Jetzt weiß ich, wer immer nachts übers Dach läuft. Ich hab es gesehen, das kleine, rotbraune, große, niedliche Tier. Es kündigt sich mit einem leichten Poltern an und ich, die auf dem Sofa liege und lese, bin gespannt, was ich zu sehen bekomme. Vorsichtig drehe ich den Kopf zur Seite, da ist es, es hangelt sich über den Rand des Blumenkastens mit der Kapuzinerkresse, springt in den Topf des Olivenbäumchens, bleibt eine Weile und schaut zu mir ins Zimmer, um dann flink am Bäumchen hochzuklettern, von dort in die Dachrinne zu springen und sich zu entfernen. Ein Eichhörnchen! Hier oben am Dach! Ich bin doch erstaunt, wie groß es wirkt, die Eindrücke aus Wald und Park wecken ein Bild von einem Tierchen, das leicht mit einer Hand zu fassen wäre, dieses Exemplar ist doppelt so groß, wie ich geglaubt hätte, dass es sei. Sagt man das so? Ist egal, es sind sowieso ziemlich viele Tiere eingezogen, natürlich keine Säugetiere, eher Insekten, Spinnen und Nachtfalter. Stets halte ich alle Fenster geöffnet, genauso wie wahrscheinlich die Nachbarin, deren Türen immer noch im Wind klappern und schlagen, dass es seine Art hat. Noch einmal so ein hauserschütterndes Knallen und ich sag's ihr – das mach' ich dann aber doch nicht, weil, bald ist es Herbst und die Fenster wieder zu, und dann hört das Rumpeln auf. Hoffentlich.

Am Nachmittagssee ist es still und das Wasser klar und so dunkel, wie die Wolken, die drüberziehen und immer noch warm. Ein paar wenige Badegäste, die Frau mit dem langen weißen Haar, der Gandhi-Dünne mit der Schirmmütze, jemand Schlafendes, in eine Decke gehüllt, der freundliche Dralle, der sonst mit Gandhi abhängt, diesmal aber mit bei der Weißhaarigen quatscht, und ein junger Mann, der unschlüssig um den Steg herumlungert. Ich schwimme die kurze Strecke, einmal hin und zurück, das soll für heute reichen, ins große Badetuch gehüllt sitze ich noch eine Weile und schaue den Wolken nach.