Im Traum bin ich in Indien, auf der Kumbha Mela. Ich bin jünger und schlanker und einen Kopf größer als im realen Leben, und so kann ich die ungeheure Menschenmenge überblicken, deren Teil ich bin, ob ich Mann bin oder Frau, weiß ich nicht, wohl beides, ich trage ein orangefarbenes Beinkleid aus gewickelten Wollwebstreifen nach germanischer Sitte, eines meiner dunkelblauen Jungsunterhemden und mein langes Haar bildet einen Knoten, wie bei Shiva, dessem Haar der Ganges entspringt. Ein paar Schnüre liegen über den Schultern, mehr benötige ich nicht.

Ich bin ohne mein allzu direktes Einverständnis zum Swami geweiht worden, aber, denke ich, während ich still in der Sonne stehe, die gleichzeitig aus meinem Herzen zu kommen scheint, und meine Erscheinung genieße – ich wollte es ja ohnehin, aber später erst, sei es drum, der Zeitpunkt ist jetzt einerlei.

Ich stehe also still mit geradem Rücken über der Welt. Ich weiß nun endlich, es ist alles gut. Ich bin Swami und mit dem Ritual ist alles Karma gelöscht und es gibt nichts mehr zu tun für mich.

Ich bin frei.

Diese Freiheit spüre ich in jeder Faser meines Körpers und in allen Gedanken – die sich nun hier erübrigen, denn – ich bin frei.

Ein älterer Hindu verbeugt sich vor mir, dem jungen Swami, im Begriff meine Füße zu berühren, das kann ich nicht zulassen, denn Swami sein, bedeutet ja erstmal nicht viel. Ich muss lächeln, wie süß das Gefühl sein muss, verehrt zu werden, durchschaue aber sogleich jede Anwandlung von Eitelkeit und Hochmut.

Auch davon bin ich frei.
Denn ich bin frei von allem.