die anderen werden ordentlich durchnässt auf Feld und Weiden. Mit beiden Freunden lande ich am Tagesende fast immer in Regenschauern, die müden Wischblätter vor uns, auf dem Weg zurück.
Von zehn bis sechs zwischen einigen Frühstücken und Regenschauern, die sich mit Sonnenglanz abwechseln, am Esstisch der Kollegin ausgiebig: gesprochen, gesessen, gelacht, geatmet; über alles Wichtige, die Größe des Universums, das Ende des Kapitalismus, Niedlichkeit von Katzen am Beispiel jener, die mir auf den Beinen liegt, des weiteren über die Vergeblichkeit von G.s Bemühungen, die Welt zu retten und ob der Geist die Materie bewegt oder umgekehrt. Über Arbeiten und Nichtstun, über Geld und Armut und Glücklichsein. Glück. Ohne Ziel an diesem Tag.
Haben wir uns verändert? Zwischendrin im Bad ein erstaunter Blick auf mein eigenes Gesicht, wie jung ich aussehe, das Haar ist kurz und die Stirn frei, Licht fällt freundlich von schräg hinten. Das bin also ich, 25 Jahre später. Ich freue mich mich zu sehen. So wie ich bin.
Von zehn bis sechs zwischen einigen Frühstücken und Regenschauern, die sich mit Sonnenglanz abwechseln, am Esstisch der Kollegin ausgiebig: gesprochen, gesessen, gelacht, geatmet; über alles Wichtige, die Größe des Universums, das Ende des Kapitalismus, Niedlichkeit von Katzen am Beispiel jener, die mir auf den Beinen liegt, des weiteren über die Vergeblichkeit von G.s Bemühungen, die Welt zu retten und ob der Geist die Materie bewegt oder umgekehrt. Über Arbeiten und Nichtstun, über Geld und Armut und Glücklichsein. Glück. Ohne Ziel an diesem Tag.
Haben wir uns verändert? Zwischendrin im Bad ein erstaunter Blick auf mein eigenes Gesicht, wie jung ich aussehe, das Haar ist kurz und die Stirn frei, Licht fällt freundlich von schräg hinten. Das bin also ich, 25 Jahre später. Ich freue mich mich zu sehen. So wie ich bin.
akrabke | 18. April 2014, 23:19 | 0 Kommentare
| Kommentieren
Topic: gesehen
Ich kenne keine Person, die so schnell hochgeht wie S.. In Kombination mit K., ihrem Exfreund, der fast immer dabei ist, gewinnt das Geschimpfe noch an Kraft. Eigentlich könnten wir friedlich im Garten graben, aber dauernd muss S. den K. maßregeln. "Stell dein Glas nicht auf die Kante, das fällt sonst runter!" Oder "Wie oft habe ich dir schon gesagt, ... " und dann folgt unweigerlich etwas, was sie sich eigentlich sparen könnte, denn sie wird es ja schon oft gesagt haben, oder. Das erste Bier des Tages nehmen K. und ich gemeinsam, die Damen buddeln noch weiter, trotzdem gibt es einen Spruch von S., nicht an mich gerichtet, aber an K.. Vorsichtig spreche ich ihn drauf an, es ist überdeutlich, dass die beiden sich gegenseitig auf die Palme bringen, er mit seinem Gejammere, sie mit ihren Revanchen.
R., die jetztige Freundin von S., es hat also einen Wandel von Hetero- zu Homosexualität stattgefunden, nimmt es mit großer Gelassenheit, die nicht mal ich habe, obwohl ich ja zu den dreien weitaus entfernter stehe, als sie untereinander. K. lächelt aus seiner reichhaltigen Peinlichkeit heraus – welcher Mann lässt sich öffentlich schon gerne bloßstellen. Später am Zaun, als ich schon gehen will, erzählt mir R., dass K. in Abhängigkeit zu S. steht, er als Künstler verdiene kaum Geld, und sie bezahle ihm seine Lebensmittel. Ich staune. Dass sich jemand überhaupt auf sowas einlässt? Wir besprechen das hohe Aggro-Potential des Ex-Pärchens, ich wische mir den Schweiß aus der Stirn, denn eine Hitzewelle hat mich erfasst, die nicht allein vom Sonnenstand kommt, sondern weil ich die gegenseitigen Abhängigkeiten durchschaue, und das stresst mich, verdammt.
