Stellvertretend suchen wir Steinbrüche und Tonkuhlen auf. Die Formationen sind beeindruckend und gehen tief, nicht nur geologisch. Der Bildhauer hatte während seines Studiums etwas in Stein gemeißelt, irgendwo im Weserbergland. Um dort hinzugelangen, nach seinen 25 Jahren, fahren wir fast meine komplette Lieblings-Motorradstrecke (mit dem Auto), über diverse Berghöhen und Pässe, zweimal hin- und zurück über die Weser, nur so, wir weilen an verschiedenen Stellen, die ich ihm unbedingt zeigen muss, um am Ende endlich seitwärts in einem schattigen Tal im kalt-rotbraunen Bruch anzukommen, der seit langem stillgelegt ist. Erst finden wir nicht das Gesuchte und laufen durch taubenetztes Gras und zwischen moosüberwachsenen Quadern herum und ich fotografiere die erodierten Wirtschaftsgebäude des Geländes. Dann dort hinten, früher musste die Stelle erst mühsam erklettert werden, jetzt scheint die Tiefe mit Material ausgefüllt und das Zeichen fast auf Augenhöhe, nur ein paar Felsen weiter. Wieder so ein Zeitsprung. Ich weiß, wie der Bildhauer die gealterte Szenerie empfindet. Als ob aber sein Alter bei den Steinen eine große Rolle spielte.





An einem anderen Tag betreten wir eine Tonkuhle nahe der Stadt, dort hatten die Studenten das grauschwarze Sediment geholt, um es zu Skulpturen zu formen. Der Ton fühlt sich rein und glatt an, man kann die weichen Schichten voneinander lösen, die manchmal durchsetzt sind von Ammoniten, Belemniten oder deren Negativformen. Die Grube geht tief und bildet einen grünen Teich. Am östlichen Teil, nahe der Einfahrt, wird roter zerschredderter Backstein zurückgeführt, wir stellen uns vor, dass einst die Senke wieder damit gefüllt sein wird.

Verwunschene Orte, die Bilder gehen Tage nicht aus dem Sinn. Als hätte ich im aufrissenen Erdreich etwas entdeckt, das nicht für mich bestimmt ist; so heimlich.