Donnerstag, 4. Juli 2013

Beim Aufräumen der oberen Wohnung meines Elternhauses haben meine Schwester Dudi und ich noch einige schöne Gegenstände gefunden, die nun meinen bescheidenen Haushalt bereichern:
  1. eine sehr kleine und zarte Teetasse mit Untertasse, beide mit magentafarbenem Band und Goldrand
  2. ein ca. A4 großes Ölbild auf Sperrholz mit Birken, Landschaft und sfumato in einem breiten schlichten Holzrahmen
  3. ein winziger Schemel aus den 60ern, die Fläche mit rotem Linoleum belegt
  4. ein Bündel nie benutzter Handtücher aus grobem blauem Drillich, sicher eigens für die Backstube genäht
  5. noch mit Preisschild versehene Putzlappen, die seit fast 50 Jahren oben in den Dachschrägen gelegen haben
  6. zwei richtig schöne Perserbrücken, die mein Vater sich regelmäßig von seinen Zigeunerkumpels hat andrehen lassen
Früher hat in der Wohnung meine Omi gewohnt, die Mutter meines Vaters, später zog mein Vater ein, nachdem er nach zehn Jahren wieder zu meiner Mutter zurückkehrte. Interessanterweise gab es nicht viel hübsches oder gut gestaltetes Interieur – obwohl einige Stücke sicherlich wertvoll sind. Die protzige Glasvitrine zum Beispiel, oder der bollerige Schreibtisch mit geschnitzen Borten und Rändern. Dann gab es aber eher billig nachgemachte Perser, an die noch nicht mal die Motten gehen, die es sich in den anderen dünnen Wollteppichen mittlerweile kommod gemacht hatten. Oder die Portraitgemälde von Opi, den ich nicht mehr kennengelernt habe, und Omi. Er mit diesem blöden Bärtchen und sie mit liebem Lächeln, das ich nie in echt gesehen habe. Viele Bilderrahmen umfassten Bildausschnitte aus Illustrierten, zum Beipiel hing die junge Königin Elisabeth jahrzehntelang überm Sofa von Omi. Und wo ist das Bild vom Reichstag geblieben?

Wir haben auch viel Kram – weggeworfen. Einige Mülltüten voll. Ebenso das alte Plastikbett, hässliche Lampen, doofe Tischchen usw. Das Silber liegt jetzt noch in den Schubladen, das Regal mit Papas Büchern haben wir gelassen, auch einen großen runden Tisch mit einigermaßen ansehnlichen Stühlen und o. g. Glasvitrine mit Gläsern und Geschirr, für die niemand von uns Platz hat.