Samstag, 4. April 2020
Die Obstbäume des Elternhausgartens leuchten gelborange in der Mittagssonne, überwältigend üppig. Ich will die Szene unbedingt fotografieren und meinem Vater, wo immer er sei, einen wertvoll gerahmten Abzug schenken. Beim Aufwachen noch drängt mich das Vorhaben und nur langsam wird mir klar, dass es die Bäume nicht mehr gibt. Die Käufer des Hauses hatten schon vorletztes Jahr alles aus- und umgegraben, sogar die Bilder von g**gle Earth zeigen die aufgerissene Erde.

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Das alte Macbook von 2011 ist jetzt endgültig hinüber, beim Starten zeigt es erst einen grünlichen Apfel und danach schön ultramarinblaue Streifen. Im Spätsommer letzten Jahres hatte der Fachmann noch die allerletzte Möglichkeit des Platinenbackens unternommen und höchstens noch ein Jahr Laufzeit vorausgesagt. Jetzt benötige ich für das neue Airbook einen anderen 27-Zoll-Bildschirm, der vorige funktioniert nicht mit den neuen Anschlüssen. Ein Irrsinn, jetzt zu investieren? Mal sehen, ich möchte weiterhin gut ausgestattet sein, obschon ich fast gar kein Grafik-Design mehr mache. Auch sind mir nun die Ad*be-Programme nicht mehr zugänglich, die will/kann ich nicht mieten, habe aber die Affinity-Serie erworben, mit der ich schon seit einzwei Jahren arbeite.

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Auf allen Kanälen werden die kritischen Stimmen zum Seuchenhandling deutlicher. Die Petition, die die Erforschung und Sichtbarmachung der realen Zahlen fordert, scheint mir am seriösesten formuliert, hört sich auch für den hartnäckigsten mainstreamer nicht nach Verschwörung an, und hat in kürzester Zeit das Quorum erreicht.

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Ich lese wieder Franny & Zooey. Die Sprache beglückt mich so, dass ich fast weinen muss, dazu belebt sich eine traurige Erinnerung an die große Stadt im fernen Osten, in der ich ein halbes Jahr lebte. Die Prinzessin und ich hatten uns mit den Katzen der Nachbarschaft angefreundet, speziell die Familie um Mum-Cat, wie wir sie nannten, lag uns am Herzen, die nicht nur von uns, sondern auch von Leuten vom anderen Ende der Insel regelmäßig gefüttert wurde. Ich war wieder daheim im Frühjahr und SARS brach aus. Man hatte giftige Köder in der Stadt verteilt, um tierische Übertragungswege des Virus zu stoppen und nach ein paar Tagen fand die Prinzessin Mum-Cat tot im Rinnstein.

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Dudi berichtet von ihren Katzen, die nach dem Umzug und einem langen inhäusigen Winter ans Haus gewöhnt worden waren. Sie dürfen nun in den Garten und schauen sich fröhlich um beim gemeinsamen Mensch-und-Tier-Spaziergang durch die Umgebung, der ihnen zeigt, wo sie sich befinden. Während wir telefonieren, ertönt das Gemaunze von Fritz, der sich stets in unsere Gespräche mischt; ich bin überzeugt, er findet die Töne der (anderen) Sprache reizend, die sein Frauchen (nur) mit mir spricht.

(Ich erspare Ihnen hier ein weiteres Sternchen.)