Als ich die Mutter an ihrem Platz im Tagesraum aufsuche, erkennt sie mich nicht. Erst nach meinem mittlerweile üblichen hallo Mama, ich bin’s, Krabbe öffnet sich ihr Blick. Lass uns raus in den Garten, sag ich, das Wetter ist schön. Sie wirkt verwirrt, sie müsse doch bleiben, es sei Kindergeburtstag, jemand müsse doch für alle sorgen, nämlich sie. Ich schaffe es, sie aus dem Raum zu diskutieren, sie ist heute ausnehmend sprachgewandt, mit mehrgliedrigen Sätzen bedenkt sie das Gespräch, das sich allerdings weiter um den Kindergeburtstag dreht, die säßen da alle wie die Ölgötzen, man könne sie doch nicht allein lassen, sie hält wirklich alle Mitbewohner für Kinder. Und, weinerlich, jemand hätte sie barfuß aus dem Schlaf gerissen, und ich gehe auf jedes Wort ein und versuche zu entdramatisieren, aber sie ist argumentativ stark heute, die Syntax stimmt, denke ich, Syntax, und bin fast ein bisschen Stolz auf sie.

Dann schaffe ich die Wendung, nachdem ich sie von aller Verantwortung für wen auch immer, ebenso für Vergangenes und Zukünftiges freigesprochen habe, die Kinder können auch mal allein spielen, ja, ich wäre ja immer auf der Seite der Kinder, das würde sie nochmal überdenken, meine Güte, ist das anstrengend, die Wendung jedenfalls kommt, als ich auf ihren Geburtstag hinweise, am 15. April, und ich brächte dann Zitronenkuchen mit, und den äßen wir ganz allein! Sie lacht.

Darüber musste ich lachen, sagt sie, irgendwie erstaunt über sich selbst. Wir warten, bis die Wolke weg ist, und die Sonne warm auf uns scheinen kann. Das ist schön.