Ich weiß jetzt, was die lauten Nachbarn gemacht haben, denn ich bin nun eine von ihnen. Dortselbst im Nachbarhaus allesamt verschwippt und verschwägert hat der junge Mann einen Lehmofen in den Hof gebaut. Man lässt mich großzügig über die schreckliche Kreischsäge monieren, entschuldigt sich und erklärt, man habe das falsche Sägeblatt gekauft und konnte es nicht umtauschen. Nun gibt es selbstgemachte Pizza, die die zwei Wochen Lärm beinahe ausgleichen, zudem bitte ich darum, zu weiteren Ofenbefeuerungen stets eingeladen zu werden. Das Schreikind entdecke ich auch, es sieht so rotzfrech aus, wie ich es mir vorgestellt habe, zwei Frauen sitzen abseits und quatschen, die eine offensichtlich die am Kind kaum interessierte, am Getöse bereits ertaubte Mutter.

Auch sitze ich bis zur Dämmerung mit neuen Freundinnen herum, rede sicher genauso laut wie sie durchs Carrée über Verflossene(s), trinke (die famose Gin-Mischerei mit den schönen Flaschen hat jetzt auch Likör!) und lache viel, vor allem mit der Gesprächpartnerin aus dem Schwäbischen, die so ihre Art hat. Es ist ein schöner Nachmittag. Wir thematisieren auch, ob und wann man sich (bei Kindergeschrei oder gar Gewalt, der man beiwohnt) einmischen sollte, ich als alarmiert, aber zurückhaltend Reagierende, die andere grundsätzlich dazwischengehend, auch in Männerstreits, wenn es beginnt, bedrohlich zu werden.

Am nächsten Tag, oh Wunder, das Kind schreit wieder so herum, höre ich erstmalig in diesem Sommer ein nun schrei doch nicht so! Worauf das Kind tatsächlich still ist.