Donnerstag, 12. Januar 2017
Angst hab' ich. Hier im Herzen kann ich sie fühlen. Sie tut nicht weh, und doch ist sie unerträglicher noch als Schmerz. Hatte sich versteckt. Ist jetzt voll da. Szenen werden lebendig: Das Kind zwischen den streitenden Eltern, ein Wort gibt das nächste, Vorwürfe und Gehässigkeiten wechseln hin und her. Wechseln sie? Ist es nicht bloß die eine, die Böse, die nicht aufhören kann, dem anderen Unaussprechliches ins Gesicht zu schreien? Ist nicht der andere der, der sich bloß wehrt, der körperlich werden muss und gewalttätig, als einzige Möglichkeit, sich zur Wehr zu setzen. Hatte er Angst? Seine Angst ist jetzt die meine.

So könnte es gewesen sein. Genau anders als wir dachten. Was kann es sein, das jemand bloß sagen muss, dass es weh tut? Wie ist es möglich, dass Worte überhaupt eine Macht haben? Ich verstehe das nicht, und doch sehe ich es überall, Worte können uns töten.

Später begannen sie, Sachen kaputt zu machen, und irgendwann warfen sie mit Sachen um sich. Sie hätten sich töten können. Aber warum? Was genau war zwischen ihnen vorgefallen?

Ich habe Mama oft danach gefragt, aber sie hatte keine Antwort. Ist es sinnvoll, das zu wissen? Oder ist es nur ein ganz normales menschliches Drama, das sich überall auf der Welt wiederholt. Grundlos. Vielleicht gibt es keinen Grund. Grundlosigkeit scheint mir am meisten Angst zu machen, das Irrationale, das Unerklärliche. Das Große Geheimnis. Da ist nichts zu verzeihen – weil ich nichts verstehe.

Die Angst hier im Herzen ist stark, und geheim – the cave of the heart ist ein höchst geheimer Ort. Und ich erzähl' euch davon. Hier ist noch alles ohne Sprache. Es ist der unschuldigste Ort. Es ist das Herz des Kindes, das nichts Böses kennt. Mein Herz.