Dienstag, 22. Juli 2014
Wie jedes Jahr. Die Zusammensetzung der Gäste wechselt gewöhnlich etwas, aber mittlerweile kennen sich alle, und so ist die Runde friedlich, wohlwollend und durchaus lustig. Die mitgebrachten Speisen erweisen sich als außerordentlich stimmig, als hätte uns eine unsichtbare Menükarte geleitet.

Meine Schwester Dudi ist auch mit dabei und überschreitet wie immer Grenzen zur Peinlichkeit, wir haben sie trotzdem lieb oder gerade deswegen, und lachen laut, die Bürokollegin, die Gartendamen und die inzwischen verheiratenen Lesbierinnen, die Buddhistin, die Busenfreundin und andere (die hier im Blog noch nicht aufgetaucht sind). Ein Gast aber lag mir besonders am Herzen, und sein Erscheinen bedeutet mir viel. Er war auch Grund für meine Aufgeregtheit, die Dudi im Vorfeld nicht so recht einzuordnen wusste, denn am unsicheren Wetter allein lag's nicht.

Ein Bildhauer, der Objekte aus Naturmaterialien macht. So ganz ohne doppelte Bedeutung oder verschwurbelte Konzeption lassen sie sich direkt gefühlsmäßig erfassen. Seine diesjährigen Gegenstände bestehen aus Pflanzen, die er gesammelt, zu Bündeln verpackt oder in Reagenzgläsern eingelegt hat – alle Objekte sind mit handbeschrifteten braunen Pappanhängern versehen. Manch gefundene Käuter und Blüten sind mit Schnaps und Gewürzen vermischt, in Kästchen versammelt und einiges baumelt im brüchigen Kokon an zart geschnitztem und bemaltem Gestänge, manches Behältnis zeigt sich in Rottönen, die ans Herz gehen, sein Ausstellungsort wirkt wie die Zuflucht eines kundigen Schamanen, stets rührt er in der Kohleschale, in der er Weihrauch oder Salbei verbrennt, die Düfte ziehen durch den Garten und der Betrachter darf alles berühren, beriechen und schmecken, sofern es nicht als giftig ausgewiesen ist und zu meinen Ehren gestern hat er ein Fläschchen angesetzt und bietet mir aus einem kleinen Glas das herbe Gebräu, das einem Tränen in die Augen treibt, süß und scharf mit Vanillenote, ich mag es sehr.

Zwischen uns ist eine natürliche Herzlichkeit und in seiner Nähe fühle ich mich gut. Wir beide bewegen uns in zeitlich ähnlichen Abständen im Kreis, um möglichst mit jedem zu plaudern und die Stimmungen in den Gesprächsgrüppchen zu erkunden. Mein Gast zeigt sich offen und interessiert und es gefällt mir, wie er bei sich ist und sich der jeweiligen Person konzentriert zuwendet. Ab und zu werfen wir uns Blicke zu und lächeln uns an. Manchmal treffen auch wir aufeinander und erzählen uns was. Mein Gefühl sagt mir, dass wir beide gleich voneinander beeindruckt sind. Und ich genieße die Leichtigkeit, mit der wir uns auf unserer Runde wieder voneinander entfernen. Da ist keine Spur von Besitzergreifen oder Eifersucht. Auch ich kann mich auf jeden meiner Gäste ausgiebig einlassen, ihn vergesse ich dabei. Und erinnere mich neu, wenn wir wieder beieinander sind.

Die Busenfreundin hat ihn als erste kennengelernt, sie stellt ja mit ihm zusammen im Park aus, und ihn mir schon als äußerst reizend beschrieben. Als ich ihn das erste Mal in seinem Zelt besuche, sehe ich einen ernsten, reifen Mann, und sofort fällt mir hier schon seine Konzentiertheit auf, mit der er seinen Besuchern die Objekte erklärt. Später erst das Lächeln, das sein Gesicht kaum mehr verlässt, ich bin tatsächlich ebenfalls sofort hingerissen und beobachte mich dabei, wie ich mich frei, fast sogar frech ins Gespräch mische, bin ich doch eher ein scheuer Mensch und verbringe schweigend meine Tage. Hier aber ist Lebendigkeit im Hort und auch Hitze, meine Beine werden von Bremsen zerstochen und an einem der nächsten Tage, die ich dort im Kunstpark verbringe, bietet mir der Bildhauer eine selbst angerührte Salbe gegen den Juckreiz, hilft eigentlich kaum, aber unsere Hände berühren sich, als ich ihm die fast flüssige Substanz von den Fingern streife, gerade noch hält er inne in der Bewegung zu meinem nackten Unterschenkel, um sie dann doch nicht aufzutragen, das wäre zu viel Intimität.

