Herzrhythmusstörungen und geplatzte Ader im Auge. Augendruck ist normal, sagt die Augenärztin, der Sehnerv ist auch in Ordnung. Wenigstens der Sehnerv. Nächsten Monat noch den Augenhintergrund ansehen, sowieso mal wieder, dazu wird Atropa Belladonna gegeben, da weitet sich die grünbraune Iris und die Netzhaut fängt den Blick. Sie schaut hinein und ich heraus. Ich mag die neue Ärztin nicht, sie blickt fast die ganze Zeit in den Rechner und tippt was ein, während sie mit mir redet, das Gespräch ist ohnehin knapp. Man müsste mal den Blutdruck 24 Stunden messen, sagt sie, um zu sehen, ob es zu Spitzen kommt. Es bleibt mir nur kurz anzudeuten, dass ich sehr großen Stress hatte. Es können noch ganz andere Adern platzen, im Gehirn und dann –

Ich habe jetzt keine richtige Ärztin mehr, der ich vertraue, die Ayurvedin möchte ich nach dem Drama nicht mehr konsultieren, und das macht mir schreckliche Angst. Als könnte ich gleich dem Körper nicht mehr vertrauen. Mir selbst nicht. Als wäre ich jetzt vollkommen allein. Mit mir. Das ist seltsam. Und das Herzelein klopft unrhythmisch dazu.

Du liebes kleines Angsthäschen, du.





Ich habe neulich eher zufällig, weil ich in die Notfallambulanz stolperte, einen knarzig-humorvollen Seebären von Hausarzt kennengelernt und war gleich begeistert. Nachdem ich in letzter Zeit von Facharzt zu Facharzt und durch alle möglichen Gebiets- und Blickbeschränkungen gereicht wurde, sollte ich mir so was mal zulegen: einen guten, alten Hausarzt. Mit Humor. Keinen Computertipper.

Ja, ein richtig guter Arzt, der einen durch und durch kennt, ein bisschen vor sich hinbrummt und sagt, ist alles nicht so schlimm, erstmal beruhigen, würde er sagen, und nicht mit geplatzten Adern allerorten drohen, dann würde er ein bisschen Vitamin B für die Nerven und irgendeine Nahrungsergänzung vorschlagen oder eine beruhigende Gewürzmilch am Abend, damit man mal wieder durchschläft, und sofort würden die Symptome verschwinden und man hätte wieder Vertrauen ins eigene Leben.
Die Ayurvedin ist so eine, nur dass sie nicht brummt. Heute morgen habe ich beschlossen, dass sie meine Ärztin bleiben soll, ich werde die Auseinandersetzung annehmen – es ist doch für mich gut, dass sie fachlich versiert ist und mich nach fünf Jahren durch und durch kennt.
Sie sollte nur keine Bücher schreiben, das ist alles.