Das war schön. Im Angesicht der Weserkette mit der Schulfreundin über Vergangenes reden und lachen und den alten Herrn Kaiser besuchen. Erschreckend, wie die umliegenden Ausflugszielgebäude verfallen, verrottete Fensterrahmen und blinde Plastikstühle. Hawaiitoast trotzdem 8,50. Vielleicht sind das noch Mark. Selbst die Sandsteinstufen zum Denkmal scheinen mir wettergerundet und mürbe. Rechtsseitig gibt es eine neue Treppe. Die Erinnerungen an die Szenerie sind trügerisch und vermischen sich mit der jetzigen. Moltketurm, gut 13 Meter hoch. Ich lauf kurz rauf, die Freundin aber hat Höhenangst. Hier habe ich mit einem Liebhaber erstmals geknutscht. Auf der Wittekindsburg noch mehr Olles, die besagten Stühle stehen an Tische geklappt, deren Beine bis zum Knie verrostet sind, zerbrochene Steintreppen, was für ein schöner Saal das mal war. Die üblichen Neugierigen stehen um den Absprung für Drachenflieger, wir auch. Wie das wohl ist, wenn der Aufwind die Flügel hält und man über den hellgrünen Bäumen davongleitet. Von dieser Stelle hat der Liebhaber noch Fotos, ich sitze hinter langem Haar versteckt auf der Plattform, die mit Kunstrasen belegt ist, auch der mittlerweile 30 Jahre später.


Einzig gut erhalten die kleine Margaretenkapelle und oben auf dem Kamm eine Ausgrabungsstätte mit kreuzförmigen Ruinen aus dem 10. Jahrhundert, die von einem modernen Holzglasbau geschützt wird. Auf dem Weg entdecken wir Natürliches, früher Waldmeister, Buschwindröschen, Buchentriebe, die aus matschigem Laub hervorschauen, ebenso Gesichter aus vernarbten Baumstämmen.

Die Geschichten, die wir uns daheim bei ihr gegenseitig vortragen, sind alt und sehr lustig. Der Segen des Später-Seins: Die Ungereimtheiten der Jugend belachen können, die ersten Freunde, die unsäglichen ersten Male, all die bescheuerten Missverständnisse. Genauso verstehen wir uns in dem was Jetzt geschieht. Freude. Kreativität. Leben.