So, liebe/r Leser/in, spätestens hier merken Sie vielleicht, was ich bis dahin noch zu verheimlichen suchte – meine Gedanken liefen mir bereits fort und Bilder der Gemeinsamkeit ebenso. (Ich habe aber gelernt, meine Gedankenwellen zu kontrollieren, so bilde ich es mir jedenfalls ein, und es stimmt auch nicht – Yogash Chitta Vritti Nirodha [was das heißt, lesen Sie bitte selbst nach]. Nothing's gonna change my world, begriff auch John Lennon.) Ich hatte auch die Kunst ganz vergessen! Schöne Dinge herstellen, ohne Auftrag, ohne etwas davon zu erwarten, ohne bestimmten Sinn, einfach machen und im Tun vollständig versinken. So schön.

Die Picknickgesellschaft merkt wohl kaum etwas von alldem. Und so haben wir die nächste Runde gedreht, um uns dann wieder voneinander zu erzählen bis tief in die Nacht.




Freitag, 18. Juli 2014
Schwierig, die Eindrücke der letzten Zeit in Wort zu fassen. Über das klare Wasser, zum Beispiel. Das Körperende unten ansehen, die Füße leicht grünlich, und dann nah am Ufer vorbei unter Wasser die Gewächse beobachten, ein bisschen unheimlich das weiche Braun um die starren Zweige, und dort ragt, wohl vom Blitz getroffen, ein riesiger Ast tief ins Wasser, deren kleine Blätter unten schon gelblich leuchten in den Sonnenstrahlen, die direkt über meinem Körper einfallen, der einen umkränzten Schatten ins Grün wirft. Die lange Gerade schwimme ich mit dem Blick in den Himmel, auf dem Rücken, immer unter den Bäumen entlang, das Wasser dort kälter, und direkt zu mir herunter fällt trudelnd ein Samenblatt, dreht sich um und um sich, ich halte still und warte bis es auf dem Wasser gelandet ist.

Über die vielen Gedanken um das rechte Leben, die unterschwellig weiter laufen, wie ein Tonband, die Rolle zurückgespult und wieder von vorn. Dass in Kategorien zu denken, die Krux ist, der Beginn der Abtrennung von allen, immer kleinere Ordnungen und noch kleiner bis alles zerlegt ist, und doch bin ich bloß Mensch und versuche das Glück.

Über die Gespräche mit Mama, über das Sterben, und sie sagt, ihr sollt nicht weinen, darüber muss ich lachen, noch bist du und genieß es da zu sein, ich zähle ihr die Vorzüge der Körperlichkeit auf und gestehe ihr die Freiheit, diese aufzugeben, wann immer sie will. Ich begreife, dass sie lieber Dudis und meine Freundin oder Schwester gewesen wäre und nicht unsere Mutter und manchmal fühlt es sich für mich auch so an und ich musste nachlesen, was besser ist, Altruismus oder Egoismus. Altruismus ist nur eine andere Form von Egoismus, sagen die Yogis. Eigentlich sagen sie von sich, sie seien die größten Egoisten. Denn wer Selbstlosigkeit übt, hat selbst den größten Nutzen. Oder andersrum verschafft sich der Glückseligkeit, der selbstlos handelt. Und so bin ich neben Mama, manchmal fällt sie beinahe vornüber, wenn wir gehen, die Beine wieder schwächer, und ich sag, wenn du fällst, fall ich auch, weil sie wie ein Reissack einfach fällt, von meinem Arm, den sie gegriffen hat, fast zu schwer für mich, am Abend schmerzt mir die ganze Schulter. Sie wäre gern mit uns alt geworden, aber es hat nicht sollen sein, nun ist sie immer noch die Älteste von uns, ich sehe sie an und bin froh, sie gekannt zu haben. Vieles war vielleicht bedauerlich, aber das ist jetzt alles egal geworden, von allein, ich bin mit ihr im Frieden. Ob Dudi das ist, bezweifle ich weiterhin.

