Topic: Wasser
Der See liegt klar und trägt vom Wind geformte Spitzen. Der Freundliche fragt nach "meinem Nachwuchs", gemeint ist der Bildhauer, den ich schon zum See mitgenommen hatte, der soll, wenn die alten FKKler tot sind, den See weiterbeleben. Der muss heute arbeiten und im übrigen, lache ich über "Nachwuchs", ist er fünf Jahre älter als ich. Nach meiner Runde einmal um den See, sitze ich noch am Steg, genieße gänsehäutig den Windatem auf der Haut und freunde mich mit einem etwa achtjährigen Mädchen an, es hat schon Seepferdchen und das Bronzeabzeichen. Du schwimmst wie ein Fisch! Nein, ruft es, wie eine Ente! Na klar, sage ich, die können es ja fast besser. Es gibt Kuchen und die Seerosenblätter sind 20 bis 25 Meter groß. Nein, Quatsch, Zentimeter.
Wie oft ich mich über die absichtlichen Versprecher des Bildhauers wohl noch scheckig lache. Er hat sich gestern beschwert und da musste ich noch mehr lachen. Auf seinen Streifzügen, die nun auch die meinen sind, suchen wir Kräuter und Äpfel, geben den Pferden der Bürokollegin davon ab, die Tiere nuckeln weiter noch genüsslich an der eigenen Zunge wie an eingebauten Schnullern; wir bekommen von den Gartendamen Mirabellen und armdicke Zucchini, die wir am Abend zu verschiedenen Gerichten bereiten. Ebenso wie ich nutzt er keinen Esstisch – meiner steht zugeklappt in der Küche an der Wand und seiner irgendwo im Treppenhaus, klein und antik, und so picknicken wir im Bett, wenn wir uns nicht schon vorher aus Pfanne und Töpfen sattnaschen, arrangieren die Schüsseln auf einem großen Tablett und nehmen von allem. Reichlich.
Viel Zeit haben wir zusammen verbracht. Fast jeden Tag. Ich finde es immer noch reizvoll, seine vergangenen Spuren zu erwandern, ob ich nicht doch eine Erinnerung finde, die wir teilen. Viele seiner Kommilitonen und deren Arbeiten kenne ich wieder, aber von ihm ist da nichts. Er lässt mich den Ordner mit den Zeitungs- und Ausschnitten aus Magazinen, Fotos und Ausstellungseinladungen durchstöbern, da sind interessant arrangierte Porträts des Künstlers im Seitenlicht, umstanden von seinen farbenfrohen, filigranen Objekten. Meist sehe ich einen ernsten Mann beinahe grimmig und sehr direkt ins Objektiv schauen, es gibt bloß eines, vielleicht 25 Jahre früher, da lächelt er leicht, und ich sehe den jungen Mann, der seinen großen Humor in den Arbeiten versteckt hat. Das stimmt natürlich so nicht, aber mir ist als wäre ich die einzige, die ihn darin findet, während das gemeine Publikum noch nach Tiefgründigem sucht.
Was rede ich. In mir sitzt noch das Staunen und ich mag kaum glauben, dass wir uns überhaupt getroffen haben. An der Brombeerhecke macht er eine kurze Bemerkung, darüber dass man (also er) sich durch eine frühere Begegnung (also mit mir) viel Leid hätte ersparen können, welches er (nicht es ihn) als lebenswichtig verfolgt hatte. Ich schweige, weil ich nicht glaube, dass das stimmt, genieße aber das Gesagte. Wir hätten uns früher sicherlich so nicht erkannt. Erst durch das vorher Durchlebte sind wir fähig geworden, nun ausgiebig voneinander zu kosten.
Die Brombeeren hier sind weich und süß. Und die folgenden Küsse ebenso.
Wie oft ich mich über die absichtlichen Versprecher des Bildhauers wohl noch scheckig lache. Er hat sich gestern beschwert und da musste ich noch mehr lachen. Auf seinen Streifzügen, die nun auch die meinen sind, suchen wir Kräuter und Äpfel, geben den Pferden der Bürokollegin davon ab, die Tiere nuckeln weiter noch genüsslich an der eigenen Zunge wie an eingebauten Schnullern; wir bekommen von den Gartendamen Mirabellen und armdicke Zucchini, die wir am Abend zu verschiedenen Gerichten bereiten. Ebenso wie ich nutzt er keinen Esstisch – meiner steht zugeklappt in der Küche an der Wand und seiner irgendwo im Treppenhaus, klein und antik, und so picknicken wir im Bett, wenn wir uns nicht schon vorher aus Pfanne und Töpfen sattnaschen, arrangieren die Schüsseln auf einem großen Tablett und nehmen von allem. Reichlich.
Viel Zeit haben wir zusammen verbracht. Fast jeden Tag. Ich finde es immer noch reizvoll, seine vergangenen Spuren zu erwandern, ob ich nicht doch eine Erinnerung finde, die wir teilen. Viele seiner Kommilitonen und deren Arbeiten kenne ich wieder, aber von ihm ist da nichts. Er lässt mich den Ordner mit den Zeitungs- und Ausschnitten aus Magazinen, Fotos und Ausstellungseinladungen durchstöbern, da sind interessant arrangierte Porträts des Künstlers im Seitenlicht, umstanden von seinen farbenfrohen, filigranen Objekten. Meist sehe ich einen ernsten Mann beinahe grimmig und sehr direkt ins Objektiv schauen, es gibt bloß eines, vielleicht 25 Jahre früher, da lächelt er leicht, und ich sehe den jungen Mann, der seinen großen Humor in den Arbeiten versteckt hat. Das stimmt natürlich so nicht, aber mir ist als wäre ich die einzige, die ihn darin findet, während das gemeine Publikum noch nach Tiefgründigem sucht.
Was rede ich. In mir sitzt noch das Staunen und ich mag kaum glauben, dass wir uns überhaupt getroffen haben. An der Brombeerhecke macht er eine kurze Bemerkung, darüber dass man (also er) sich durch eine frühere Begegnung (also mit mir) viel Leid hätte ersparen können, welches er (nicht es ihn) als lebenswichtig verfolgt hatte. Ich schweige, weil ich nicht glaube, dass das stimmt, genieße aber das Gesagte. Wir hätten uns früher sicherlich so nicht erkannt. Erst durch das vorher Durchlebte sind wir fähig geworden, nun ausgiebig voneinander zu kosten.
Die Brombeeren hier sind weich und süß. Und die folgenden Küsse ebenso.
nemorosa,
Montag, 11. August 2014, 23:39
Oh ... Fülle.
akrabke,
Dienstag, 12. August 2014, 12:00
Schön, dass Sie meine Entrückungstexten (noch) lesen, ich werde mich aber wohl etwas zurückhalten, ist doch ziemlich... äh, peinlich, oder nicht? Gibt ja noch andere Themen – Politik zum Beispiel oder Grafik-Design.
trippmadam,
Dienstag, 12. August 2014, 20:58
Nee, das ist nicht peinlich, das ist schön! (Wobei ich Bloggen ja eigentlich grundsätzlich peinlich finde, aber ich tue es trotzdem.)
nemorosa,
Mittwoch, 13. August 2014, 10:26
Hihi. Das unterschreibe ich.
Oder vielleicht so: was muß, das muß. Geschrieben (und gelesen) werden. Als wärest du alleine auf der Welt.
Jedenfalls: ich mag das.
Oder vielleicht so: was muß, das muß. Geschrieben (und gelesen) werden. Als wärest du alleine auf der Welt.
Jedenfalls: ich mag das.