Topic: Arbeitstisch
Werde ich empfindlicher? Werden die Kunden unerträglicher? In meinem Mailprogramm liegt ein Entwurf zu einer Art Endbrief an die ayurvedische Ärztin, die ihr life style-Buch ursprünglich mit mir zusammen machen wollte und jetzt Schritt für Schritt davon abrückt. Bloß die Titelgestaltung für das Manuskript? Wie sag ich ihr, dass ich ihren Text für Schlamperei halte? Wie viel eher wird ein zukünftiger Verleger das bemerken? Sagt man sowas überhaupt?
In dieser Freundschaft sind zu viele Komponenten wirksam. Sie ist meine Ärztin und hatte mich nach einem, na, es war wohl sowas wie ein burn out wieder aufgepäppelt. Wirksame Ernährungsvorschläge, wohltuende Ganzkörpermassagen mit Öl und Kräutern, und im Nu war ich wieder fit. Wir wurden während der Jahre auch spirituelle Freundinnnen und fühlten uns auf dem Weg verbunden.
Über sie habe ich B., die Gärtnerin, kennengelernt, die ja Webdesignerin ist und die Site der Ayurvedin gestaltet hat. B. und ich wiederum teilen verschiedenste Vorlieben, es stellte sich sogar heraus, dass wir aus der gleichen Heimatstadt kommen und sie befreundetes Kind im Nachbarhaus gegenüber meinen Eltern war. B. erzählte, dass sie über der Arbeit an der Website für die Ayurvedin oft verzweifelte, und die Eigentümlichkeiten (wahrscheinlich beider) dazu führten, dass sie sich lautlos verkrachten, jedenfalls wurden Konflikte nicht offen ausgetragen und B. ist einfach irgendwie entschwunden. Die Eigentümlichkeiten führen anscheinend bei mir und der Ayurvedin nun genau zum selben Ziel, nämlich dass ich mich ebenfalls mehr oder weniger verpisse. Ich stehe vor der Frage, wie wichtig oder sinnvoll eine eventuelle Auseinandersetzung wäre, die möglicherweise als streithaftes Hin- und Heradressieren von Vorwürfen über doofe Persönlichkeitsanteile enden würde. Zumal ich gerade eher undiplomatisch bin und unfähig, mich im Konflikt zusammenzunehmen.
Früher habe ich gern gestritten, mit den Freundinnen, damals im Studium, da gab es viel zu bemängeln, die eine warf sich vor den Augen der Anderen an den Mann, in den jene verliebt war zum Beispiel. Ich hingegen war verliebt in die andere, und die wiederum baggerte taktlos spielerisch an einer Kommilitonin herum, während mir durchaus ernst war mit meinen lesbischen Anwandlungenteilen. Kein Grund aber zum Weglaufen – Abend für Abend wurde in der Küche diskutiert, geweint, gestritten, keine Frage, wir waren alle gegenseitig eifersüchtig aufeinander, und weil wir uns lieb hatten und an eine Zukunft der Freundschaften glaubten, sind wir da durch. Die eine von beiden ist A., die Bestefreundin, immer noch.
So bin ich mit der Ayurvedin nicht. Es hört sich an wie eine Kosten-Nutzen-Rechnung – was habe ich davon, den Konflikt anzusprechen, den schon B. nicht lösen konnte? Hauptsächlich bin ich wohl enttäuscht darüber, dass die Ayurvedin meine persönlichen (spirituellen, globalen, was weiß ich) Vorgaben von Achtsamkeit, Freundlichkeit und Großzügigkeit nicht einhält. Das heißt nicht unbedingt, dass ich die beherrsche, aber sie, die sich gern als Lehrerin aufschwingt, sollte diese Attribute doch auch üben. Ja, vielleicht ist es wirklich hauptsächlich dies, dass auf eine seltsam versteckte Art alle Gegenattribute wirksam sind, was wiederum mich alarmiert, reizt und unangenehme Urteile aufstört.
