Topic: Liebes Tagebuch
Beteigeuze sei dunkler geworden und Wissenschaftler erwarteten eine mögliche Supernova, berichte ich dem Bildhauer, Fachleute machten sich Sorgen darüber und er lacht laut ins Telefon: Was denn das für Sorgen seien, wenn in Sonstwo ein Stern zu erlöschen droht. Sternbild Orion, oben links, sach ich. Es sind ja keine Sorgen um die Ernte oder so, das dichte ich jetzt dazu, und wir führen ein launiges Morgengespräch über die je lustigsten Sorgen und nebenbei entwickeln wir eigene Regeln für Scrabble: Ausschließlich Eigen- und geografische Namen und Wörter, die deutsch klingen, man muss nur glaubhaft erklären, um was es sich dabei handelt.
Diese Gespräche tun mir gut und geben meiner Welt einen Halt. Sich Sorgen um Sterne zu machen, ist angenehmer als Sorgen ums Mütterlein. Oder die Schwester, den Neffen oder die Vergänglichkeit an sich. Das Neue Jahr fühlt sich seltsam alt an, das behaupten auch Freunde. Man denkt ja immer, so Kalender, jetzt mal los und dann sammeln sich wieder die regelmäßigen Termine in den Zeilen und alles sieht aus wie im Dezember oder November oder was es sonst noch für Monate gibt.
Also, vielleicht Rückblick/Vorschau wagen. Das Jahr war gut, Wetter hab ich vergessen, aber das sommerliche Stimmungshoch mit den Ausstellungsteilnahmen herausragend. Ich fühlte mich von mir selbst begehrt und Kontakte zu Freunden und Menschen in der Peripherie machten mich lebendig, wodurch die Schau in die Zukunft erfreulich leuchtet. Die künstlerische Arbeit nimmt weiter Formen an, jedes Objekt scheint aus unbekannten Tiefen zu wachsen. Ich kann mich damit selbst überraschen.
Dudis Sohn, mein Neffe, wird Vater im Sommer, und ich wäre dann offiziell Großtante, was ich cooler finde als Oma. Vielleicht sucht er zaghaft Kontakt, hier eine Nachfrage nach Autos, die in DE günstiger sind als in NL. Dort ein Interesse für die Geschichte seiner Ahnen. Weil Dudi mich und das Mütterlein (dauernd) hier besucht hat, gab es keinen Grund für mich, nach NL zu reisen. Und der Neffe saß sowieso in eigenen Schwierigkeiten fest, ohne jegliche Anteilnahme an Befindlichkeiten seiner Tante (also mich). Alle Veränderungen im neuen Jahr begrüße ich mit offenem Herzen.
Es gab gute originäre Denker zu entdecken, hier nur kurz genannt seien Jochen Kirchhoff, Gerald Hüther, Harald Welzer, Wolf-Dieter Storl, eine bunte Mischung aus Wissenschaft und populärer Philosophie. Und mich selbst natürlich, die kettenrauchende Denkerpose der Hannah Arendt nachahmend, bloß ohne Rauchen. Die Damen der Patriarchatsforschung möchte ich hier nicht einreihen, die sind mir tatsächlich zu zickig (aber indem ich sie erwähne, reihe ich sie mit ein als Anschubgeberinnen).
Es wird deutlich, dass (auch) ich eigene Maßstäbe zu entwickeln bzw. mich endlich danach zu richten habe. Meine Religionsforschungen sind an dem Punkt, dass ich keine der erforschten Ansätze hilfreich finde, sich Atman zu nähern. Vielleicht am ehesten den Hinduismus, der das Atman immerhin benennt. Eventuell hat das Christentum daraus die Jesusfigur entwickelt. Soweit ich das verstehe, hat es alle möglichen heidnischen Bilder für eigene Zwecke benutzt, was mich ziemlich traurig stimmt, denn diese sind weit davon entfernt authentisch zu sein.
