So geht die Zeit dahin -- gestern wusste ich beim besten Willen nicht, ob Mittwoch oder Donnerstag ist. Der Blick in das Kalenderbüchlein brachte keine Erhellung, da stand nichts, was diesen Tag von den vorhergehenden unterscheiden könnte.

Obwohl es grau ist draußen, bin ich voller Farben, gestalte Vier-Reihen-Muster fürs Weben, wühle in den Wollvorräten herum und stelle immer neue Kombinationen zusammen. Im Wald entzückt mich das Hellgrau der zarten, langstengeligen Pilze, die der Bildhauer auf ein gelbgrünes Ahornblatt legt. Atemberaubend die graugrünen Stämme der Buchen, hinter denen seltenes Lichtblau scheint oder, wieder am Boden eine orangegetönte Laubdecke, auf die spirrelige, noch grüne Eschenblätter geweht werden.

Die Webarbeit regt meine Sinne auf angenehme Weise an. Die Muster, die sich drillend durch eine Anzahl quadratischer Brettchen, durch die vier Fäden geführt werden, ergeben, müssen dermaßen stark abstrahiert werden, dass aus Rippen Gräten oder Äste werden, aus Linien Schichten, und wieder andere Anmutungen des gleichen Musters mit anderen Farbzusammenstellungen. Manchmal kann ich darüber nachts nicht schlafen, schalte das Licht wieder ein, skizziere kurz eine Idee, Licht gelöscht, neue Muster erscheinen vor dem inneren Auge und so geht es über Stunden.

Es ist alles besser und tausendmal schöner als an die Situation zu denken, in die wir global seit vielen Monaten immer tiefer und tiefer hinein--, was ist das Wort dafür, -gleiten, streben, manövriert werden? Im bunten Wald gedenken wir der Ahnen und erbitten Klärung, Führung und Durchhaltevermögen, während der rauchende Beifuß eine weitere Farbschattierung durch den Raum schickt, wir hören Stimmen und suchen herumblickend die dazugehörenden Menschen, bis wir erkennen, dass die feuchten Bäume selbst das Raunen verursachen, deren hohe Stämme sich im leichten Wind reiben.