Topic: Die Kroenung
Allerorten wird sich jetzt bedankt für dies und das und auch ich möchte dankbar sein über alle, die mir in den letzten Monaten (neu & wieder) begegnet sind: Graham, Bodo, Georg, Leona, Gunnar, Jochen, Kai, Nicole, Nadine, Raphael, Catherine, Mark, Veikko, Viviane, Jacky, Sonja, Sunny, Reiner, Nancy, Blossom, Helga, Pia. Und nicht zuletzt Jonas und Tessje. Dudi. Der Bildhauer. Die Bestefreundin. Danke für schlaues Geschwurbel, Definitionen, frisches Verständnis von Zusammenhängen, für love & peace.
Musik: My Terracotta Heart, Blur
Musik: My Terracotta Heart, Blur
akrabke | 30. April 2021, 22:25 | 0 Kommentare
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Topic: Die Kroenung
Tja. Was machen wir nun mit dem angerichteten Schaden? Seien es Gesundheits-, Impf-, psychologische, gesellschaftspolitische, wirtschaftliche und andere Kollateralschäden--mir schwirrt der Kopf, wenn ich nur an all die Modedesigner denke, die tatsächlich pro Jahr 24 neue Kollektionen raushauen, die dieses Jahr nicht gekauft werden; und nun können sie die ganzen Klamotten in die Deponie schaffen und ein nettes Kunstfaserfeuer entfachen. Und dann die blauen Masken, die überall rumliegen, wir hatten doch gerade erst die Strohhalme abgeschafft. Wer immer noch glaubt, es ginge hier um rein mütterliche Gesundheitsvorsorge, der hat seit einem Jahr Augen und Ohren zugeklappt und's Hirn abgeschaltet. Ich möchte mir von keinem dahergelaufenen Tierarzt oder einem Pharmareferenten (die sich im Übrigen in schamloser Weise an genau diesen Masken bereichert haben) sagen lassen, wie ich Körper, Geist und Seele gesund erhalte. Und lass uns endlich aufhören, Kapitalismus zu spielen, der ist wirklich kein Spaß mehr. Keine Ahnung, wie schlimm es noch werden muss, bevor es besser wird. Ich warte auf ein Wunder, stricke meine Pullis und Socken selbst und halte ich mich aus dem Geschehen raus so gut es eben geht.
Und wer heute nichts vorhat, geht ein bissel in Kassel spazieren.
Und wer heute nichts vorhat, geht ein bissel in Kassel spazieren.
Topic: erzaehlt
- der Kühlschrank ist gereinigt
- aus dem Gewürzfach ist Abgelaufenes entfernt und Frisches neu geordnet
- neben der Küche ist das Arbeitszimmer
- daneben sind die anderen Räume
- darunter hatte die Nachbarin ihre vierte Psychose
- darüber in meiner Seele wurde ebenfalls Dunkles erkannt und aussortiert
- es gab weitere Erkenntnisse
- mein Gemüt ist nun wieder klar
- ich lebe gesund und zurückgezogen
- einige Menschen haben sich ebenfalls zurückgezogen
- ich bin darüber nicht traurig, aber etwas erstaunt
- ich könnte noch 100 Sätze schreiben, habe aber keine Lust
- das eine ist die Geschichte und das andere die wirkliche Wahrheit
- es ist müßig, darüber zu schreiben
- mehr denken als sprechen
- ich glaube an die wirkliche Wahrheit, wann ist es endlich so weit
- aus den Räumen unter mir erklingt kein Ton, denn die Nachbarin ist in der Klapse
- darf man Klapse sagen
- was darf man eigentlich überhaupt noch sagen
- die wirkliche Wahrheit jedenfalls im Moment nicht
- der Plan, die Maske zu frisieren, führt zu nichts
- dies ist ein weiterer Listenpunkt
- in einem anderen Stadtteil wird soeben eine Bombe entschärft
- ich habe vorhin Plätzchen gebacken
- im Kühlschrank stehen Gläser mit selbst eingelegten Möhren, die ich noch nicht probiert habe
- die Tulpen sind schön
- jetzt noch einen kleinen Film über einen holzhandwerkenden chinesischen Opa
- dann schlafen
akrabke | 19. März 2021, 21:44 | 0 Kommentare
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Topic: Auf Reisen
Aus Gewohnheit fühle ich hin zu den sonst wehen Bereichen der Seele – Sorge, Angst, Zwang – und jetzt ist da nichts. Eine leere Stelle, vielleicht noch eine Schale aus Papier, eine Einbuchtung, die welk im Nichts weht. Das tut mir nichts, es ist nur etwas befremdlich, tatsächlich eine Gewohnheit, die nun nicht mehr greift.
