Topic: Einpunktigkeit
Eine laute Nacht, es ist Südwind und wieder treibt er den Schienenverkehr direkt durch mein Schlafzimmer. Ich habe schon ein paar Stunden geschlafen, jetzt liege ich wach und denke. Vielleicht kocht der Bildhauer gerade wieder Linsen oder eine seiner Marmeladen. Ich möchte ihm gleichtun und so schreibe ich etwas, um mich nicht herumwälzen und auf einen nächsten Schlaf warten zu müssen. Donnerstag Nacht und noch ein Zug.
Die Bestefreundin war letzte Woche für ein paar Tage zu Besuch, ihr Jahresurlaub, wie sie witzelnd bestimmt und folglich machen wir Entspannung und an einem Nachmittag legen wir uns für zwei Stunden zur Thai-Massage auf die Matte. Endlich kann ich sie mal bekochen, und wir unternehmen lange Spaziergänge, sogar zum See, das Wasser ist wieder kälter, aber wir plätschern ein wenig rum und passen eine knappe Stunde Sonnenschein ab, die wir nackt auf dem Steg sitzend verbringen. Mir ist bei unseren endlosen Gesprächen etwas klar geworden. Seit langem sind wir beide auf einem ähnlichen spirituellen Weg. Im Frühjahr nun hatte ich mich selbst ermächtigt, mein Üben umzuwandeln, nach zehn Jahren ist aus dem Üben ein tägliches Tun geworden, sehr eindeutig, viel einfacher, so habe ich es mir immer gewünscht – dass die tägliche Praxis das Leben selbst sei. Ich möchte auch niemanden mehr überreden es mir nachzumachen, ich erkläre nichts mehr, das ist mir egal. Mit dem neuen Partner der Bestenfreundin ist es etwas kompliziert geworden, sie möchte etwas von ihm, nämlich dass er ihr gedanklich folgt und, knapp gesagt, seine eigene Spiritualität entwickelt, an ihrer Seite. Dass das ein unmögliches Unterfangen sei, versuche ich sie zu überzeugen und wir reden uns die Köpfe heiß. Ob ich denn mit dem Bildhauer nicht diese Dinge teilen möchte, will sie wissen.
Nein. Oder jedenfalls nicht so. Ich will nichts, das er nicht auch wollte, erkenne aber staunend eine große Konzentrationsfähigkeit in ihm. Wie er das Messer hält und die Binsen schneidet und zusammenlegt, wie er die Gräser schnürt und den Knoten vorsichtig bindet, wie er das Bündel berührt und durch seine Hände gleiten lässt – das ist bereits Meditation, wozu darüber reden, daran kann ich mich messen.

Hiller Moor, Blick gen Südsüdwest
Als ich früher in der Woche mit meiner Schulfreundin C. durch das Moor nahe der Heimatstadt wandere, finden wir etwas, das ich dem Bildhauer mitbringen könnte: Frisch gestochenen Torf, zwei Stücke nehme ich, eines heller, das andere fast schwarz. Er lacht, noch nie hätte ihm jemand Torf geschenkt! Später sehe ich es in einer silbergrauen Metallschale liegend, dazu ein Sträußchen hellgrünen Salbei, den wir gefunden haben, das sieht so schön aus!
Es ist etwas Seltsames an diesem Wollen, das sich an den anderen Menschen knüpft. Diesen anderen Menschen überhaupt ins eigene Leben zu wollen, ihn in der Nähe zu wünschen – da beginnt bereits die Beschränkung. Das Wollen ist die Beschränkung! Es engt den Blick für die echte Begegnung. Ich weiß nicht genau, wie man das hinkriegt, jemanden zu wollen, ohne ihn zu wollen. Wie das torlose Tor, das verschwindet, wenn man es durchgangen hat.
Wie man überhaupt wissen kann, was man will.
Die Bestefreundin war letzte Woche für ein paar Tage zu Besuch, ihr Jahresurlaub, wie sie witzelnd bestimmt und folglich machen wir Entspannung und an einem Nachmittag legen wir uns für zwei Stunden zur Thai-Massage auf die Matte. Endlich kann ich sie mal bekochen, und wir unternehmen lange Spaziergänge, sogar zum See, das Wasser ist wieder kälter, aber wir plätschern ein wenig rum und passen eine knappe Stunde Sonnenschein ab, die wir nackt auf dem Steg sitzend verbringen. Mir ist bei unseren endlosen Gesprächen etwas klar geworden. Seit langem sind wir beide auf einem ähnlichen spirituellen Weg. Im Frühjahr nun hatte ich mich selbst ermächtigt, mein Üben umzuwandeln, nach zehn Jahren ist aus dem Üben ein tägliches Tun geworden, sehr eindeutig, viel einfacher, so habe ich es mir immer gewünscht – dass die tägliche Praxis das Leben selbst sei. Ich möchte auch niemanden mehr überreden es mir nachzumachen, ich erkläre nichts mehr, das ist mir egal. Mit dem neuen Partner der Bestenfreundin ist es etwas kompliziert geworden, sie möchte etwas von ihm, nämlich dass er ihr gedanklich folgt und, knapp gesagt, seine eigene Spiritualität entwickelt, an ihrer Seite. Dass das ein unmögliches Unterfangen sei, versuche ich sie zu überzeugen und wir reden uns die Köpfe heiß. Ob ich denn mit dem Bildhauer nicht diese Dinge teilen möchte, will sie wissen.
