Können wir uns ein Leben ohne Schienen überhaupt vorstellen?

Dass es so aussieht, als würde ich ständig in Cafés rumsitzen und Wache halten, ist die eine Sache. Anscheinend bin ich nicht die einzige, mittlerweile kennt man sich vom Sehen, die Inhaberin des Schmuckladens, der Künstler, dessen Bilder im Café hängen und die ich allesamt schrecklich finde, der Glatzköpfige, dem ich ein gewisses Misstrauen entgegenbringe, weil er aussieht wie der Geräuschemann, mittlerweile sagen wir hallo, zumindest an Samstagen; dann sind da die Mütter aus dem Viertel, alle so um die 40 und die Kinder untereinander entsprechend gleichaltrig. Mit der Leserin treffe ich mich einmal die Woche dort zum Frühstück, B., die eigentlich Webdesignerin ist, aber einen Schrebergarten besitzt und deshalb hier die Gärtnerin genannt wird, rufe ich ab und zu von ihrem Arbeitsplatz daheim raus, und dann sind da noch die eher unregelmäßigen Kaffeepausen mit der Busenfreundin und der Buddhistin.

Ab und zu gebe ich den Kaffeekonsum für Wochen auf, trinke daheim ein Gebräu aus Lupinenkaffee mit geschäumter Ziegenmilch und hoffe immer wieder, dass ich den Rhythmus von zwei Cappucchinen die Woche einhalten kann. Bisher ist es nicht gelungen.

Was ich gestern über die maya schrieb, ist die andere Sache und beeinhaltete einen Denkfehler. Es sind ja nicht wir und die maya oder wir in der maya, sondern das Bewusstsein webt die maya, die wir sind. Da gibt es keine Trennung. Eigentlich. Und doch passiert es immer wieder, und das versuchte ich mit dem Swami zu erörtern, dass ich mich wie ein Objekt unter Objekten fühle, alles sauber voneinander getrennt und das genau mache das Verlorensein und die Ohnmacht aus. Als würde etwas einrasten, wurde mir der Denkfehler gestern Nacht wieder klar, und sofort rückte alles wieder näher, um mich dann vollständig zu durchdringen, die Verbindung war wieder da, die Bindung an eine freundliche Welt, die es mit Kräften zu gestalten gilt, sei sie auch noch so flüchtig und scheinbar.

Bis zur nächsten Vergessenheit. Bis zum nächsten Dualitätsanfall.





Erklären Sie mir bitte nochmal, warum Sie denken, Sie sollten keinen/weniger Kaffe trinken? Ganz ernsthaft.

Wegen des Suchtdings. Wenn ich keinen trinke, habe ich den ganzen Tag grässliche Kopfschmerzen, der durch einen Kaffee behoben werden könnte. Also muss ich immer trinken, um die Entzugserscheinungen zu vermeiden. Det nervt. Und außerdem wirkt er dämpfend wie ein Helm auf dem Kopf, wenn ich dann mal lange keinen gehabt hatte. Das kann doch nicht gut sein?

Und so ein klitzekleines durch und durch harmloses Süchtchen ist auch nicht erlaubt? Das lässt sich doch offenbar leicht ruhig stellen.

Aber der Helm aufm Kopf, der macht mir eher Kummer. Der ist vom Kaffee oder vom Unmut über die Sucht? Unangenehm jedenfalls.

Dass die Auswirkungen von Kaffee harmlos sind, glaube ich nicht. Alles in Maßen und mit Absicht ist sicherlich wunderbar, und wenn es nur ein kleines Süchtle wär, würde es mir nichts ausmachen. Aber mit diesen krassen Entzugserscheinungen würde ich dem Kaffee eher einen hohen Suchtmittelcharakter bescheinigen.