Es tat gut, die Freundinnen am Grab zu wissen, es gab keine falschen Fahnen mit Schreibfehlern, sondern ein Sei wunderbar geborgen von der Kusinenfamilie, Dudi und ich hatten uns Tulpen in pink und weiß auf den weißen Sarg gewünscht und die Busenfreundin sang so nimm denn meine Hände aus der Ecke hinter uns, der Pastor lächelte mir überrascht zu, mein bester Moment dieser Veranstaltung, es darf ja nicht gesungen werden, wie zwei Verschworene lächelten wir, in dieser Kapelle, die mir schon fast ein vertrauter Ort ist, mit Kuppel und Spruchband rings herum.
So erledige ich die Dinge, die getan werden müssen, langsam, aber getrost und ohne Zaudern. Mit jeder Erledigung steigt das Gefühl der Erleichterung, des ledig seins vom Mütterlein, das ich auf seiner allerschönsten Reise weiß, wunderbar geborgen von guten Kräften.
Es tat gut, die Freundinnen am Grab zu wissen, es gab keine falschen Fahnen mit Schreibfehlern, sondern ein Sei wunderbar geborgen von der Kusinenfamilie, Dudi und ich hatten uns Tulpen in pink und weiß auf den weißen Sarg gewünscht und die Busenfreundin sang so nimm denn meine Hände aus der Ecke hinter uns, der Pastor lächelte mir überrascht zu, mein bester Moment dieser Veranstaltung, es darf ja nicht gesungen werden, wie zwei Verschworene lächelten wir, in dieser Kapelle, die mir schon fast ein vertrauter Ort ist, mit Kuppel und Spruchband rings herum.
So erledige ich die Dinge, die getan werden müssen, langsam, aber getrost und ohne Zaudern. Mit jeder Erledigung steigt das Gefühl der Erleichterung, des ledig seins vom Mütterlein, das ich auf seiner allerschönsten Reise weiß, wunderbar geborgen von guten Kräften.
Topic: Auf Reisen
Dieses Bild meiner Eltern macht mich froh. Dudi bemerkte, dass wir da noch gar nicht geboren waren, wie seltsam das sei. Ich sehe zwei Menschen, die praktisch erst vorhin den Krieg überstanden haben, sich jetzt ihrer Liebe und Zuneigung gewiss waren. Dieser Spaziergang in der Stadt hat nichts mit uns Schwestern zu tun, und deshalb ist es so schön.
akrabke | 23. Januar 2021, 21:15 | 0 Kommentare
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Topic: Auf Reisen
Als ich sie am Sonntagmittag besuche, liegt sie mit starrem Blick, bewegungslos. Sie reagiert nicht auf mich, nicht als ich sie berühre, nicht als ich mein Gesicht in ihr Blickfeld halte. Die Pflegerin ist lieb und warmherzig und lässt mir alle Freiheiten. Bedankt sich, dass ich da bin. Natürlich nehme ich die Maske sofort ab, nicht mal einen Kittel wie am Freitag soll ich tragen.
Ich komme an. Finde Ruhe. Ihr Atem klingt angestrengt, das Abhusten des Schleimes gelingt ihr nicht mehr. Vorgestern noch hat sie wenigstens meine Hand gedrückt, und als ich ihren Mund erfrischt habe und nachfragte ist das gut? nickte sie. Am Samstag waren ihre Reaktionen kaum noch spürbar und nun sind ihre Augen auf die weiße Wand gerichtet ohne einmal zu blinzeln. Ich habe Angst, aber ich fühle mich ihr gewachsen. Ich fange an zu singen, bete alle Gebete, die uns gemeinsam etwas bedeutet haben, immer im Kreis, singen, beten, noch ein Gebet, dann wieder Gesang. Ich falle nicht ins Weinen, wundere mich, dass meine Stimme ohne Zittern ist. Trotzdem ist dies eine tieftraurige Situation. Meine Stimme, die Verse können jetzt langsamer, ruhiger werden.