Zugleich sind die Mütter und Väter der Freundinnen ähnlichen Alters und Situation, der Vater der Gärtnerin ist am Dienstag gestorben, sie fuhr in die Heimatstadt und schickt eine recht lakonisch formulierte Mail, sie sei zu spät gekommen, am nächsten Mittwoch sei die Beerdigung. Und die Leserin hat auch eine Mutter wie meine und nicht mal alle sieben Geschwister zusammen schaffen es, sich auf einen Pflegeplan für ihre Greisin zu einigen, sie zanken in eigens organisierten Diskussionsrunden und die Leserin ist komplett genervt von dem selbstsüchtigen Gerede der sechs anderen, derweil die Mutter Herzangst bekommt von dichten Adern.

Die Wochen vergehen mit Regelmäßigkeit, keine von ihnen fühlt sich länger an als die andere. Ich arbeite wenig, gebe Gespartes dazu und plane extra luxuriöse Neuanschaffungen, um meine Existenzängste beherrschen zu lernen, ein Fahrrad ohne alles, bloß Rahmen, Sattel, Räder, Bremsen, Kette und Ritzel, keine Schaltung, kein Gedöns. Nächste Woche treffe ich mich mit der Mechanikerin, es wird so eine Art Anamnese, welcher Sattel (da könnte man die Diskussion um empfindliche Vulven mit einbringen), welche Griffe, welche Übersetzung und Rahmengröße, gemufft natürlich. Mindestens tausend, sagt sie, und ich hatte gehofft, ich würde mit viel weniger davonkommen, wo doch nichts groß dran ist an so 'nem Rad.

Und eine neue Arbeitsfläche zu Hause, die Gärtnerin hat einen netten Tischler an der Hand, der soll mir was bauen. Denn die Bürokollegin und ich geben das Büro auf, hauptsächlich weil sie sparen muss, um ihre Pferde weiterhin finanzieren zu können, aber auch mir passt das gut auf meinem Weg zu viel viel weniger von allem. Also auch kein Büro mehr. Ach, wie viel Zeit ging dabei drauf, ihren Berichten über arschige Pferdefreundinnen zu folgen und die supi neuen Ställe, die nach spätestens einem Jahr nicht mehr so toll und praktisch sind, und die ermüdende Suche nach einem neuen Gestüt. Dass die Freude über die Pferde nur noch einen geringen Teil ausmacht gegenüber den Nervereien, merkt sie nicht. Aber ich. Ich habe schon aufgehört, meine Anmerkungen zu wiederholen.

Ich werde dann mit dem neuen Tausend-Euro-Rad täglich an den See fahren, meine tausend Meter schwimmen, und tausend Worte sparen, über Pferde zum Beispiel oder über Komisches aus aller Welt, dem Kapitalismus zum Beispiel, oder Flugzeuge, die vom Himmel fallen – und meinen kleinen Frieden genießen.




Montag, 7. Juli 2014





Nah bei mir.




Sonntag, 6. Juli 2014
Ich fahre vom See zurück, den Weg am Fluss entlang, zu beiden Seiten stehen hoch verschiedene weißblühende Pflanzen im Sommer, der Blick weitet sich ohne Punkt zu allen Seiten, unten am Rand die Hände, die die Enden des Lenkers umgreifen, und hier auf dem Deich ist der Himmel größer und riesige runde weiße Wolken fahren mit mir. Wie alles miteinander verbunden ist! Die Hände, das Auf und Ab der Knie, das Rad, der Weg, das knirschende Geräusch, das zwischen Reifen und Schotter entsteht, der Wind, der das weite T-Shirt bläht und den Schweiß trocknet, der sich zuvor im See abspülen ließ und jetzt wieder neu fließt.




Von Herrn Schneck: http://schneck.twoday.net/stories/selbst/
nach Herrn Kid: http://kid37.blogger.de/stories/2416589/
über Frau Montez: http://montez.twoday.net/stories/und-ich-auch/
zu mir:


Ich weiß ich weiß: Falscher Helm, und statt Sonnenbrille Augen zu.
Aber die Wand ist gut getroffen.




Donnerstag, 3. Juli 2014

Weil Sommer ist.




