Topic: Arbeitstisch
Sie hat auch mich gepackt, die midjourney-KI. Praktisch auf Zuruf malt sie uns Bilder, die aus dem Unbewussten zu kommen scheinen, zumindest aus dem online-Gedächtnis der user, die das Internet bevölkern. Der Zuruf besteht aus Zeilen von Text, die das zu sehen Gewünschte beschreiben. So lautete eine meiner Zeilen wie folgt: the mind of my mother who suffers from dementia, she sits in her favourite garden and dreams.
Da ist keine Angabe von Farben, Stilen oder besonderen Einzelheiten der Blumenwahl. Die KI schafft es, mich zu überraschen und anzurühren. Wie das Gesicht schwarz verschleiert wird und seine Unschärfe findet, wie die Farbe der Blumen darauf abgestimmt ist, hat eine dringende Schönheit.
Während man auf dem Server weilt, kann man die Aktivitäten und Ergebnisse der anderen beobachten. Es gibt auch einige Blogger, die sich mit den Bildern beschäftigen. Allgemein kann man dort eine Ratlosigkeit bemerken, während sich die user bei midjourney ungehemmt ausbreiten, Gottvolles, Albernes oder Politisches verlangen, sich größenwahnsinnig architektonische Ideen generieren lassen oder ein hübsches Manga-Mädchen. Auch Zeichnungen von Ufos nach Leonardo da Vinci sind beliebt, oder in einem bestimmten Stil Gemaltes, Gezeichnetes oder Fotografiertes.
Im ersten Schritt werden vier kleine Bilder gezeichnet, von denen man sich im nächsten Schritt ein höher aufgelöstes oder eine Variation rechnen lässt. Man kann sich probeweise einloggen und hat 25 Bilder frei. Die sind im Nu verbraten, und ich habe mich auf ein bezahltes Abo eingelassen, das mir ca. 200 Bilder erlaubt. Seit Donnerstag habe ich 150 сделал, also gemacht, auch eines dabei, das meinen im Krieg in Russland verschollenen 19-jährigen Onkel zeigen soll. Er ist bei einer Flussdurchquerung ertrunken. Wo die KI die Idee hernimmt, ein gelbes Bündel Blüten auf seiner Mütze zu drapieren, weiß ich nicht. Sie hat Geheimnisse, das ist deutlich und greift Archetypen auf, die wir durch sie erforschen können. Ein echtes Abenteuer.