Plötzlich, ich habe erst Sorge, dass es ihr zu viel ist, holt sie mit einer flinken, fast eleganten Bewegung ihren Arm unter der Bettdecke hervor und klappt diese zur Seite. Diese wunderbare Geste werde ich nicht vergessen. Nun kann ich ihre Hand nehmen, die sie aber auch heute nicht mehr drückt. Ich rede ihr zu, wie schön sie aussieht, wie gut sie es macht, es ist fast, als versuchte ich sie zu überreden loszulassen, wiederhole die Gebete, Gesang und meine Ermutigungen, es sich leicht zu machen, und den Engeln zu folgen, die ich allesamt als anwesend empfinde/erhoffe, und extra herbeigebetet habe, um uns durch diesen Tag zu führen.
Es dauert alles, alles hat bis hierher so lange gedauert. Ich bin müde und ich spüre, wie mich mein Mut verlässt. Die Pflegerin hatte ich nach geistlichem Beistand gefragt, es wurde verneint, die Pastoren kämen zu diesem Zweck nicht mehr raus.
So öle ich wie gewohnt meinem Mütterlein Gesicht und Hände (zum letzten Mal), teile ihr meinen Entschluss zu gehen ohne Zögern mit, küsse sie zum Abschied und flüstere ihr Gute Reise, Mama ins Ohr, verlasse das Zimmer, gehe durch den langen Flur, verlasse das Haus, verlasse ihr Leben.
Am Abend klingelt das Telefon – ich bin schon lange bereit.
Ich komme an. Finde Ruhe. Ihr Atem klingt angestrengt, das Abhusten des Schleimes gelingt ihr nicht mehr. Vorgestern noch hat sie wenigstens meine Hand gedrückt, und als ich ihren Mund erfrischt habe und nachfragte ist das gut? nickte sie. Am Samstag waren ihre Reaktionen kaum noch spürbar und nun sind ihre Augen auf die weiße Wand gerichtet ohne einmal zu blinzeln. Ich habe Angst, aber ich fühle mich ihr gewachsen. Ich fange an zu singen, bete alle Gebete, die uns gemeinsam etwas bedeutet haben, immer im Kreis, singen, beten, noch ein Gebet, dann wieder Gesang. Ich falle nicht ins Weinen, wundere mich, dass meine Stimme ohne Zittern ist. Trotzdem ist dies eine tieftraurige Situation. Meine Stimme, die Verse können jetzt langsamer, ruhiger werden.
Plötzlich, ich habe erst Sorge, dass es ihr zu viel ist, holt sie mit einer flinken, fast eleganten Bewegung ihren Arm unter der Bettdecke hervor und klappt diese zur Seite. Diese wunderbare Geste werde ich nicht vergessen. Nun kann ich ihre Hand nehmen, die sie aber auch heute nicht mehr drückt. Ich rede ihr zu, wie schön sie aussieht, wie gut sie es macht, es ist fast, als versuchte ich sie zu überreden loszulassen, wiederhole die Gebete, Gesang und meine Ermutigungen, es sich leicht zu machen, und den Engeln zu folgen, die ich allesamt als anwesend empfinde/erhoffe, und extra herbeigebetet habe, um uns durch diesen Tag zu führen.
Es dauert alles, alles hat bis hierher so lange gedauert. Ich bin müde und ich spüre, wie mich mein Mut verlässt. Die Pflegerin hatte ich nach geistlichem Beistand gefragt, es wurde verneint, die Pastoren kämen zu diesem Zweck nicht mehr raus.
So öle ich wie gewohnt meinem Mütterlein Gesicht und Hände (zum letzten Mal), teile ihr meinen Entschluss zu gehen ohne Zögern mit, küsse sie zum Abschied und flüstere ihr Gute Reise, Mama ins Ohr, verlasse das Zimmer, gehe durch den langen Flur, verlasse das Haus, verlasse ihr Leben.