Nein. Oder jedenfalls nicht so. Ich will nichts, das er nicht auch wollte, erkenne aber staunend eine große Konzentrationsfähigkeit in ihm. Wie er das Messer hält und die Binsen schneidet und zusammenlegt, wie er die Gräser schnürt und den Knoten vorsichtig bindet, wie er das Bündel berührt und durch seine Hände gleiten lässt – das ist bereits Meditation, wozu darüber reden, daran kann ich mich messen.

Hiller Moor, Blick gen Südsüdwest
Als ich früher in der Woche mit meiner Schulfreundin C. durch das Moor nahe der Heimatstadt wandere, finden wir etwas, das ich dem Bildhauer mitbringen könnte: Frisch gestochenen Torf, zwei Stücke nehme ich, eines heller, das andere fast schwarz. Er lacht, noch nie hätte ihm jemand Torf geschenkt! Später sehe ich es in einer silbergrauen Metallschale liegend, dazu ein Sträußchen hellgrünen Salbei, den wir gefunden haben, das sieht so schön aus!
Es ist etwas Seltsames an diesem Wollen, das sich an den anderen Menschen knüpft. Diesen anderen Menschen überhaupt ins eigene Leben zu wollen, ihn in der Nähe zu wünschen – da beginnt bereits die Beschränkung. Das Wollen ist die Beschränkung! Es engt den Blick für die echte Begegnung. Ich weiß nicht genau, wie man das hinkriegt, jemanden zu wollen, ohne ihn zu wollen. Wie das torlose Tor, das verschwindet, wenn man es durchgangen hat.
Wie man überhaupt wissen kann, was man will.
Topic: Einpunktigkeit
Es ist verlockend, mich selbst zu zitieren. Mit einer kleinen Abwandlung:
"Ich bin jetzt durch mit der Bloggerei."
"Ich bin jetzt durch mit der Bloggerei."
Topic: Einpunktigkeit
Nicht vergessen, immer zurück auf die Metaebene springen, und auf die Metaebene der Metaebene. Trotzdem immer wieder hineinfallen ins tägliche Geschehen, wenn doch nur das Zerren nicht wäre, so als wäre dies Wenige das Einzige, was es gibt. Und dann das Erstaunen darüber, dass diesen Sprung sonst niemand kennt. Sich niemand traut, jenen Sprung ins Nichts, wo bloß noch Wahrheit ist, und diese ist leer und still, oder wie man sie noch empfinden mag. Nicht vergessen.
Viel schlafen und dann wieder höchst emsige Tage mit gestalten und kodieren und sorgen, ob die Investitionen sich lohnen. Das klebt im Kopf und kann nicht weg, ebenso die vor Tagen gehörten Lieder, die gleich beim Aufwachen zur Stelle sind, als hätten sie die bewusstlose Nachtzeit neben dem Kopfkissen gewartet bis du aufwachst.
Viel schlafen und dann wieder höchst emsige Tage mit gestalten und kodieren und sorgen, ob die Investitionen sich lohnen. Das klebt im Kopf und kann nicht weg, ebenso die vor Tagen gehörten Lieder, die gleich beim Aufwachen zur Stelle sind, als hätten sie die bewusstlose Nachtzeit neben dem Kopfkissen gewartet bis du aufwachst.
Topic: Einpunktigkeit
Noch nie so viele Sitzgelegenheiten rumstehen gehabt. Ich könnte endlich mal Gäste einladen und alle hätten Platz. Eine alte Truhenbank für die Küche, in der aller Kram Platz hätte, die Körbe, das Altpapier, die Flaschen mit den alkoholischen Getränken, die niemand trinkt, Dinge eben. Sie sieht in der kleinen Küche aus wie ein Monstrum, vielleicht die Beine absägen, 55 cm Sitzhöhe, wer denkt sich sowas aus? Zum Holzwurmscreening ein Schälchen mit Eicheln hinstellen, da fressen dann die Tierchen weiter, oder das Holz mit Zwiebel einreiben zum Vergrämen.
