Donnerstag, 24. Juni 2021
Die Kuratorin bestätigt, sie hätte den Flyer über den städtischen Verteiler an 900 Menschen per Post geschickt und nochmal 100 digital über ihre eigene Emailadresse. Die Ausstellung eines jungen, wie ich finde, vielversprechenden Künstlers war eröffnet und -- niemand kam. Da waren nur wir, ein paar Freunde und Mitstudenten, die Eltern und etwa zwei oder drei andere. Ich weiß nicht, was los ist. Seit der Wiedereröffnung bleibt man einfach weg. Erschreckend der Gedanke, dass oder wie überhaupt dem Bildungsbürgertum jedes kulturelle Interesse abhanden gekommen ist, vielleicht finden sie die Kuratorin bloß doof (die sich tatsächlich gern mit allen anlegt) oder man traut sich wirklich nicht mehr aus dem Haus, na klar, die recht lasch formulierten Schutzhinweise deuten auf eine gewisse antiautoritäre Haltung des Ortes, meine Güte, vielleicht brauchen die Leute es doch härter? Von 1.000 Eingeladenen erscheinen nur drei Gäste?

Statt dessen quatscht des Künstlervaters Mäzen (ein angeberischer Mann mit Geld, der zur Chefriege der Firma gehört, die ich eine Zeitlang mit Grafik-Design versorgt hatte) die Umsitzenden wiedermal mit seinen Indienreiseerfahrungen vor 50 Jahren voll. Es ist ein Trauerspiel.

Und nochwas: Kloster Bursfelde. Ich sage ab:
... für uns ist Bursfelde immer ein Ort des Rückzugs gewesen, gleichzeitig ein Ort, an dem wir so sein konnten wie wir sind -- wir fühlten uns im besten Sinne beschützt (ich hatte auch zwei Gespräche mit der Pastorin, die mich sehr getröstet haben); Bursfelde ebenso ein Ort, an dem alles Weltliche zurücktreten und wir uns um unsere Heilung bemühen konnten.
Die Aussicht, dass wir bei Erscheinen und fortan jeden zweiten Tag unsere Gesundheit beweisen müssen, behagt uns nicht, denn damit ist ein Element des Misstrauens ins Haus gelangt, das wir nicht teilen möchten.
Wir finden es allgemein äußerst bedauernswert, dass die Christliche Kirche während der sogenannten Pandemie keinen Schutz, kein Refuguim für ihre "Schäflein" anbieten konnte, im Gegenteil, sie hat ihre Häuser geschlossen und sich den Vorgaben der Politik gebeugt.
Das tut uns wirklich weh, und weil wir uns nicht willkommen fühlen, kommen wir auch nicht.
Vielen herzlichen Dank für all Ihre Mühe, Frau R., und ein trauriges Lebewohl an die Pastoren.