Am Abend klingelt das Telefon – ich bin schon lange bereit.
akrabke | 23. Januar 2021, 18:57 | 0 Kommentare
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Topic: Auf Reisen
So nimm denn meine Hände
und führe mich
bis an mein selig Ende
und ewiglich
Ich kann allein nicht gehen
nicht einen Schritt
Wo du wirst gehen und stehen
da nimm mich mit
In dein Erbarmen hülle
mein schwaches Herz
und mach es gänzlich stille
in Freud und Schmerz
Lass ruhn zu deinen Füßen
dein armes Kind
es will die Augen schließen
und glauben blind
Wenn ich auch gar nichts fühle
von deiner Macht
du führst mich doch zum Ziele
auch durch die Nacht
So nimm denn meine Hände
und führe mich
bis an mein selig Ende
und ewiglich
und führe mich
bis an mein selig Ende
und ewiglich
Ich kann allein nicht gehen
nicht einen Schritt
Wo du wirst gehen und stehen
da nimm mich mit
In dein Erbarmen hülle
mein schwaches Herz
und mach es gänzlich stille
in Freud und Schmerz
Lass ruhn zu deinen Füßen
dein armes Kind
es will die Augen schließen
und glauben blind
Wenn ich auch gar nichts fühle
von deiner Macht
du führst mich doch zum Ziele
auch durch die Nacht
So nimm denn meine Hände
und führe mich
bis an mein selig Ende
und ewiglich
Topic: Leben ist Leiden, haha
Der Leitspruch einer meiner Lieblingsphilosophen geht sich angesichts des aktuellen Klopapierengpasses gut an. Wie, Klopapier ist knapp? Hatten wir das nicht schon mal zu einem früheren Zeitpunkt des Jahres? Ja, so wiederholt sich alles. Trotzdem, weil ich immer noch andere Medien schaue, was mit einem anhaltenden Kopfschütteln seitens des Bildhauers quittiert wird, sehe ich die Dinge... ähm, anders. Ich kann nicht anders, entschuldigung. Wie soll ich kritisches Denken ändern, das sich schon in den frühen 70ern gebildet hat? Atomkraft, Aufrüstung und all die Themen, die uns ununterbrochen in Atem hielten, nun, jetzt sind es andere, noch bedrohlichere Szenarien, die uns entgehenwehen. Ich mach's wie im Aikido: die Angriffsenergie des Gegners umlenken zu seinem eigenen Fall. Das sieht oft lustig aus, wie er dann so käferartig auf dem Rücken liegt – das kann man auch ohne Häme oder Rachegefühle betrachten. Danach dreht man sich um und macht was Schönes.
Wie das Schöne und Gute der äußeren Welt abhanden gekommen scheint. Mein eigener Blick geht immer mehr zum Guten hin. Vom Bösen haben ich eine Ahnung bekommen, und es gab Tage, da war ich erschreckt, wie böse das Böse agiert und es zerriss mir beinahe das Herz. Und dann, nach und nach, kommt Gutes. Inspirierende Menschen gleichen Klanges, Arbeitsaufgaben, die mich morgens begeistert aus dem Bett springen lassen, Erfahrungen von Güte, Mitgefühl und Erleichterung, zusammen mit dem Humor, der alles Eisen ums Herz sprengt und Filmchen, die eine kleine, fröhlich kichernde Nachfahrin zeigen.
Bisher ein sehr gutes Jahr, möglicherweise das Beste überhaupt. Wir werden sehen.
Wie das Schöne und Gute der äußeren Welt abhanden gekommen scheint. Mein eigener Blick geht immer mehr zum Guten hin. Vom Bösen haben ich eine Ahnung bekommen, und es gab Tage, da war ich erschreckt, wie böse das Böse agiert und es zerriss mir beinahe das Herz. Und dann, nach und nach, kommt Gutes. Inspirierende Menschen gleichen Klanges, Arbeitsaufgaben, die mich morgens begeistert aus dem Bett springen lassen, Erfahrungen von Güte, Mitgefühl und Erleichterung, zusammen mit dem Humor, der alles Eisen ums Herz sprengt und Filmchen, die eine kleine, fröhlich kichernde Nachfahrin zeigen.
