Ist ja immer etwas peinlich, wenn man verlautbart, man habe den berühmten Künstler bereits in seinen frühen Jahren gekannt und von Anfang an beobachten können, welch großes Talent in ihm schlummert. Vielleicht ist es aber noch etwas peinlicher, wenn man solch eine großartige Karriere selbst nicht vorweisen kann. Und diese Peinlichkeit ist es wohl auch, die mich so aufgeregt macht, als ich an den Tisch trete, um zwei Exemplare seines aktuellen Buches signieren zu lassen.

Das eine ist für die Frau Montez, sage ich, und er lacht, er hätte ja schon eewig nichts mehr von ihr gehört. Schreib was Schönes, soll ich ausrichten, sag ich, sowas wie in ewiger unvergessener Liebe oder so. Ich erzähl ein bisschen von ihr, dass sie am See wohnt und weil er ein begeisterungsfähiger junger Mann ist, ist er begeistert. Und das andere ist für mich, die Frau Krabke. Ach du bist das, lacht er wieder, er lacht sowieso sehr viel, auch beim Vorlesen, wie schön, mal jemanden von damals in echt zu sehen. Wir reden über diesen und jenen, G. schreibt dort immer noch, sag ich, er, der hört wohl niemals auf, und ob ich denn noch schriebe, ja, und zwar hier, gib mir doch mal die Adresse. Und weil ich auch begeisterungsfähig bin, lobe ich ihn dann, hier hoch oben im Hochhaus bei diesem wahnsinnigen Blick über meine Stadt, über den grünen Klee.

Wie der seine Texte liest!, regelrecht vorträgt, ich frage mich, ob er auch so schreibt, ich bilde mir ein, ich spürte in jeder Zeile und in jeder der Gesten, die seine Sätze begleiten genug südosteuropäisches Temperament für zwei, trotz des Deutschen, nicht nur das, die Texte sind sehr witzig, auch die dramatischen Episoden um Tod und so. Die Zuhörer bekommen Einblick in den Schaffensprozess, die Persönlichkeiten des Buches und des Autoren. Aus dem Publikum kommen ein paar schlaue Fragen, auf die schlau geantwortet wird. Es ist ebenso begeistert und schenkt viel Applaus zwischen den einzelnen Leseabschnitten.

Selten hat mich derartiges so interessiert, sicherlich auch, weil ich selbst schreibe und auch gern. Aber mit seiner Wort- und Grammatikraserei kann ich mich in keinster Weise vergleichen! Was für eine Lust, jedes Wort zu wiegen, zu prüfen, zu verwerfen – vier Jahre hat er am Buch geschrieben – wie er Bilder ausformuliert, die der Landschaft, der Räume und Gegenstände, der Gesichter, ich bin restlos begeistert. Und das sag ich auch. Danke, bitte, danke, für den schönen Abend!