Die vor kurzem begonnene Psychotherapie ging gestern in die dritte Sitzung. Eigentlich hatte ich geplant, darüber eine Art Tagebuch hier hinein zu schreiben, aber die Erkenntnisse sind eher subtiler statt brachialer Art und dazu gedacht, ins Wirrwarr sich widersprechender Philosopien eine erste Ordnung zu bringen. Schwer zu umschreiben. Die Gründe der Unordnung sindfalsch verstandene Zusammenhänge enggewordene Konzepte und daraus resultierende nicht besonders hilfreiche Glaubenssätze, die ermattet umeinander kreisen, und das schon seit Jahren. Dass jene Konzepte einst als notwendige Haltepunkte funktioniert haben, wurde gewürdigt (es war ja nicht alles komplett daneben). Des weiteren wurde beschlossen, darüber hinauszugehen mit selbst entdeckter Weisheit – dass dadurch Ungewissheit entstehen kann, liegt in der Natur jedes Hinausgehens und erfordert Vertrauen in die immanenten Kräfte.
Diese Gespräche tun mir gut und geben meiner Welt einen Halt. Sich Sorgen um Sterne zu machen, ist angenehmer als Sorgen ums Mütterlein. Oder die Schwester, den Neffen oder die Vergänglichkeit an sich. Das Neue Jahr fühlt sich seltsam alt an, das behaupten auch Freunde. Man denkt ja immer, so Kalender, jetzt mal los und dann sammeln sich wieder die regelmäßigen Termine in den Zeilen und alles sieht aus wie im Dezember oder November oder was es sonst noch für Monate gibt.
Also, vielleicht Rückblick/Vorschau wagen. Das Jahr war gut, Wetter hab ich vergessen, aber das sommerliche Stimmungshoch mit den Ausstellungsteilnahmen herausragend. Ich fühlte mich von mir selbst begehrt und Kontakte zu Freunden und Menschen in der Peripherie machten mich lebendig, wodurch die Schau in die Zukunft erfreulich leuchtet. Die künstlerische Arbeit nimmt weiter Formen an, jedes Objekt scheint aus unbekannten Tiefen zu wachsen. Ich kann mich damit selbst überraschen.
Dudis Sohn, mein Neffe, wird Vater im Sommer, und ich wäre dann offiziell Großtante, was ich cooler finde als Oma. Vielleicht sucht er zaghaft Kontakt, hier eine Nachfrage nach Autos, die in DE günstiger sind als in NL. Dort ein Interesse für die Geschichte seiner Ahnen. Weil Dudi mich und das Mütterlein (dauernd) hier besucht hat, gab es keinen Grund für mich, nach NL zu reisen. Und der Neffe saß sowieso in eigenen Schwierigkeiten fest, ohne jegliche Anteilnahme an Befindlichkeiten seiner Tante (also mich). Alle Veränderungen im neuen Jahr begrüße ich mit offenem Herzen.
Es gab gute originäre Denker zu entdecken, hier nur kurz genannt seien Jochen Kirchhoff, Gerald Hüther, Harald Welzer, Wolf-Dieter Storl, eine bunte Mischung aus Wissenschaft und populärer Philosophie. Und mich selbst natürlich, die kettenrauchende Denkerpose der Hannah Arendt nachahmend, bloß ohne Rauchen. Die Damen der Patriarchatsforschung möchte ich hier nicht einreihen, die sind mir tatsächlich zu zickig (aber indem ich sie erwähne, reihe ich sie mit ein als Anschubgeberinnen).
Es wird deutlich, dass (auch) ich eigene Maßstäbe zu entwickeln bzw. mich endlich danach zu richten habe. Meine Religionsforschungen sind an dem Punkt, dass ich keine der erforschten Ansätze hilfreich finde, sich Atman zu nähern. Vielleicht am ehesten den Hinduismus, der das Atman immerhin benennt. Eventuell hat das Christentum daraus die Jesusfigur entwickelt. Soweit ich das verstehe, hat es alle möglichen heidnischen Bilder für eigene Zwecke benutzt, was mich ziemlich traurig stimmt, denn diese sind weit davon entfernt authentisch zu sein.
Die vor kurzem begonnene Psychotherapie ging gestern in die dritte Sitzung. Eigentlich hatte ich geplant, darüber eine Art Tagebuch hier hinein zu schreiben, aber die Erkenntnisse sind eher subtiler statt brachialer Art und dazu gedacht, ins Wirrwarr sich widersprechender Philosopien eine erste Ordnung zu bringen. Schwer zu umschreiben. Die Gründe der Unordnung sind
akrabke | 08. Januar 2020, 11:28 | 0 Kommentare
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