So, jetzt kann ich wieder für mich schreiben. Leipzig wünscht mir alles Gute und ich soll auf jeden Fall literarisch weiterarbeiten, ein Formbrief, trotzdem tröstlich, es gibt Schlimmeres. Später nochmal bewerben? Wir werden sehen, was kommt. Mein Leben scheint eine Ansammlung noch zu erledigener Erfahrungen zu sein. Vieles hatte ich schon erlebt. Ein Buch schreiben? Wäre das ein Wunsch, wegen dem ich nochmal wiederkäme? Ich "lektoriere" gerade, ich muss das mal in Anführungszeichen setzen, das Manuskript der ayurvedischen Ärztin. Sie hat geschlampt, finde ich, auf jeder A4-Seite fünf bis zehn Rechtschreibfehler, falsche Fälle, falsche Gedankenstriche, zu viele Absätze, empfindlich bin ich auch gegenüber den umgangsprachlichen Wendungen, pupsen, und die Lebensmittellisten sind viel zu lang, um sie sich zu merken.

Und wieder die Frage, warum wir schreiben. Mitteilungsbedürfnis in die leere Welt. Da ist nicht mal mehr der Wunsch nach Auseinandersetzung. Sprache als Mittel zur Selbsterkenntnis, Worte finden, Systeme, Listen. Alles Zwänge, da muss mehr Freiheit rein. Was hätte ich den Leipzigern schon auf Fragen antworten können. Alles gleich.

Aber es ist schön, sich zu Hause aufzuhalten, lesen, kochen, basteln. Pupsen. Hoffentlich ist es nicht zu spät für die Kapuzinerkresse, die achte Generation von den Ashramsamen. Ringelblumen. Und vielleicht wird ja auch irgendwas aus der Christrose. Und das Mangobäumchen, braunblättert so rum, ich hatte über es ein Lied geschrieben, eigentlich ein Liebeskummerlied an den Geräuschemann, in dem Wolken vorkommen, die hinterm Mangobaum stehen, windstille Gefühlsstille, alles in Moll.

Jetzt nichts Rückläufiges. Kein Blick nach hinten, nicht heute. Ich bin ja hier.





Das wollt' ich doch die ganze Zeit gefragt haben.
Sei es drum. Ist bestimmt für was gut.

Es war definitiv gut für was. Ziele bestimmen, Wege dahin ausmalen und schauen, ob's dort wirklich langgeht. Ich nehm' das Schicksal gern.