Topic: Einsatz
Nach einem sorglos und äußerst albern verbrachten Wochenende mit dem Bildhauer besuche ich am Montag das Mütterlein. Es sitzt da wieder so und erkennt mich nicht. Vielleicht liegt’s an meinem sehr kurzen Haar oder an allem anderen. Ich schiebe Mama in ihr Zimmer und das langsame Erkennen wird zu einem dramatischen Jammer, während Sätze fallen wie du bist mir so fremd oder das vorwurfsvolle wo warst du denn, beides wiederholt sie viele Male und heulend rufe ich alle guten Geister an, warum Gottvater, Maria und Jesus und alle Engel dazu sie hier so allein lassen, auch ich frage, wo sie denn nimmer sei und dass ich ihr nicht folgen kann. Wir liegen uns in den Armen und schluchzend beteuere ich Verlassenheit und weiteres Leid der Welt. Sie streichelt mein Gesicht und ist ganz wach dabei, fast erkenne ich sie wieder und sie wechselt zu einem lächelnden du bist mir nicht fremd, es dauert eine Ewigkeit, bis wir uns beruhigen, ihr Atem ging schnell und die bittersten Tränen wurden geweint.
Ich krieg’s nicht hin. Wie war das mit Abgrenzung und Entgrenzung?
Völlig ausgelaugt bringe ich sie zum Abendbrot an ihren Tischplatz. Sofort hat sie mich vergessen und würdigt mich keines weiteren Blickes, ihr Gesicht wieder zugefallen. Mein Winken bleibt ungesehen.
Ich bin davon überzeugt, dass das Leben ein Mysterium ist und wo ich kann, versuche ich, Geheimnisse aufzudecken; so kann ich mich an seltsamen, dunklen Gefühlen laben – und doch empfinde ich genau dies als echt krank. Am Morgen fällt mir weiteres Gesagtes ein, du bist Soldat geworden, behauptete sie und jetzt erst sehe ich ein, dass sie mich gar nicht meinte (vielleicht ihren Bruder, der mit 19 im russischen Winter bei einer Flussdurchquerung ertrank). Wahrscheinlich meinte sie mich gar nie, sondern immer nur eine der Figuren ihres inneren Dramas. Was für ein Missbrauch da mit Kräften, Liebe und falschem Blick begangen wurde.
Etwas hat diese Zeit – das Denken wird klarer. Ich verbringe den Tag mit dem angenehmen Gefühl, dass ich gar nicht gemeint bin, von niemandem, und niemals zu irgendeiner Zeit verantwortlich. Ich schlüpfe aus dem allgemeinen Schauspiel und keiner vermisst mich. Welche Erleichterung.
Schauspiel mit Pilzen.
Ich krieg’s nicht hin. Wie war das mit Abgrenzung und Entgrenzung?
Völlig ausgelaugt bringe ich sie zum Abendbrot an ihren Tischplatz. Sofort hat sie mich vergessen und würdigt mich keines weiteren Blickes, ihr Gesicht wieder zugefallen. Mein Winken bleibt ungesehen.
Ich bin davon überzeugt, dass das Leben ein Mysterium ist und wo ich kann, versuche ich, Geheimnisse aufzudecken; so kann ich mich an seltsamen, dunklen Gefühlen laben – und doch empfinde ich genau dies als echt krank. Am Morgen fällt mir weiteres Gesagtes ein, du bist Soldat geworden, behauptete sie und jetzt erst sehe ich ein, dass sie mich gar nicht meinte (vielleicht ihren Bruder, der mit 19 im russischen Winter bei einer Flussdurchquerung ertrank). Wahrscheinlich meinte sie mich gar nie, sondern immer nur eine der Figuren ihres inneren Dramas. Was für ein Missbrauch da mit Kräften, Liebe und falschem Blick begangen wurde.
Etwas hat diese Zeit – das Denken wird klarer. Ich verbringe den Tag mit dem angenehmen Gefühl, dass ich gar nicht gemeint bin, von niemandem, und niemals zu irgendeiner Zeit verantwortlich. Ich schlüpfe aus dem allgemeinen Schauspiel und keiner vermisst mich. Welche Erleichterung.
Schauspiel mit Pilzen.
akrabke | 27. November 2019, 21:36 | 0 Kommentare
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