Freitag, 20. Juni 2014
Wie schlecht und böse die Welt ist! Ich bin erschöpft von den Fotografien, Wand um Wand, Meile um Meile, drinnen und draußen, Bilder mit Krieg, mit Drogen, Feuer und Toten, mit Kranken, Verkrüppelten, Ausgebeuteten, Unglücklichen, beraubtem Land, Armut, und Seuche. Kaum etwas Erfreuliches. Man bekommt endgültig den Eindruck, die Welt sei ein Jammertal, wenn nicht gar die Hölle, aus der es kein Entrinnen gibt. Das Lumix Festival auf dem ehemaligen Expo-Gelände zeigt fotografische Serien von 60 jungen Fotojournalisten aus vielen Ländern.

14 Jahre später und auch wenig erfreulich: Der Holländische Pavillon auf dem ehemaligen Expo-Gelände

Vielleicht weiß einzig das Entsetzliche noch wirklich zu interessieren – zu verkaufen, eigentlich – denn auch das in tausenden von Bildern gezeigte Leid wirkt hier bloß wie eine Ware und ich bin die Betrachterin, eigentlich die Konsumentin, deren Urteil bzw. Bestürzung gefragt ist, aber ich frage mich, geht es hier um die Qualität der Fotos, die Grobheit des Gezeigten oder gar die außerordentliche Kühnheit der FotografInnen?

Das Schöne fehlt. Die Welt ist doch schön, oder? Welche Aufgabe hätte ein Fotojournalist meiner Vorstellung? Das Schöne finden, die Perle. Man könnte einwerfen, dass viele der Bilder schön sind, im fotografischen Sinn: Bildaufbau, Farben, Kontraste, technische Ausführung. Natürlich, alles da. Also schöne Fotos von unschönen Begebenheiten.

Wie Taucher stundenlang im Schlamm herumwühlen, um Goldbrösel zu finden, die vier Euro am Tag bringen und die Gesundheit runinieren mit dem Quecksilber, das zum Auswaschen des Metalls benutzt wird. "Krokodil"-Abhängige mit vergammelten Körpern in vergammelten Behausungen in s/w, ausdrucksstarke Bilder von ehelicher Gewalt (wieso hat die Fotografin nicht eingegriffen?), in bunte Tracht gekleidete guatemaltekische Frauen vor ausgehobenen Massengräbern, hübsche Menschen in wasserarmen Gebieten, die für einen Eimer braunes Wasser Stunden gehen müssen, Kinderschönheitswettbewerbe mit Zweijährigen in Amerika, Straßenkinder in Berlin. Ein Hauch eingebildeter Freude nur durch Alkohol, Drogen, Konsum, Prostitution, Macht.

All das. Was Menschen zu verantworten haben, endet oft hässlich. Hätte gern ein anderes Fazit.

http://www.fotofestival-hannover.de/
Noch bis Sonntag, auch mit Livestreams der Vorträge von Fotografen. Weiter unten auf der Startseite ein Überblick über die 60 Ausstellungen.