Freitag, 3. September 2021
Ich habe eine neue Rubrik aufgemacht; Alkohol. Inmitten der Bedrängnis öffnen sich Lücken. Die Busenfreundin wie auch andere stellen wieder im Park des Rittergutes aus, Diesmal bin ich "nur" die Muse (und Assistentin) meines Bildhauers, der eine Art Weidendom aus ansässigen Materialien flicht. Ich flechte mit, dazu Brennesseln und Pferdemist, soeben hat mich der Bildhauer nach Hause gebracht, weil ich von der Vernissage (wg. Alk.) es nicht mehr allein mit dem Rad nach Hause schaffe, dazu meine Lämpchen, deren Fehlen neulich eine Buße von 20 Mark usw. Der Busenfreundin weinbringender Freund nebst Bruder haben mich betrunken gemacht, die Kuratorin gesteht, ihr einziges Problem seien ihre fusseligen Haare bei Luftfeuchtigkeit, haha, und wir hatten neue (alte) Freunde getroffen im Dunkel des Parks, das mittlerweile hereingebrochen ward, und die neuen Alten hatten uns als neue Peergroup gefunden und wir sie sofort per sinnlosestem Gewitzel und grenzüberschreitendem Ausgefrage als Freunde Willkommen geheißen, und es wurde umarmt und getrunken und so weiter, dass es seine Freude hatte. Die Rhetorikerin, wo gehören die Hs jetzt rein, brachte politische Bits, die ich in meine Erwägungen miteinbeziehen will, und über allem diese Körperlichkeit, dieses Umarme, diese so lang entbehrte Warmherzigkeit und Nähe wie eine Zweitgesellschaft mit Freiheit und überbordender Freude und sinnfreiem Gefasel nach Zeiten wo jedes, aber auch jede Geste als Symbol für Zweifelhaftes und Böses gesehen ward -- ich selbst stets mit dem V grüßend -- alles ward nur Symbol für wieder Alles, in einem Zwang wie ein Gefängnis aus Eisen, am Wochenende dachte ich, ich säße nun komplett in der Falle, und Dudi sagte Dinge, die mich unglaublich traurig machten und welcher Ausweg nun? Will ich diesen wunderbaren Planeten denn schon verlassen?

Geduld.


Derweil innerhalb des Weidengeflechts, an dem wir seit zwei Wochen arbeiten und es keinen Eingang gibt und es sich ergeben hat, dass wir auch keinen wollen, das Gras unberührt weiterwächst, während wir außenrum alles plattgetreten haben, und man nur durch Kontemplation des Inneren hineinkommt, das ist so unglaublich berührend, dass ich es kaum aushalte. Und selbst diese Lehre, die ich mir selbst erteile, will nicht/sträubt sich einzudringen, ich sträube mich selbst und weiß doch um ihre Wahrheit.

Schönheit und Freude. Ist hier, doch unbegreiflich.