Bisher ein sehr gutes Jahr, möglicherweise das Beste überhaupt. Wir werden sehen.
akrabke | 24. Oktober 2020, 11:43 | 0 Kommentare
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Topic: Familienbande
Ein paar hundert Kilometer entfernt hat ein kleines Wesen gestern Abend das Licht der Welt erblickt. Dass ich jetzt Großtante bin, will ich nur nebenbei erwähnen, denn dieses Menschlein hat sicher eigene Pläne, ohne mich. An diesem Tag wird verkündet, dass Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate Frieden geschlossen haben.
Ich bin hauptsächlich Beobachterin all dieser Dinge, dadurch treten gewisse Teile der Persönlichkeit, die fordernden und wollenden, in den Hintergrund. In diesem Moment empfinde ich eine Art Entspannung, trotz des steten Gefühls,Teil einer Jugendbewegung zu sein in einer unerhörten Epoche zu leben.
Ich bin hauptsächlich Beobachterin all dieser Dinge, dadurch treten gewisse Teile der Persönlichkeit, die fordernden und wollenden, in den Hintergrund. In diesem Moment empfinde ich eine Art Entspannung, trotz des steten Gefühls,
akrabke | 14. August 2020, 17:13 | 0 Kommentare
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Topic: erzaehlt
Es wird immer (w)irrer. Weiterhin bewege ich mich in Erzählungen über diese Welt. In der einen wird alles wieder so wie früher, und so wie es aussieht, ist es fein und richtig. In einer anderen Welt werden wir von einem unsichtbaren Feind bedroht und mit einer Waffe ausgerüstet, die so unausgereift ist, dass spätestens nach Erhalt wir alle sterben. In wieder einer anderen Geschichte ist die Schlacht bereits geschlagen, die Zeitenwende (nebst Weltfrieden) schon da, wir müssten nur genau hinschauen. Nachrichten, die ich für wahr gehalten habe, werden im nächsten Video schonungslos zerlegt, allerdings mit der Rhetorik der Gegenseite, die auf mich genauso plausibel wirkt. Da ist DT der Gute, der Weltenretter, da wird die Wiederauferstehung eines Präsidentensohnes immer wahrscheinlicher, da gibt es QOhrenzupfen und Nasereiben als heimliche Botschaften an die befreundeten Verschwörer. Und Astrologen, die Geburtshoroskope von Entscheidungsträgern referieren, Fremde, die zu Freunden werden, indem man des Nachts ihren hypnotischen Stimmen lauscht. Es gibt Dialekte, denen man nicht lauschen möchte, gut- bzw. schlechtgestaltete Logos und Webseiten, über die man sich jeweils wundert, während Nicht-Betroffene sich theatralisch als Betroffene outen, Mahner dringend zu Diesem und Jenem aufrufen, sich wieder und wieder widersprechend. (Wie die erhobenen Zeigefinger aller Beteiligten sich ähneln, ist bemerkenswert!)
Und mittendrin ich. Eine, die gern (und mit einer gewissen Neugier und Begeisterung) zuhört, aber feststellen muss, dass ihre Unterscheidungsfähigkeit mit der Zeit gelitten hat. Ich hatte einen YT-Account eingerichtet, um Kanäle zu abonnieren und wenigstens auf diese Weise Meinungsgleichheiten zu demonstrieren. Bisher habe ich weniger als zehn Videos geliked und nur eines kommentiert. (Es bleiben vielleicht zweidrei Sachen, die ich noch für grundsätzlich halte.)
Das Getöse im Außen erinnnert mich an den Film "A Beautiful Mind". Dort leistet im Weltkrieg ein Spion über Monate und Jahre akribisch hochwichtige Aufklärungsarbeit – und dann die Momente, in denen die Zuschauer das Geschehen begreifen als die krankheitsbedingte Verwirrtheit des Wissenschaftlers – das ist umwerfend!