Freitag, 20. Juni 2014
Wie schlecht und böse die Welt ist! Ich bin erschöpft von den Fotografien, Wand um Wand, Meile um Meile, drinnen und draußen, Bilder mit Krieg, mit Drogen, Feuer und Toten, mit Kranken, Verkrüppelten, Ausgebeuteten, Unglücklichen, beraubtem Land, Armut, und Seuche. Kaum etwas Erfreuliches. Man bekommt endgültig den Eindruck, die Welt sei ein Jammertal, wenn nicht gar die Hölle, aus der es kein Entrinnen gibt. Das Lumix Festival auf dem ehemaligen Expo-Gelände zeigt fotografische Serien von 60 jungen Fotojournalisten aus vielen Ländern.

14 Jahre später und auch wenig erfreulich: Der Holländische Pavillon auf dem ehemaligen Expo-Gelände

Vielleicht weiß einzig das Entsetzliche noch wirklich zu interessieren – zu verkaufen, eigentlich – denn auch das in tausenden von Bildern gezeigte Leid wirkt hier bloß wie eine Ware und ich bin die Betrachterin, eigentlich die Konsumentin, deren Urteil bzw. Bestürzung gefragt ist, aber ich frage mich, geht es hier um die Qualität der Fotos, die Grobheit des Gezeigten oder gar die außerordentliche Kühnheit der FotografInnen?

Das Schöne fehlt. Die Welt ist doch schön, oder? Welche Aufgabe hätte ein Fotojournalist meiner Vorstellung? Das Schöne finden, die Perle. Man könnte einwerfen, dass viele der Bilder schön sind, im fotografischen Sinn: Bildaufbau, Farben, Kontraste, technische Ausführung. Natürlich, alles da. Also schöne Fotos von unschönen Begebenheiten.

Wie Taucher stundenlang im Schlamm herumwühlen, um Goldbrösel zu finden, die vier Euro am Tag bringen und die Gesundheit runinieren mit dem Quecksilber, das zum Auswaschen des Metalls benutzt wird. "Krokodil"-Abhängige mit vergammelten Körpern in vergammelten Behausungen in s/w, ausdrucksstarke Bilder von ehelicher Gewalt (wieso hat die Fotografin nicht eingegriffen?), in bunte Tracht gekleidete guatemaltekische Frauen vor ausgehobenen Massengräbern, hübsche Menschen in wasserarmen Gebieten, die für einen Eimer braunes Wasser Stunden gehen müssen, Kinderschönheitswettbewerbe mit Zweijährigen in Amerika, Straßenkinder in Berlin. Ein Hauch eingebildeter Freude nur durch Alkohol, Drogen, Konsum, Prostitution, Macht.

All das. Was Menschen zu verantworten haben, endet oft hässlich. Hätte gern ein anderes Fazit.

http://www.fotofestival-hannover.de/
Noch bis Sonntag, auch mit Livestreams der Vorträge von Fotografen. Weiter unten auf der Startseite ein Überblick über die 60 Ausstellungen.




Dienstag, 17. Juni 2014
Das Motorrad ist wieder bereit. Wann war ich das letzte Mal los? Ist schon so lange her. Einmal im Sommer vor zwei Jahren ging ich mit dem Esoteriker zur Garage, ließ die kleine Maschine kurz an, sie pröttelte, aber wenigstens pröttelte sie überhaupt. Zum Fahren kam ich nicht, weil der Kerl mir meine gesamte Zeit raubte. Jetzt spring ich einfach auf, auf die harte Bank und kurve vom Hof der Werkstatt, als wäre ich niemals ohne sie gewesen, sie brummt und liegt straff zwischen den Schenkeln, Schalter und Hebel lassen sich gut betätigen, ja, die Kupplung war immer schon etwas hart, der linke Arm muss sich bemühen, und die Handbremse hat kaum Spiel, aber das gefällt mir, ich weiß genau, wo der Punkt liegt. Auf der Bundesstraße gebe ich ordentlich Gas, die Finger fest um die Griffe, die Bauchmuskeln halten den Körper aufrecht im kühlen Gegenwind. Mit dieser Brille aber hatte ich den Helm noch nicht getragen; weil die Bügel hinterm Ohr überstehen und so mit dem Helm in Berührung kommen, vibrieren die Gläser mit, das nervt etwas, vielleicht nehme ich wieder das uralte Gestell mit neuen Gläsern, das hat sich bewährt und ich kann auch Sonnenschutz draufklemmen.