Ich erinnere mich an den spirituellen Freund, St., mit dem ich damals in Indien war, um Swamiji (VB) zu besuchen und kennenzulernen. Er war ein versierter Yoga-Philosoph und ich war bedürftig und hielt ihn für weise. Tag und Nacht erläuterte er mir die Schriften, erstellte Horoskopanalysen und setzte sich wie ein Therapeut mit meinen Problemen auseinander, kurzum, er erklärte mir die Welt. Er selbst aber war mit nichts im reinen, nicht mit seiner Frau, nicht mit seiner gerade gestorbenen Lebensgefährtin, nicht mit seiner Mutter, letztendlich fand ich einen Haufen Mensch vor, der mich mit seinem Jammer völlig überforderte. Wie sollte ich einem System vertrauen lernen, dessen Vertreter derart sonderlich sich gebärden musste? Wie sollte ich shraddha erreichen, wenn der Lehrerfreund so komplett zusammenbricht angesichts von Verlust und Tod? Ich begriff nicht, dass seine bis dahin 18-jährige Übungspraxis anscheinend überhaupt nichts gebracht hatte, keine Klarheit, keine praktische Weisheit, keine Freiheit.
Am Ende lief ich weg. Für mich war der Weg der spirituellen Gefährtenschaft, die er immer beschwor, versandet und versackt. Er führte mit ihm nicht direkt zum Ziel, sondern nochmal um den gleichen Berg anstatt auf den Gipfel, mit den gleichen Hindernissen, immer wieder. Das Ziel des Yoga ist moksha, Befreiung und nicht Verdaddelung. Was sich diesem meinem Ziel in den Weg stellt, kommt weg. Sehr grob gesagt.
Und am Ende nun nochmal die Frage: Ist es mein Ziel, alles dafür zu tun, um den Kontakt mit der Ayurvedin zu erhalten? Soll ich Einigkeit mit ihrem Buch erreichen, hinter dem ich gar nicht mehr stehe, was ich ihr aber nicht sagen kann? Sie ist so offensichtlich von ihrem Elaborat überzeugt und wehrt meine Einmischung ab, warum sollte sie meine kleinliche Meinung zu Rechtschreibung, Grammatik und Typografie überhaupt interessieren? Warum sollte es mich interessieren, ob sie mit ihrem Buch Erfolg hat, wenn sie mich an seiner Entstehung gar nicht ernsthaft teilnehmen lässt?
Bloß die Titelgestaltung für das Manuskript. Als ich ihr meinen Stundensatz sage und die voraussichtliche Arbeitszeit, schaut sie mich groß an. Geht ok. Wenn ich sie jedesmal so angeschaut hätte, wenn sie mir ihre Behandlungen in Rechnung stellte.
In dieser Freundschaft sind zu viele Komponenten wirksam. Sie ist meine Ärztin und hatte mich nach einem, na, es war wohl sowas wie ein burn out wieder aufgepäppelt. Wirksame Ernährungsvorschläge, wohltuende Ganzkörpermassagen mit Öl und Kräutern, und im Nu war ich wieder fit. Wir wurden während der Jahre auch spirituelle Freundinnnen und fühlten uns auf dem Weg verbunden.
Über sie habe ich B., die Gärtnerin, kennengelernt, die ja Webdesignerin ist und die Site der Ayurvedin gestaltet hat. B. und ich wiederum teilen verschiedenste Vorlieben, es stellte sich sogar heraus, dass wir aus der gleichen Heimatstadt kommen und sie befreundetes Kind im Nachbarhaus gegenüber meinen Eltern war. B. erzählte, dass sie über der Arbeit an der Website für die Ayurvedin oft verzweifelte, und die Eigentümlichkeiten (wahrscheinlich beider) dazu führten, dass sie sich lautlos verkrachten, jedenfalls wurden Konflikte nicht offen ausgetragen und B. ist einfach irgendwie entschwunden. Die Eigentümlichkeiten führen anscheinend bei mir und der Ayurvedin nun genau zum selben Ziel, nämlich dass ich mich ebenfalls mehr oder weniger verpisse. Ich stehe vor der Frage, wie wichtig oder sinnvoll eine eventuelle Auseinandersetzung wäre, die möglicherweise als streithaftes Hin- und Heradressieren von Vorwürfen über doofe Persönlichkeitsanteile enden würde. Zumal ich gerade eher undiplomatisch bin und unfähig, mich im Konflikt zusammenzunehmen.
