Topic: Nah
Jede Unternehmung, die die Mutter betrifft, erscheint mir als eine kaum zu bewältigende Herausforderung. Zum morgen anstehenden Zahnarzttermin muss allerlei Papierkram erledigt werden, Transportscheine, aktuelle Versichertenkarte, Überweisungen, Zahlungen – der Arzt sagt, zum Zahnziehen schicken wir solch betagte Menschen (lieber) ins Krankenhaus. Dazu rattern weitere Überlegungen: Soll ich Windeleinladen mitnehmen, und gleich noch eine Garnitur Wäsche, falls diesem betagten Mütterlein (dement, inkontinent, im Rollstuhl sitzend) ein Malheur passiert? Ich habe im Heim nicht gefragt, wer sich um all dies kümmern würde, wenn es mich nicht gäbe. Weil es mich ja gibt. Und so erledige ich all dies.
Die Weigerung, die Situation als gegeben hinzunehmen, kostet mich mehr Kraft, als die Dinge entschlossen anzugehen. Die Weigerung ist immer noch die: Ich möchte Mama so in ihrer Hilflosigkeit nicht erleben. Ich wünschte, alles wäre anders. Entweder Mama kregel und halbwegs gesund oder gar nicht mehr da. Ich wünschte, ich wäre frei. Und alles Denken dreht sich herum und herum, jeder Gedanke schon hunderte Male gedacht, jedes Bedauern tausendfach erörtert. Die Welt sei gefällligst so, wie ich (oder Mama, oder Dudi) es will! Und dies ist letzlich die größte spirituelle Herausforderung: Die Geschehnisse so anzunehmen, gar zu lieben, wie sie sind.
Am Ende wird sich jede Bemühung herausstellen als – was? Sinnlos? Darf man sowas überhaupt andeuten? Nochmal eine Serie von physiotherapeutischen Behandlungen – für was? Um der Mutter endgültig klarzumachen, dass sie nicht mehr alleine leben kann? Vielleicht ist es richtiger, sie in der Hoffnung zu lassen, da ginge noch was. Sie übt ja nicht mal für sich, sie vergisst es, natürlich, sie möchte, dass jemand kommt und sie gefälligst wieder auf die Füße stellt. Die Hausärztin weist sie sanft aber wahrheitsgemäß auf die muskelreduzierten Beinchen hin. Hinterher fragt mich Mama, wie ich die Ärztin fand. Sie glaubt ihr nicht und hält sie womöglich für inkompetent.
Gefälligst. Da sind wir beide uns gleich. Wir wollen gefälligst – was ganz anderes. Aber zacki.
Die Weigerung, die Situation als gegeben hinzunehmen, kostet mich mehr Kraft, als die Dinge entschlossen anzugehen. Die Weigerung ist immer noch die: Ich möchte Mama so in ihrer Hilflosigkeit nicht erleben. Ich wünschte, alles wäre anders. Entweder Mama kregel und halbwegs gesund oder gar nicht mehr da. Ich wünschte, ich wäre frei. Und alles Denken dreht sich herum und herum, jeder Gedanke schon hunderte Male gedacht, jedes Bedauern tausendfach erörtert. Die Welt sei gefällligst so, wie ich (oder Mama, oder Dudi) es will! Und dies ist letzlich die größte spirituelle Herausforderung: Die Geschehnisse so anzunehmen, gar zu lieben, wie sie sind.
Am Ende wird sich jede Bemühung herausstellen als – was? Sinnlos? Darf man sowas überhaupt andeuten? Nochmal eine Serie von physiotherapeutischen Behandlungen – für was? Um der Mutter endgültig klarzumachen, dass sie nicht mehr alleine leben kann? Vielleicht ist es richtiger, sie in der Hoffnung zu lassen, da ginge noch was. Sie übt ja nicht mal für sich, sie vergisst es, natürlich, sie möchte, dass jemand kommt und sie gefälligst wieder auf die Füße stellt. Die Hausärztin weist sie sanft aber wahrheitsgemäß auf die muskelreduzierten Beinchen hin. Hinterher fragt mich Mama, wie ich die Ärztin fand. Sie glaubt ihr nicht und hält sie womöglich für inkompetent.
Gefälligst. Da sind wir beide uns gleich. Wir wollen gefälligst – was ganz anderes. Aber zacki.
akrabke | 02. Mai 2017, 14:59 | 0 Kommentare
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