Und mittendrin ich. Eine, die gern (und mit einer gewissen Neugier und Begeisterung) zuhört, aber feststellen muss, dass ihre Unterscheidungsfähigkeit mit der Zeit gelitten hat. Ich hatte einen YT-Account eingerichtet, um Kanäle zu abonnieren und wenigstens auf diese Weise Meinungsgleichheiten zu demonstrieren. Bisher habe ich weniger als zehn Videos geliked und nur eines kommentiert. (Es bleiben vielleicht zweidrei Sachen, die ich noch für grundsätzlich halte.)
Das Getöse im Außen erinnnert mich an den Film "A Beautiful Mind". Dort leistet im Weltkrieg ein Spion über Monate und Jahre akribisch hochwichtige Aufklärungsarbeit – und dann die Momente, in denen die Zuschauer das Geschehen begreifen als die krankheitsbedingte Verwirrtheit des Wissenschaftlers – das ist umwerfend!
akrabke | 29. Juli 2020, 18:34 | 0 Kommentare
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Topic: erzaehlt
Ein schönes Wort, das ich seit seinem Aufkommen in meinem Geistgefäß herumschwenke. Ich mag die zwei rs und die beiden as, die erstere halten und das Senkrechte und Kursive von N, i und v.
Genauso fühle ich mich gehalten von Narrativen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ich bin alle gleichzeitig – die furchtlose Spaziergängerin, deren Atem stets frei fließt, ich bin die Einkäuferin, die aus Rücksicht hinter ihrer Maske japst; ich bin die angebliche Verschwörungstheoretikerin, die Leugnerin und gleichzeitig, in einem Akt des Zwiedenkens, finde ich das zersetzende Handeln der Regierung plausibel; ich pendele zwischen Wut und Angst, während schon erlösende Versprechen locken; ich lebe in einer Dystopie, die 1984 gleicht, in einer schrecklich gleichgeschalteten Matrix, die Demokratie und jegliches magische Selbstverständnis untergräbt, – und über allem die Sterne, die eine wunderbare Zeitenwende voraussagen, nur Geduld.
1984 – Lizenzausgabe des Diana Verlages, Baden-Baden 1950, Einbandentwurf: Kurt Hilscher
1984 als Taschenbuchausgabe von 1950 hatte ich vor vielen Jahren, Jahrzehnten, aus dem Bücherregal meines Vaters entwendet – und nicht mehr wiedergefunden. Vorgestern trat ich erneut suchend vor meine Büchersammlung und mein Blick traf sofort den dunkelroten Leinen-Buchrücken mit den schwarz gedruckten Ziffern. Ich hatte es als junge Frau von 16 oder 17 Jahren gelesen, vielleicht noch einmal in meinen Dreißigern, den Film ein- oder zweimal gesehen. In meiner Erinnerung kommt der Film nicht an die Schrecklichkeit des Buches heran. Wie sehr es mich geprägt hat, erkenne ich beim nochmaligen Lesen der letzten Tage. Der fürchterliche Höhepunkt der Erzählung ist die Festnahme Winstons und die über Monate währenden Folterungen und Gehirnwäsche. Die schließlich in Zimmer 101 stattfindenden Umschulungen, während der die wahnhaften Vorstellungen der Partei wieder und wieder von O'Brian eintrichternd diskutiert werden, ermöglichen erst noch Winstons kritischen Protest, der zuletzt endgültig vernichtet wird durch Androhung des (für Winston) Allerschrecklichsten.
Als wäre das nicht genug, klingen die Ausführungen O'Brians plausibel. "Wir kontrollieren die Materie, weil wir den Geist kontrollieren. Die Wirklichkeit spielt sich im Kopf ab. Sie werden Schritt um Schritt lernen, Winston. Es gibt nichts, was wir nicht machen könnten. Unsichtbarkeit, Levitation – alles. Ich könnte mich von diesem Boden erheben, wenn ich es wollte. Ich will es nicht, weil die Partei es nicht will. Sie müssen sich von diesen dem neunzehnten Jahrhundert angehörenden Vorstellungen hinsichtlich der Naturgesetze freimachen. Die Naturgesetze machen wir."
