All die Leute, die dauernd rein und raus gehen, seit die Tür nicht mehr zugeht. Mama hat kein Vertrauen, wieso auch. Es ist offensichtlich besser, keine Pflegestufe zu haben, jetzt rede ich schon wie die, das müsste doch heißen, einer Stufe zugeordnet werden, oder wie auch immer. Also ist sie noch viel zu rege und schlau. Ich frage die Gutachterin, ob es nicht ein bisschen finanzielle Unterstützung gibt, schließlich machen wir dies und jenes, waschen, putzen, legen. Und dann verstehe ich erst, es geht allein um Demenz und die direkte Pflege des Körpers, putzen, waschen, legen gehört nicht dazu. Ansprache, Aufmerksamkeit, Mitgefühl oder gar Liebe gehören nicht mit zum Programm, da wird einfach bloß reingekommen, in alle Winkel geglotzt und geschlaubergert.

Dann doch lieber gar nichts. Die dauernd wechselnden Pflegepersonen messen eilig den Blutdruck, pieksen in Finger, um etwas Blut zu bekommen und zu messen, messen für Zahlen, bitte Zahlen her, und haben Sie Ihre Medikamente genommen, das ist alles. Noch bis nächsten Donnerstag, wir laden sie nicht mehr ein, bloß nicht weiter, die nerven.

Mama hat gekämpft wie eine Löwin, mittlerweile wissen alle, wie fit sie ist, und ihre Schwäche von vor drei Wochen war nur eine kurze. Ich finde sie toll. Wir haben viel gelernt über das, was wir wirklich wollen, was Menschen wirklich wollen, um würdig zu leben und irgendwann zu sterben.

Ich übe jetzt, und Dudi auch, mir keine Sorgen mehr zu machen und Vertrauen zu haben, in Mama und die Art, wie sie ihr Leben leben möchte. Vertrauen ins Schicksal. So wird das gehen. Finde ich.





Den Pflegekräften wird von den Pflegekassen ein sehr strikter Zeittakt vorgegeben, wie lange eine Tätigkeit dauern darf - und es ist dabei auch ganz egal, ob der zu Pflegende überhaupt in der Lage ist, das zeitlich zu schaffen (z.B. Gang zur Toilette). Dank Dokumentation, Scannern usw. haben die auch keinen Spielraum mehr. Ansprache, Aufmerksamkeit und Zuwendung wurden wegrationalisiert.

Was den Medizinischen Dienst angeht, so geben Ärzte einem unter der Hand den Tipp, leicht verwirrte Angehörige in der Nacht vorher möglichst wach zu halten, damit es auch tatsächlich eine Einstufung gibt. Patienten mit beginnendere Demenz erzählen nämlich auch gern einmal einen vom Pferd, was sie noch alles alleine können und machen, weil es ihnen peinlich ist bzw. sie die Tragweite nicht umreißen.

Ja, liebe arboretum, das ist leider so und ich finde es nun angemessen, nur im Notfall auf den medizinischen Dienst zurückzugreifen. Der ist gottseidank nicht eingetreten. Die Mutter fühlt sich recht gut und ich kann ihr vertrauen. Wir werden sehen, wie es weitergeht.