• Den Kleiderschrank ausgemistet, fünf 20-Liter-Beutel mit Klamotten, Schuhen und Stoffresten stehen bereit. Die drei Lieblings-T-Shirts behalte ich noch: Cutie 2002 von Paul Frank aus HK, Mind The Gap aus London, und das mit dem völlig aufgelösten Blütenaufdruck, mindestens 13 Jahre alt. Dafür gibt es neue T-Shirts und ein Hoodie.
  • Stefan S. auf dem Markt gesehen und sogar von ihm gegrüßt worden, er ist der Kanditat für äh, Moment, ich muss nachschauen – achso, er will Oberbürgermeister werden. Wieso, der andere war doch gerade erst gewählt. Mir gefällt Stefans Anwesenheit im Viertel, jemand der sich kümmert und fremde Leute grüßt. Wählen tu ich ihn deshalb trotzdem nicht. T. und ich hatten damals, als er noch Gewerkschafter war, für ihn Grafik-Design gemacht. Ein leiser, zurückhaltender Mann, jetzt leibhaftig auf dem Markplatz, Flyer verteilend.
  • Selbstgemachtes Popcorn
  • Wieder angefangen zu Stricken. Aus naturbelassener Wolle vom Bio-Schaf wird langsam ein dicker Winterpullover, einen Rollkragen soll er haben. Finger flutschen noch, sogar das Stricken mit fünf Nadeln geht.
  • Ein Tag mit Mama. Zum Tee lese ich ihr aus dem Buch "Kriegsenkel" vor. Wir sind beide berührt. Ich finde Sinnvolles zum Thema schlagende Väter.
  • Ich träume von H., meinem frühen Kollegen aus Praktikumszeiten. Wir hatten damals eine heimliche Affäre. Er war ein aufregender und kreativer Liebhaber. Wie wir im Traum vertraut sind und auf diese besondere Art miteinander reden, mit etwas verschlafenen Stimmen. Hand in Hand spazieren wir durch die Heimatstadt, ohne uns zu verstellen. Gestern, während Mama beim Friseur sitzt, gehe ich durch ein Treppenhaus hoch zu seinem Büro und klingele, das Herz schlägt mir buchstäblich im Hals vor Aufregung, ich würde einfach behaupten, ich sei aus der Puste vom Treppensteigen, wenn das Herz sich nicht beruhigt. Niemand macht auf und ich sehe durch geschliffenes Bleiglas einen leeren Kleiderständer und links durch die Tür auf dem Tisch einen bunten Stapel Arbeitsunterlagen. Mir fällt ein, dass ich hier schon mal so stand, ebenso aufgeregt. Ich würde ihm erzählen, was ich von ihm geträumt habe und er würde mich ins Herz nehmen. Er besitzt noch all unsere Nacktfotos.