Ähnliches wird auch von gewissen spirituellen Meistern behauptet. Was das betrifft, stecke ich genauso in einem yogischen Narrativ fest. Mich erschreckt die Stärke der Kraft der Behauptung. Ihr nachgebend würde ich alles glauben! Die Frage ist, was können wir glauben? Welches Narrativ ist das richtige, das wahre? Wo finde ich wahre Wahrheit? Was kann ich wirklich zweifelsfrei wissen? – Ich bleibe dran; in der Zwischenzeit hören Sie die aktuellen Nachrichten. (Nicht vergessen: Ozeanien liegt mit Ostasien im Krieg.)
Genauso fühle ich mich gehalten von Narrativen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ich bin alle gleichzeitig – die furchtlose Spaziergängerin, deren Atem stets frei fließt, ich bin die Einkäuferin, die aus Rücksicht hinter ihrer Maske japst; ich bin die angebliche Verschwörungstheoretikerin, die Leugnerin und gleichzeitig, in einem Akt des Zwiedenkens, finde ich das zersetzende Handeln der Regierung plausibel; ich pendele zwischen Wut und Angst, während schon erlösende Versprechen locken; ich lebe in einer Dystopie, die 1984 gleicht, in einer schrecklich gleichgeschalteten Matrix, die Demokratie und jegliches magische Selbstverständnis untergräbt, – und über allem die Sterne, die eine wunderbare Zeitenwende voraussagen, nur Geduld.
1984 – Lizenzausgabe des Diana Verlages, Baden-Baden 1950, Einbandentwurf: Kurt Hilscher
1984 als Taschenbuchausgabe von 1950 hatte ich vor vielen Jahren, Jahrzehnten, aus dem Bücherregal meines Vaters entwendet – und nicht mehr wiedergefunden. Vorgestern trat ich erneut suchend vor meine Büchersammlung und mein Blick traf sofort den dunkelroten Leinen-Buchrücken mit den schwarz gedruckten Ziffern. Ich hatte es als junge Frau von 16 oder 17 Jahren gelesen, vielleicht noch einmal in meinen Dreißigern, den Film ein- oder zweimal gesehen. In meiner Erinnerung kommt der Film nicht an die Schrecklichkeit des Buches heran. Wie sehr es mich geprägt hat, erkenne ich beim nochmaligen Lesen der letzten Tage. Der fürchterliche Höhepunkt der Erzählung ist die Festnahme Winstons und die über Monate währenden Folterungen und Gehirnwäsche. Die schließlich in Zimmer 101 stattfindenden Umschulungen, während der die wahnhaften Vorstellungen der Partei wieder und wieder von O'Brian eintrichternd diskutiert werden, ermöglichen erst noch Winstons kritischen Protest, der zuletzt endgültig vernichtet wird durch Androhung des (für Winston) Allerschrecklichsten.
Als wäre das nicht genug, klingen die Ausführungen O'Brians plausibel. "Wir kontrollieren die Materie, weil wir den Geist kontrollieren. Die Wirklichkeit spielt sich im Kopf ab. Sie werden Schritt um Schritt lernen, Winston. Es gibt nichts, was wir nicht machen könnten. Unsichtbarkeit, Levitation – alles. Ich könnte mich von diesem Boden erheben, wenn ich es wollte. Ich will es nicht, weil die Partei es nicht will. Sie müssen sich von diesen dem neunzehnten Jahrhundert angehörenden Vorstellungen hinsichtlich der Naturgesetze freimachen. Die Naturgesetze machen wir."
Ähnliches wird auch von gewissen spirituellen Meistern behauptet. Was das betrifft, stecke ich genauso in einem yogischen Narrativ fest. Mich erschreckt die Stärke der Kraft der Behauptung. Ihr nachgebend würde ich alles glauben! Die Frage ist, was können wir glauben? Welches Narrativ ist das richtige, das wahre? Wo finde ich wahre Wahrheit? Was kann ich wirklich zweifelsfrei wissen? – Ich bleibe dran; in der Zwischenzeit hören Sie die aktuellen Nachrichten. (Nicht vergessen: Ozeanien liegt mit Ostasien im Krieg.)