S. hätte sich nach K. ordentlich die Hörner abgestoßen, bevor die beiden Frauen zusammenkamen, das hatte R. schon mal so gesagt und ich frag mich, welche Hörner, sagt man das nicht bei Männern, das Horn, aber wir sind ja hier im lesbischen Umfeld, und da kenne ich mich nicht so aus. Als einziges Zugeständnis an die Emanzipation benutze ich mit großer Konsequenz die weibliche Form, das machen noch nicht mal alle Lesben (Lesbierinnen). Wie und an wem sich S. die Hörnchen (Hörnerinnen) abgestoßen hat, weiß ich nur zu gut: Praktisch an der halben weiblichen Bewohnerschaft dieses Hauses (in dem auch ich lebe, ich schrieb schon mal darüber. Seitdem hat S. hier Hausverbot.).
Lustig ist auch, dass sie wegen des Hundes oft an meine Bürokollegin gerät, der laut Vermieterin im Hinterhofgarten der Kollegin, an dessem südlichen Teil wiederum K. sein Atelier hat, frei laufen darf und sofort und ungebremst auf die hübsche Terrasse der Bürokollegin läuft, die Katzen verscheucht und ihnen das Futter wegfrisst. So klein ist die Welt. Da wechseln lustige Argumente ihre Besitzerinnen: Die Vermieterin hat mir aber erlaubt ... du hast aber den Hund nicht unter Kontrolle ... ach, die Katzen haben doch keine Angst ... und (zu mir) wenn die noch einmal, dann ... undsoweiter.
Tja, ich habe also Freundinnen, sie sich untereinander nicht ausstehen können, was sagt das über mich? Das stimmt nicht, ruft die Busenfreundin, als ich ihr davon erzähle, zum Beispiel, äh, wie heißt sie noch, die Gärtnerin finde ich süß und die Leserin mag ich auch. Dass die Leserin die Busenfreundin nicht sonderlich leiden kann, lass ich lieber unerwähnt.
R., die jetztige Freundin von S., es hat also einen Wandel von Hetero- zu Homosexualität stattgefunden, nimmt es mit großer Gelassenheit, die nicht mal ich habe, obwohl ich ja zu den dreien weitaus entfernter stehe, als sie untereinander. K. lächelt aus seiner reichhaltigen Peinlichkeit heraus – welcher Mann lässt sich öffentlich schon gerne bloßstellen. Später am Zaun, als ich schon gehen will, erzählt mir R., dass K. in Abhängigkeit zu S. steht, er als Künstler verdiene kaum Geld, und sie bezahle ihm seine Lebensmittel. Ich staune. Dass sich jemand überhaupt auf sowas einlässt? Wir besprechen das hohe Aggro-Potential des Ex-Pärchens, ich wische mir den Schweiß aus der Stirn, denn eine Hitzewelle hat mich erfasst, die nicht allein vom Sonnenstand kommt, sondern weil ich die gegenseitigen Abhängigkeiten durchschaue, und das stresst mich, verdammt.
S. hätte sich nach K. ordentlich die Hörner abgestoßen, bevor die beiden Frauen zusammenkamen, das hatte R. schon mal so gesagt und ich frag mich, welche Hörner, sagt man das nicht bei Männern, das Horn, aber wir sind ja hier im lesbischen Umfeld, und da kenne ich mich nicht so aus. Als einziges Zugeständnis an die Emanzipation benutze ich mit großer Konsequenz die weibliche Form, das machen noch nicht mal alle Lesben (Lesbierinnen). Wie und an wem sich S. die Hörnchen (Hörnerinnen) abgestoßen hat, weiß ich nur zu gut: Praktisch an der halben weiblichen Bewohnerschaft dieses Hauses (in dem auch ich lebe, ich schrieb schon mal darüber. Seitdem hat S. hier Hausverbot.).
Lustig ist auch, dass sie wegen des Hundes oft an meine Bürokollegin gerät, der laut Vermieterin im Hinterhofgarten der Kollegin, an dessem südlichen Teil wiederum K. sein Atelier hat, frei laufen darf und sofort und ungebremst auf die hübsche Terrasse der Bürokollegin läuft, die Katzen verscheucht und ihnen das Futter wegfrisst. So klein ist die Welt. Da wechseln lustige Argumente ihre Besitzerinnen: Die Vermieterin hat mir aber erlaubt ... du hast aber den Hund nicht unter Kontrolle ... ach, die Katzen haben doch keine Angst ... und (zu mir) wenn die noch einmal, dann ... undsoweiter.
Tja, ich habe also Freundinnen, sie sich untereinander nicht ausstehen können, was sagt das über mich? Das stimmt nicht, ruft die Busenfreundin, als ich ihr davon erzähle, zum Beispiel, äh, wie heißt sie noch, die Gärtnerin finde ich süß und die Leserin mag ich auch. Dass die Leserin die Busenfreundin nicht sonderlich leiden kann, lass ich lieber unerwähnt.