Samstag, 23. November 2013
In der Küche gibt es nun ein neues Möbelstück, auf dem man gleichzeitig sitzen und darin Dinge verstauen kann, die immer so rumstehen. Die alte Bank ist für einen Spottpreis verkauft, vorgestern kamen zwei junge Frauen, um sie abzuholen, ein friemeliges Kind hatten sie in einem dieser Tragesitze dabei und nachdem sie ein paar Geldscheine dagelassen hatten, trugen sie gemeinsam die Bank runter und ich ihnen das Kind hinterher. Als wir unten waren vorm Auto, ich mein', ich wohne ja nicht in einem Hong Konger Hochhaus im 23. Stock, sondern bloß im dritten, war das Kind eingeschlafen. Ich wirke immer so auf Kinder, sie schlafen einfach ein. Neben mir, an mir dran, notfalls auf mir, wenn sie noch so klein wie Katzen sind. Katzen auch, ich will bei dir schlafen, sagen sie dann und ich gebe gewöhnlich nach.

In der Küche ist also wieder gut sitzen. Allein. Ohne Katzen, ohne Kinder. Ich tendiere zum Alleinsein, immer mehr. Hatte ein paar schwache Lichter angezündet und gesessen. Stunden. Ab und zu war ich aufgestanden, einmal, um die Gewürzgläser nachzufüllen, ein anderes Mal, um den Salbei von alten Blättern zu befreien und ihn schön zu zupfen, ein weiteres Mal, um etwas Geschirr zu waschen, dann nochmal, um das Schubladenschränkchen an eine andere Stelle zu ziehen. Für das Zurechtrücken der Gegenstände auf dem Tisch musste ich nur den Arm strecken. Die Kerze etwas mittiger, die Mala beseite, das Büchlein, in dem ich die Anzahl der rezitierten Mantras notiere, dorthin. Ein perfekter Tisch.

Ich dachte an Don Juans Erklärungen zum Tonal und Nagual. Das Tonal umfasst alles, was sich auf dem Tisch befindet, das Nagual ist alles was außerhalb ist. Das Tonal ist die Maya, das Nagual das Nichts. Der Tisch die Prakriti, der Nicht-Tisch der Purusha. Es ist schön, wenn die Begrifflichkeiten in ein Gleichgewicht fallen, und eigentlich verstehe ich erst seit ein paar Wochen, dass diese Begriffe gleiche Konzepte beschreiben.

Um das Nichts zu erfahren, müsste man aus der Maya erwachen, aus der Illusion. Außerhalb der Maya ist alles bedeutungslos, was innerhalb der Maya zu Freuden oder Sorgen und schlaflosen Nächten führen kann. Ich wollte heute mit der Buddhistin darüber reden, bei Galao und Törtchen, aber wir hielten uns zu lange mit anderen Themen auf und dann musste sie zurück an den Schreibtisch, sie studiert nebenbei was anderes, und ließ mich an den Tischen und Stühlen und dem, was außerhalb ist, sitzen. Allein, wandte ich mich wieder meinen Überlegungen zu. Alles Illusion.