Die Gespräche mit der Therapeutin sind fruchtbar. Ich kann aufräumen mit falsch interpretierter Esoterik und befinde mich, hoffentlich nicht zu rückläufig, wieder zwischen Animus und Anima – Konzepten, von denen ich schon vor 40 Jahren gelesen habe. Meine Träume dazu stellen sich mit Regelmäßigkeit ein und sind voller freudiger Symbole. Ich begegne dort tatsächlich meinem Animus, der alles das ist, was ich bin. Wieder fällt einiges zusammen, stimmt plötzlich, kann heilen und es bleibt der Reichtum im eigenen Innern zur freien Verfügung.

Kann ich sagen, die 15 Jahre des Studiums der altindischen Schriften hätten nichts gebracht? Mir scheint da jedenfalls eine Lücke zu klaffen – man übt so vor sich hin (z. B. Selbststudium, Mantrameditation, Atemkontrolle) und der Abstand zum echten Genuss des Vorgefundenen, Eigenen (doch bloß Maya) wird immer größer. Jedenfalls bei mir.

Jetzt bin ich auf dem Weg zu einer distanzierten und dennoch liebevollen Beziehung zum Mütterlein, innerhalb derer ich die Zeiten unserer Begegnungen selbst bestimme und darauf achte, nicht dauernd über meine Kraft zu gehen, sondern mich um meine Sachen zu kümmern. Mit meinem Vater (ich sehe tote Menschen) habe ich ein Einverständnis gefunden und seinen freundlichen Blick zu spüren, hat mich für vieles entschädigt. Jetzt schreibe ich noch ein paar Briefe an verschiedene Menschen (die nicht abgeschickt werden sollen, aber mit denen wir arbeiten können).

Auf dem Weg zur freien Kunst sind meine Einnnahmen noch weiter geschrumpft und damit mein Erspartes noch eine Weile hält, habe ich mir einen Anspruch auf Wohngeld erarbeitet, 191 EUR bekomme ich nun, damit kann ich die Therapie finanzieren und halbwegs entspannt den Bewegungen auf meinem Konto zusehen. Es steht ein schönes Buchprojekt bevor, das ich gestalten kann, wahrscheinlich wird es nach dem Sommer beginnen, wenn Fotos und Interviews fertig sind. Die eigene künstlerische Arbeit gedeiht, der Bildhauer hat mir eine Nähmaschine geschenkt, was für eine Freude, jetzt muss ich nicht alles per Hand arbeiten und kann mich auf die feinere Ausgestaltung der schnell vorgenähten Formen konzentrieren.

Ach. Es wird. Es blüht.