Sonntag, 27. Oktober 2013
Es ist gut, im Titel einen Verleser zu führen, wenn sonst eher Stille und Seichtheit vorherrschen. Ja, seichte Gedanken, dachte ich vorhin – F. erkannte ich erst spät als Musiker der Band, die auf dem Markt spielte, danach bin ich schnell hin, kurz umarmt und innerhalb von Sekunden wusste ich Details seines Selbstmordversuchs vor drei Jahren.

Abenddämmerung um viertelnachfünf, und ich möchte nichts von Selbstmorden hören.

Die Band gefiel mir. Durch geänderte Texte bringt sie dem Stadtteil Gemeinschaftsgefühl. Ironische Auswahl an seltsamen Hits und Filmmusiken der 60er mit ordentlich groove, einiges zum Mitsingen, manches aus blassesten Erinnerungen auftauchend, ich fast die ganze Zeit lächelnd. Schöne Gitarren, kraftvoller Gesang, dazu Bläser, einer von ihnen eben F., mittlerweile mit neuer Freundin, neuer Schwangerschaft und alten Träumen vom Häuschen auf dem Lande.

Song of Almost gab es auch in K.s Küche zum Geburtstag. Ihre Freunde, die eigentlich indirekt, aber umso intensiver mit vier Jahren meiner Lebenszeit zu tun haben. Alle mit diesen Spitznamen, ich die einzige mit echtem. Die anwesenden Männer dünn wie Bohnen, die Gürtel stehen von ihren nach innen gekehrten Bäuchen ab, niemand isst von K.s leckererem Kartoffelsalat, ich bin die, die dauernd aufsteht und sich den Teller voll läd. Du hast doch Bass gespielt, oder, werde ich gefragt, und es entsteht ein Gespräch, das ich in diesem Jahr schon oft geführt habe, dass wir kaum noch Musik hören, nicht beim Arbeiten, nicht beim Putzen, nicht bei sonstwas, dass wir stiller geworden sind, dass wir empfindlicher werden.

Und noch ein Lied, das überraschte Gekreische der Kinder im Hof, als ein Platzregen sie unter die Bäume treibt, aber ihr Versteckspiel kaum beeinträchtigen kann. Song of Almost, almost Überschwemmung, almost Matsche, almost durchnässt. Ich im Bett mit der Sommerversion Kopfende, nach Westen, almost schlafend, vom Regengeknatter auf dem Dach beruhigt. Musik.