akrabke | 30. Juni 2020, 15:29 | 0 Kommentare
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Topic: Einsatz
Und immer den Blick nach Südost gerichtet, wo zur Zeit die Gewitter herkommen. Die Sucht nach Aufregung ist beinahe stärker als der Wunsch nach Ruhe und Stille. Die Nachbarin unter mir ist der Überzeugung, ich sei nicht still genug und beklagt nächtliches Türenklappern, das angeblich aus meiner Wohnung kommt. Ich nehme an, niemand in diesem Haus schließt sorgsamer die Türen, niemand geht sanfter abgerollt über Holzböden als ich. Vielleicht ist es ihr ein Dorn im Auge, dass ich so viel mit dem Bildhauer kichere, wenn er bei mir übernachtet. Vielleicht möchte sie auch gern wieder einmal getötet werden, wie im vorletzten Jahr, als sie einige von uns Nachbarn darum anflehte. Ein Schock, jemanden bei seiner Psychose zu erleben. Für Wochen war sie in der Psychatrie, ihre Mutter sagt, sie sei seitdem nicht mehr dieselbe.
Die allgemeinen Vorgaben haben also auch schon das Zuhause erreicht. Die Bewegungen, Be- und Anmerkungen, die Hinweise im Stammcafé, wer darf rein, wer wartet draußen, wie viele dürfen rein, wenn drinnen zwei sitzen, z. B. die Leserin und ich in Erwartung eines entspannten Frühstücksgespräches, und hier noch der Anwesenheitszettel, aber die Wasserkaraffe gibt es nicht mehr, dafür Gemurmel hinter Masken mit zweimal Nachfragen. Nervt.
Weiterhin viel Netzgelese und Offstreamgeschaue. Dabei philosophische Perlen gefunden, die nach all dem Stumpfsinn den Intellekt erregen und eine neu entstehende Aufmerksamkeit für gesellschaftspolitische Themen füttern – vielleicht ist es aber auch nicht hilfreich, zu tief dort einzutauchen und in dunklen Ecken menschlichen Fehlens zu stöbern. Die dadurch ausgelösten Ängste im eigenen Innern ertragen lernen, kommt mir wertvoll vor und schrecklich zugleich.
In den Therapiegesprächen geraten allerhand kindliche Wünsche ans Licht. Ich mag dieses mutige Mädchen (das ich war) von acht oder neun Jahren, das mit all seinen edlen Werten, mit seiner Wut und Kraft zu mir in die Zukunft schaut. Die Beantwortung der Frage, ob es von mir, der Erwachsenen, ebenso enttäuscht sein könnte, wie von den meisten Erwachsenen damals, muss auf morgen warten.
Die allgemeinen Vorgaben haben also auch schon das Zuhause erreicht. Die Bewegungen, Be- und Anmerkungen, die Hinweise im Stammcafé, wer darf rein, wer wartet draußen, wie viele dürfen rein, wenn drinnen zwei sitzen, z. B. die Leserin und ich in Erwartung eines entspannten Frühstücksgespräches, und hier noch der Anwesenheitszettel, aber die Wasserkaraffe gibt es nicht mehr, dafür Gemurmel hinter Masken mit zweimal Nachfragen. Nervt.
Weiterhin viel Netzgelese und Offstreamgeschaue. Dabei philosophische Perlen gefunden, die nach all dem Stumpfsinn den Intellekt erregen und eine neu entstehende Aufmerksamkeit für gesellschaftspolitische Themen füttern – vielleicht ist es aber auch nicht hilfreich, zu tief dort einzutauchen und in dunklen Ecken menschlichen Fehlens zu stöbern. Die dadurch ausgelösten Ängste im eigenen Innern ertragen lernen, kommt mir wertvoll vor und schrecklich zugleich.
In den Therapiegesprächen geraten allerhand kindliche Wünsche ans Licht. Ich mag dieses mutige Mädchen (das ich war) von acht oder neun Jahren, das mit all seinen edlen Werten, mit seiner Wut und Kraft zu mir in die Zukunft schaut. Die Beantwortung der Frage, ob es von mir, der Erwachsenen, ebenso enttäuscht sein könnte, wie von den meisten Erwachsenen damals, muss auf morgen warten.
akrabke | 17. Juni 2020, 16:43 | 0 Kommentare
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