In meine Nachtträume mischt sich natürlich wieder der Geräuschemann. Er ist 20 Jahre jünger, hat langes rotes Haar, das er auf diese jungenhafte Weise seitlich gescheitelt trägt, und ich finde ihn umwerfend. Aber ich muss mich abwenden, weil er sich unnahbar gibt, wie immer. Im Traum scheint es mir, als würde ich ihn für immer allen anderen vorziehen.

In der echten Gegenwart aber gibt es interessante Menschen, weit reichhaltiger und wahrhaftiger als die der Sehnsuchtsräume je sein könnten. In meiner Erinnerung bleibt der Geräuschemann einsilbig und fern.

So als würde der eine immer bloß den anderen ersetzen, mache ich mir Sorgen. Natürlich, vorher nahe Menschen verblassen in der Vergangenheit, aber wie es das Schicksal will, ähneln sich die Geschichten, für die man sich zu interessieren beginnt in lauschigen Nächten. Ob es je möglich ist, das bereits ins Rollen Gebrachte zu stoppen, vielleicht will ich das auch gar nicht, ich bin noch nicht zu Ende mit dir, Leben. Noch nicht bereit zu entsagen, warum auch, stelle ich mit frischer Neugierde täglich die Frage, und somit in Frage, in was mich meine Lehrer eingeweiht haben. An mir ist es bloß, Gelassenheit zu üben.

Gestern habe ich mit der Mechanikerin das neue Fahrrad besprochen. Sie gab Empfehlungen, wo ich noch keine festen Vorstellungen hatte, manches Detail schwebte mir aber schon vor, sie maß meinen Körper aus, reichte den Farbfächer und zeigte mir andere Räder zum Vergleich. Da kommt jetzt keine Stange von der Stange, der Rahmen wird für mich angefertigt, Zubehör wird nach eigenen Wünschen montiert, sogar die Speichen werden per Hand in die Felge gedreht, das ganze Gerät scheint für die Ewigkeit gemacht. Es darf dabei nur nicht regnen.





Da kommt jetzt keine Stange von der Stange, der Rahmen wird für mich angefertigt, (...)

Naja, die Stange ist wahrscheinlich trotzdem von der Stange, das heißt, das Rohr wird wahrscheinlich nicht eigens für ihren Rahmen geschmiedet, da wählt der Rahmenbauer (oder die Rahmenbauerin) aus diversen Rohrsätzen etwas für Sie aus.

Was der Sache im Übrigen überhaupt nichts nimmt, um ehrlich zu sein beneide ich Sie fast ein wenig darum, ein Rad samt Rahmen individuell angepasst zu bekommen. Aber im Moment lässt mein Fuhrpark von vier Fahrrädern dafür eigentlich keine echte Lücke.

Trotzdem (oder gerade drum) lese ich sowas immer wieder mit Interesse, lassen Sie uns gerne weiter teilhaben an der Werdung Ihres neuen Fahrrads.

Mark (Juli '93?), natürlich, die Stangen sind Rohre von der Stange. Aber auf jeden Fall gemufft, das sieht schöner aus als so'ne olle Schweißnaht. Die Farbe muss ich noch aus über 200 RAL-Farbtönen aussuchen, bisher tendiere ich zu grüngelb, manchmal denke ich rot sei schön, oder hellblau, dazu etwas braunes und schwarzes Gedöns, aber grün ist halt grün und das isses wohl.
Es werden sogar zwei Gänge dran sein, die durch reine ZaubereiZentrifugalkraft geschaltet werden, also ohne Kabel oder Hebel, so sieht man nix.
Sie selbst schreiben ja viel übers Radfahren, da werde ich mich noch einzulesen haben.

Ich bin ja auch ein ausgesprochener Muffenfreund, wenngleich ich konzedieren muss, dass Peugeot vor rund 20 Jahren auch sehr schöne muffenlose Stahlrahmen im Sortiment hatte.

Wahrscheinlich würde mich so ein vielstufiger Auswahlprozess bis zu meinem Wunschrad hoffnungslos in der Komplexitätsfalle verheddern. In meinem kleinen Fahrrad-Fuhrpark kann ich stattdessen auch mal Sachen ausprobieren, beispielsweise einen anderen Lenker montieren, wenn das Rad mehr für Touren als zum Tempobolzen genutzt werden soll und so Sachen.

Diese 2-Gang-Automatik klingt nach einer praktischen Sache. Wenn man sich hautpsächlich in der Stadt/im Flachland bewegt, braucht man auch keine 21 Gänge, die sich mit der Zeit verstellen oder bei Nichtbewegtwerden der Hebel festklemmen mit der Zeit.

Eher 63 statt 93, ich fuhr am Darkmobil früher das Kennzeichen MA-RK 793, und als ich für einen Blogkommentar auf die Schnelle einen Nick suchte, fiel mir grad nichts besseres ein.

Meine erste Idee war ja ein Fixie, aber mit umgedrehtem Rückrad, sodass es leerlaufen kann. Die Mechanikerin klärte mich auf, dass ich ein Singlespeed meinte, ja klar, sagte ich, mit so'm Fixie liegt man ja schnell auf der Fresse. Abe rich sah ein, dass ein zweiter Gang fürs Schellfahren tatsächlich praktisch sein könnte.
Mit der Vielfalt stimmt, aber ein paar Details wie Lenkerform und so wusste ich ja schon, und für den Rest nahm ich gern ihre Vorschläge. Ihr eigenes (grüngelbes) Rad kommt meinen Vorstellungen schon sehr nah. Dass der Rahmen auf meine Körpergröße angepasst wird, schließt auch so einiges an Rahmenthematik aus. Dann geht's jetzt bloß noch um die Form der Bremshebel und der Handgriffe, die Pedalen, Reifenbreite und den Sattel, ich denke, das krieg ich hin.

Das sind ja letztlich Komponenten, die man nachträglich noch ändern kann, sollten sie sich in der Praxis nicht ganz wie erhofft bewähren. Manchmal fallen einem Dinge erst auf, wenn sich der Radius der Touren erweitert und damit auch mehr Zeit auf dm Sattel zubringt. Ist ja nicht so, dass das erste gewählte Set-up schon für die Ewigkeit halten müsste.

Bei mir fing es ja mit einem Sperrmüllfund an, mit einem etwas runtergerockten, aber reparablen Raleigh-Renner (nachdem ich zuvor ein sauschweres Oparad gefahren hatte). Den Klick "yep, das isses" hat es zwar sehr schnell gemacht, aber ich habe im Detail noch eine ganze Weile rumprobiert mit Lenkerneigung, Sattelhöhe, Vorbau mal hoch und mal runter, bis ich die optimale Balance für mich ausgetüftelt hatte. Beim Rennrad ist dieser Punkt für mich übrigens nicht dann erreicht, wenn man ganz schnell damit fahren kann, sondern wenn man ohne rumzueiern so langsam damit fahren kann, dass man in einem dichten Fußgängerstrom mitschwimmen kann ohne jemandem an die Hacken zu fahren.