Topic: Liebes Tagebuch
Hin und zurück, dauernd, zum See, zum Garten der Ausstellung, in den anderen Stadtteil zur Wohnung des Bildhauers, hier übernachten oder da, mit vielen Menschen gesprochen und Martinis auf Geburtstagen getrunken, hin und zurück, durch die Natur, durch die Straßen, und dabei dieses Glühen und ein großer Wunsch, bei irgendwo-er Ankunft sofort unter die Dusche zu springen und dort zu weilen und sich mit frischen Getränken versorgt zu wissen. Kaltauszüge von Minze und Brennessel, oder Zitronenwasser, ab und zu Bier und zum Essen Pommes Schranke nach dem Schwimmen, wo Frauen ihre Esel ausführen, Männer auf Brüste glotzen, und Mücken und Bremsen rote Flatschen an Armen und Beinen hinterlassen, nicht nur das – am Hals trage ich einen Knutschfleck als wäre ich 17.
Bin 17 und habe einen tollen Freund. Man kann tatsächlich vieles nachholen, trotz Zeichen des Alters an unseren jeweiligen Körpern, trotz grauer Haare und leiser Erschöpfung, weil Sich-Kennenlernen ist irgendwie echt anstrengend, wenn man probiert, wie sich die andere Person ins Leben fügt, und all das Gelächter, wenn es das tut, über kleine und umso schönere Vorlieben und Vorgefundenes am anderen. Wir lesen uns gegenseitig Die Höhlenkinder vor bis wir einschlafen und es ist berührend, dass der Bildhauer eigentlich der Peter des großen Naturromans aus den 20er Jahren ist, der Gegenstände sammelt, Steine, Pflanzen, Knochen, und Hölzer schnitzt, um alles miteinander zu anderen, künstlichen Formen zusammenzufügen, zu bemalen und die Schätze seiner Eva zu zeigen und ich stehe staunend und befühle jeden Grat, jede Erhebung, jede glatte und rauhe Fläche, sehe Rotorange leuchten oder Hellgrün, der ganze Mann strahlt dann und ich auch.
Wir hatten festgestellt, dass wir die gleiche Hochschule besucht haben, sogar zeitgleich, er länger, ich kürzer und während meiner gesamten Zeit des Glücks dort überlappten wir uns unwissentlich; auch an anderen Orten von gemeinsamen Freunden. Heute waren wir im alten Hinterhof, wo die Studierenden ihre Objekte behauen hatten, der liegt verwaist, denn die FH ist vor Jahren schon aufs Messegelände gezogen. Wir finden Reste und auch den obligatorischen Grill und ich nehme einen kleinen Lehmziegel als Andenken. Ich erinnere mich an ein großes schwarzes eiförmiges Objekt, das dort stand; mir war nicht geheuer, was der Künstler damit bezwecken wollte und ich kam mir dumm vor in meiner Unkenntnis etwaiger Konzepte – es war von ihm. Ein schwarzes, bös' aussehendes Ei, so ganz anders als seine fröhlich-sinnlichen Objekte, die jetzt seine Räume beseelen. Ich vergleiche alte Fotos in seiner Küche mit meinen Erinnerungen, da ist ein schwacher Klang, aber nichts Konkretes. Sein Gesicht ist mir trotzdem Freund.
Bin 17 und habe einen tollen Freund. Man kann tatsächlich vieles nachholen, trotz Zeichen des Alters an unseren jeweiligen Körpern, trotz grauer Haare und leiser Erschöpfung, weil Sich-Kennenlernen ist irgendwie echt anstrengend, wenn man probiert, wie sich die andere Person ins Leben fügt, und all das Gelächter, wenn es das tut, über kleine und umso schönere Vorlieben und Vorgefundenes am anderen. Wir lesen uns gegenseitig Die Höhlenkinder vor bis wir einschlafen und es ist berührend, dass der Bildhauer eigentlich der Peter des großen Naturromans aus den 20er Jahren ist, der Gegenstände sammelt, Steine, Pflanzen, Knochen, und Hölzer schnitzt, um alles miteinander zu anderen, künstlichen Formen zusammenzufügen, zu bemalen und die Schätze seiner Eva zu zeigen und ich stehe staunend und befühle jeden Grat, jede Erhebung, jede glatte und rauhe Fläche, sehe Rotorange leuchten oder Hellgrün, der ganze Mann strahlt dann und ich auch.
Wir hatten festgestellt, dass wir die gleiche Hochschule besucht haben, sogar zeitgleich, er länger, ich kürzer und während meiner gesamten Zeit des Glücks dort überlappten wir uns unwissentlich; auch an anderen Orten von gemeinsamen Freunden. Heute waren wir im alten Hinterhof, wo die Studierenden ihre Objekte behauen hatten, der liegt verwaist, denn die FH ist vor Jahren schon aufs Messegelände gezogen. Wir finden Reste und auch den obligatorischen Grill und ich nehme einen kleinen Lehmziegel als Andenken. Ich erinnere mich an ein großes schwarzes eiförmiges Objekt, das dort stand; mir war nicht geheuer, was der Künstler damit bezwecken wollte und ich kam mir dumm vor in meiner Unkenntnis etwaiger Konzepte – es war von ihm. Ein schwarzes, bös' aussehendes Ei, so ganz anders als seine fröhlich-sinnlichen Objekte, die jetzt seine Räume beseelen. Ich vergleiche alte Fotos in seiner Küche mit meinen Erinnerungen, da ist ein schwacher Klang, aber nichts Konkretes. Sein Gesicht ist mir trotzdem Freund.