Montag, 14. April 2014
Ich kenne keine Person, die so schnell hochgeht wie S.. In Kombination mit K., ihrem Exfreund, der fast immer dabei ist, gewinnt das Geschimpfe noch an Kraft. Eigentlich könnten wir friedlich im Garten graben, aber dauernd muss S. den K. maßregeln. "Stell dein Glas nicht auf die Kante, das fällt sonst runter!" Oder "Wie oft habe ich dir schon gesagt, ... " und dann folgt unweigerlich etwas, was sie sich eigentlich sparen könnte, denn sie wird es ja schon oft gesagt haben, oder. Das erste Bier des Tages nehmen K. und ich gemeinsam, die Damen buddeln noch weiter, trotzdem gibt es einen Spruch von S., nicht an mich gerichtet, aber an K.. Vorsichtig spreche ich ihn drauf an, es ist überdeutlich, dass die beiden sich gegenseitig auf die Palme bringen, er mit seinem Gejammere, sie mit ihren Revanchen.

R., die jetztige Freundin von S., es hat also einen Wandel von Hetero- zu Homosexualität stattgefunden, nimmt es mit großer Gelassenheit, die nicht mal ich habe, obwohl ich ja zu den dreien weitaus entfernter stehe, als sie untereinander. K. lächelt aus seiner reichhaltigen Peinlichkeit heraus – welcher Mann lässt sich öffentlich schon gerne bloßstellen. Später am Zaun, als ich schon gehen will, erzählt mir R., dass K. in Abhängigkeit zu S. steht, er als Künstler verdiene kaum Geld, und sie bezahle ihm seine Lebensmittel. Ich staune. Dass sich jemand überhaupt auf sowas einlässt? Wir besprechen das hohe Aggro-Potential des Ex-Pärchens, ich wische mir den Schweiß aus der Stirn, denn eine Hitzewelle hat mich erfasst, die nicht allein vom Sonnenstand kommt, sondern weil ich die gegenseitigen Abhängigkeiten durchschaue, und das stresst mich, verdammt.

S. hätte sich nach K. ordentlich die Hörner abgestoßen, bevor die beiden Frauen zusammenkamen, das hatte R. schon mal so gesagt und ich frag mich, welche Hörner, sagt man das nicht bei Männern, das Horn, aber wir sind ja hier im lesbischen Umfeld, und da kenne ich mich nicht so aus. Als einziges Zugeständnis an die Emanzipation benutze ich mit großer Konsequenz die weibliche Form, das machen noch nicht mal alle Lesben (Lesbierinnen). Wie und an wem sich S. die Hörnchen (Hörnerinnen) abgestoßen hat, weiß ich nur zu gut: Praktisch an der halben weiblichen Bewohnerschaft dieses Hauses (in dem auch ich lebe, ich schrieb schon mal darüber. Seitdem hat S. hier Hausverbot.).

Lustig ist auch, dass sie wegen des Hundes oft an meine Bürokollegin gerät, der laut Vermieterin im Hinterhofgarten der Kollegin, an dessem südlichen Teil wiederum K. sein Atelier hat, frei laufen darf und sofort und ungebremst auf die hübsche Terrasse der Bürokollegin läuft, die Katzen verscheucht und ihnen das Futter wegfrisst. So klein ist die Welt. Da wechseln lustige Argumente ihre Besitzerinnen: Die Vermieterin hat mir aber erlaubt ... du hast aber den Hund nicht unter Kontrolle ... ach, die Katzen haben doch keine Angst ... und (zu mir) wenn die noch einmal, dann ... undsoweiter.

Tja, ich habe also Freundinnen, sie sich untereinander nicht ausstehen können, was sagt das über mich? Das stimmt nicht, ruft die Busenfreundin, als ich ihr davon erzähle, zum Beispiel, äh, wie heißt sie noch, die Gärtnerin finde ich süß und die Leserin mag ich auch. Dass die Leserin die Busenfreundin nicht sonderlich leiden kann, lass ich lieber unerwähnt.