Freitag, 17. Mai 2024
Naja, wir haben es versucht und manche versuchen es noch. Die Nachbarin T., Mutter des Schulkindes, fragte mich, ob ich die Grafik machen könnte. Natürlich, eine schöne Arbeit, ein interessantes Thema für mich als Lehrerstochter, endlich. Ich war sogar bereit, für den Trägerverein ehrenamtlich zu arbeiten, um dieses Herzensprojekt auf den Weg zu bringen mit professionellem Design.

In Deutschland gibt es die Schulpflicht. Bisher war mir nicht klar, was das für Eltern bedeutet, die ihre Kinder nicht in eine staatliche Schule schicken möchte. Die T. kennt sich da aus. Bekannte von ihr schlossen sich Freilernergruppen an, nahmen Bußgeldverfahren auf sich, meldeten die Kinder aus Deutschland ab, ließen das Kind von einem Arzt oder Psychologen für nicht schulbar erklären, verließen das Land oder liefen irgendwie unterm Radar des Systems.

Das große Vorbild unserer Schule ist Summerhill in England, die vor 100 Jahren gegründet wurde und noch immer schlaue und stolze Schüler gut ausgebildet ins Leben entlässt. So etwas wollten wir auch!

Seit Dezember 2022 war ich dabei. Die Arbeit machte mir großen Spaß, die grafischen Ergebnisse ließen sich sehen und brachten eine Helligkeit und Ordnung ins bisher eher muffige Aussehen. Ich mochte die Menschen, die ihre Zeit, Energie und Liebe in diese Idee steckten, und mit D. und L. haben sich echte Freundschaften gebildet.

Das nötige Fachwissen für eine Schulgründung aber und ein ungehemmtes Durchhaltevermögen brachten R. als Lehrerin und H. als Jungpolitiker mit Finanzwissen mit. R. schrieb das Schulkonzept und H. rechnet an Finanzplänen herum und trifft sich mit Politikern. Sie waren die Speerspitze, wir anderen arbeiteten ihnen zu. Ein Architekt, engagierte Eltern und ein paar gute Denker bereichern die Initiative. Sie war schon 2018 gegründet, als langsam in Gang kommender Versuch, die Welt zu retten. Dann kam die Pest Corona, die Bemühungen erlahmten – nahmen dann aber wirklich Fahrt auf, als wir Neuen dazukamen.

Es war kompliziert. Ungleich viel Zeit ging damit einher, für ein bestimmtes Gebäude Nutzungskonzepte zu entwerfen, Baugenehmigungen einzuholen und Gespräche mit Stadt, Banken und Geldgebern zu führen. Eine ehemalige Sonderschule, deren Grundriss an eine quadratische Burganlage erinnert, in 13 Jahren durch verschiedenste Wohn- und kulturelle Projekte abgenutzt, verunstaltet, veraltet, war Ziel unseres Speerspitzenpaares. Wir wollten es sanieren.

Genau das ist der Punkt, von dem mir jetzt klar wird, dass er im Dunkeln liegt – warum ausgerechnet dieses viel zu große, zu teure, zu schwierige, allerdings schöne, dennoch heruntergekommene mit einem Architekturpreis geehrte Juwel, nun von dummen Menschen verwohnt, besprüht, beschmutzt – das regte mich so auf.

R+H, unsere Speerspitze, wollten das so. Ich verstand es nicht. Es wurden Zahlenreihen und Argumentationen ins Feld gebracht, es gab beleidigte Reaktionen, wenn man andere, einfachere Ideen vorschlug, es wurde gezwängt und gedrängt, und doch vertrauten wir dem Plan. In der Rückschau wirkt es auf mich wie eine riesengroße Profilierungsschau unseres angehenden Jungbonzen, dem wir blauäugig hinterherrannten. Für Gespräche wurden in der letzten Minute Präsentationen aus dem Boden gestampft, die ich mich in der allerletzten Minute beeilte, zu aller Zufriedenheit zu gestalten. Es wurde nicht ausreichend oder gar nicht kommuniziert mit den hoffnungsvollen Eltern, die bereits ihre Kinder angemeldet hatten, wir durften nichts über die Verhandlungen mit der Stadt nach außen dringen lassen.

Kurz gesagt, es war ein irres Spiel. Natürlich zankten wir uns, natürlich gab es unschöne Momente, es wurde geschmeichelt und gedroht, es gab aber auch Zusammenhalt, Begeisterung, wenn wieder ein Schritt getan wurde, einer unter Dutzenden aufreibenden, nervenden Schritte, die Wochen auseinanderlagen, die jetzt, am Ende... wie soll ich's sagen
wir bekommen das Gebäude nicht. Es ist vorbei. Es ist zu groß für uns. Wir haben keinen Plan B oder C.