Ich bin auch vergrämt. Die Menschen vergrämen mich von öffentlichen Orten. Überall müssen sie ihre Geräusche machen und sich in meine Hirnwindungen reinfressen; mit der Mutter still im Dom gesessen, und wer muss gerade in dieser Viertelstunde hochhackig nach den Opferkerzen schauen kommen, dann hochhackig weg, um Neue zu holen, dann wieder hochhackig her und jede einzeln auf das Metallregal scheppern, und noch eine – und noch eine.
Ich weiß nicht, wo die Wut herkommt, die ist ja nicht erst seit dem misslungenen Retreat da. Zuhause wenigstens ist es friedlich, während möglicherweise holzliebhabende Wesen in der Küche vor sich hinfuttern, sitze ich still auf der Matte, halbe Stunde um halbe Stunde, momentelang bringe ich den Geist zum Schweigen, erreiche wieder diesen flow und wie das Mantra da in der Leere schwebt, ist bemerkenswert, die Zeilen vertauschen sich, ich bin mir nicht mehr sicher, ob sie überhaupt eine Reihenfolge haben, und tatsächlich, diesen namenlosen Zustand genießen als einen der bisher höchsten – ob es jemals ein Ziel, ein Ende dieses Strebens gibt? In der Theorie kenne ich die samadhis beim Namen, savikalpa oder nirvikalpa. Wie sich sich anfühlen … – es gibt keine rechten Worte für das mögliche Geschehen beim Rumsitzen.
Überhaupt ist Sprechen nicht das Wahre
(Punkt setzen und schweigend ab)
Ich bin auch vergrämt. Die Menschen vergrämen mich von öffentlichen Orten. Überall müssen sie ihre Geräusche machen und sich in meine Hirnwindungen reinfressen; mit der Mutter still im Dom gesessen, und wer muss gerade in dieser Viertelstunde hochhackig nach den Opferkerzen schauen kommen, dann hochhackig weg, um Neue zu holen, dann wieder hochhackig her und jede einzeln auf das Metallregal scheppern, und noch eine – und noch eine.
Ich weiß nicht, wo die Wut herkommt, die ist ja nicht erst seit dem misslungenen Retreat da. Zuhause wenigstens ist es friedlich, während möglicherweise holzliebhabende Wesen in der Küche vor sich hinfuttern, sitze ich still auf der Matte, halbe Stunde um halbe Stunde, momentelang bringe ich den Geist zum Schweigen, erreiche wieder diesen flow und wie das Mantra da in der Leere schwebt, ist bemerkenswert, die Zeilen vertauschen sich, ich bin mir nicht mehr sicher, ob sie überhaupt eine Reihenfolge haben, und tatsächlich, diesen namenlosen Zustand genießen als einen der bisher höchsten – ob es jemals ein Ziel, ein Ende dieses Strebens gibt? In der Theorie kenne ich die samadhis beim Namen, savikalpa oder nirvikalpa. Wie sich sich anfühlen … – es gibt keine rechten Worte für das mögliche Geschehen beim Rumsitzen.
Überhaupt ist Sprechen nicht das Wahre
(Punkt setzen und schweigend ab)
akrabke | 10. Oktober 2013, 18:51 | 0 Kommentare
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Topic: Einpunktigkeit
- wie die Sonne durch die immer noch grünen Blätter des Waldes fällt, und wie die Buddhistin und ich dort gehen, und wie uns in der Gaststätte des Aussichtsturms Gesprächslärm entgegenknallt,
- wie die Lieblingschefin mir Fotos von meinem Blumenstrauß zeigt, den einzigen, den sie mit nach Hause genommen hat nach der Einweihungsfeier,
- wie ich mit einem (mir unbekannten) guten Freund der Gärtnerin in lebhaftes Gespräch komme, und wie seine Partnerin ihn mit einem Kuss (als den Ihren) markiert,
- wie buntes Licht durch die Glasfenster des Doms auf Mama und mich zeigt, wie wir dableiben für eine Weile,
- wie mir im Taxi beinahe Tränen kommen bei I really wanna see you, really wanna be with you, really wanna see you lord, but it takes so long my lord, um uns der Abendhimmel,
- wie sich der selbst gestrickte (und sofort Lieblings-)Pullover von innen anfühlt,
- wie ich eineinhalb Stunden in der Stille sitze und wie ich das genieße,
- wie die frisch gekochte Ghee duftet.
- Und Nachtrag: Wie Julian und Sean Lennon heute aussehen.
akrabke | 02. Oktober 2013, 01:01 | 0 Kommentare
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