Bekomme ich neue Lust am Krad? Ich war so lange nicht draußen zum Ausfahren, an der Weser lang durch ihr Bergland oder nach Norden, die etwas langweilige Strecke zur Bestenfreundin. Aus den Kilometern zu Mama doppelt so viel machen, mehrmals hin und zurück über das Wiehengebirge, oder zur Quelle am Süntel, frisches Wasser holen.




Samstag, 14. Juni 2014


Am Abend empfängt der Bremer Bahnhof die Leserin und mich mit einem Licht, das uns glauben macht, wir befänden uns auf einer ganz anderen Reise; mit dem Nachtzug nach Dharamsala oder so, die tiefe Abendsonne
an der Seite. Dharamsala liegt weit weg, es hört sich kostbar an. Wir haben uns in Picassos Welt der Frauen mit Pferdeschwanz-Malerei einweben lassen und so vieles schön gefunden: Die wunderbaren Keramiken, Teller mit Gesicht oder Fischen. Haben Buchläden besucht, die die Leserin vom Hörensagen kennt, in einem sitzt die innehabende Verlegerin noch persönlich am Tresen, die Leserin spricht sie aber nicht an. Ich kaufe etwas Science Fiction, ein irres Buch, das ich
nachts daheim noch anfange, in meinem friedlichen Bett, ohne Zeit, wie früher.

Wir essen Tapas mit Blick auf die Weser, direkt über unseren Schälchen hoch in der Platane ruht ein Taubennest, von dem ab und zu kleine Zweige herunterfallen. Wir bewundern die großen Backsteine der Altstadt-Häuschen und rufen uns Ereignisse ins Gedächtnis, die uns mit der Stadt verbinden. Eigentlich ist es der Fluss, alles andere erweist sich als vergänglich.

Wir beide brauchen Freundlichkeit, die Leserin hatte morgens im Zug noch weinen müssen, auch wegen Mama, der ihren, die langsam zerfällt. Ich streiche ihr über die Wange, gänzlich ohne Sentimentalität. Wir wissen, wie Trauer sich anfühlt.




Mittwoch, 11. Juni 2014
Damit ist nicht allein das Wetter gemeint, denn zeitgleich mit der Hitze und den ungehemmten Gewittern rastete die Mutter mal wieder aus. Heute wird sie nicht Mama genannt, sondern Alte Verbitterte Frau, eine, die ungehemmt böse Emotionen auf ihre Kinder abläd, Eifersucht, Neid, Wut, und immer wieder die Angst, ihre große Angst. Wie sie das Gesicht verzieht und mein Geschwister beschimpft, wie sie wirr vor sich herredet im Versuch einer Rechtfertigung, unhaltbar sinnlos, darauf folgen unsere Rechtfertigungen, es nimmt kein Ende.

So schlimm war es schon lange eine Weile nicht mehr.

Wenn ich es nur benennen könnte. Mitfühlen kann ich es, es ist kaum zum Aushalten. So muss Krieg sein, er findet immer noch in den Menschen statt – und hier in der Mutter. Angst, nicht genug zu bekommen, nicht geliebt zu sein, dass alles umsonst ist. Angst, so zu sterben.

Ich schaffe es nicht, Beobachterin zu bleiben, das Geschehen zieht mich mit solcher Macht hinein, mit seiner Sucht nach Aufregung.

Und wieder: sich selbst treu und gut zu sein, ist verboten.




Donnerstag, 5. Juni 2014
  • Wieder nicht mit dem schönen Patensohn durchgebrannt.
  • Dafür wiedermal mit der Busenfreundin gezankt. Und wieder nicht drauf gekommen, was da metaebene-mäßig eigentlich los ist. Sowas wie Einmischung in mein Leben mit Moralkeule? Da kann ich nur zurück- oder gleich abhauen.
  • Der See läd ein. Die anfänglichen 14 Grad kamen mir nicht so kalt vor wie die jetzigen 20.
  • Anregende Traumlandschaften. Abenteuerliche Neugebiete. Unbekannte Bilder.
  • Noch planlos des Sommers.
  • Am Arbeitstisch sitzen und keinen weiteren Gedanken nachgehen.
PS.: Die allerbesten Grüße gehen diesmal an die Leser von Ihrwisstschonwas.