Früher habe ich gern gestritten, mit den Freundinnen, damals im Studium, da gab es viel zu bemängeln, die eine warf sich vor den Augen der Anderen an den Mann, in den jene verliebt war zum Beispiel. Ich hingegen war verliebt in die andere, und die wiederum baggerte taktlos spielerisch an einer Kommilitonin herum, während mir durchaus ernst war mit meinen lesbischen An
So bin ich mit der Ayurvedin nicht. Es hört sich an wie eine Kosten-Nutzen-Rechnung – was habe ich davon, den Konflikt anzusprechen, den schon B. nicht lösen konnte? Hauptsächlich bin ich wohl enttäuscht darüber, dass die Ayurvedin meine persönlichen (spirituellen, globalen, was weiß ich) Vorgaben von Achtsamkeit, Freundlichkeit und Großzügigkeit nicht einhält. Das heißt nicht unbedingt, dass ich die beherrsche, aber sie, die sich gern als Lehrerin aufschwingt, sollte diese Attribute doch auch üben. Ja, vielleicht ist es wirklich hauptsächlich dies, dass auf eine seltsam versteckte Art alle Gegenattribute wirksam sind, was wiederum mich alarmiert, reizt und unangenehme Urteile aufstört.
Ich erinnere mich an den spirituellen Freund, St., mit dem ich damals in Indien war, um Swamiji (VB) zu besuchen und kennenzulernen. Er war ein versierter Yoga-Philosoph und ich war bedürftig und hielt ihn für weise. Tag und Nacht erläuterte er mir die Schriften, erstellte Horoskopanalysen und setzte sich wie ein Therapeut mit meinen Problemen auseinander, kurzum, er erklärte mir die Welt. Er selbst aber war mit nichts im reinen, nicht mit seiner Frau, nicht mit seiner gerade gestorbenen Lebensgefährtin, nicht mit seiner Mutter, letztendlich fand ich einen Haufen Mensch vor, der mich mit seinem Jammer völlig überforderte. Wie sollte ich einem System vertrauen lernen, dessen Vertreter derart sonderlich sich gebärden musste? Wie sollte ich shraddha erreichen, wenn der Lehrerfreund so komplett zusammenbricht angesichts von Verlust und Tod? Ich begriff nicht, dass seine bis dahin 18-jährige Übungspraxis anscheinend überhaupt nichts gebracht hatte, keine Klarheit, keine praktische Weisheit, keine Freiheit.
Am Ende lief ich weg. Für mich war der Weg der spirituellen Gefährtenschaft, die er immer beschwor, versandet und versackt. Er führte mit ihm nicht direkt zum Ziel, sondern nochmal um den gleichen Berg anstatt auf den Gipfel, mit den gleichen Hindernissen, immer wieder. Das Ziel des Yoga ist moksha, Befreiung und nicht Verdaddelung. Was sich diesem meinem Ziel in den Weg stellt, kommt weg. Sehr grob gesagt.
Und am Ende nun nochmal die Frage: Ist es mein Ziel, alles dafür zu tun, um den Kontakt mit der Ayurvedin zu erhalten? Soll ich Einigkeit mit ihrem Buch erreichen, hinter dem ich gar nicht mehr stehe, was ich ihr aber nicht sagen kann? Sie ist so offensichtlich von ihrem Elaborat überzeugt und wehrt meine Einmischung ab, warum sollte sie meine kleinliche Meinung zu Rechtschreibung, Grammatik und Typografie überhaupt interessieren? Warum sollte es mich interessieren, ob sie mit ihrem Buch Erfolg hat, wenn sie mich an seiner Entstehung gar nicht ernsthaft teilnehmen lässt?
Bloß die Titelgestaltung für das Manuskript. Als ich ihr meinen Stundensatz sage und die voraussichtliche Arbeitszeit, schaut sie mich groß an. Geht ok. Wenn ich sie jedesmal so angeschaut hätte, wenn sie mir ihre Behandlungen in Rechnung stellte.