Dienstag, 22. Januar 2019
Als wir, die G. und ich, Bursfelde mit dem Bus erreichen, laufe ich mit einer gewissen Dringlichkeit den Weg über den Kirchhof, um möglichst schnell endlich anzukommen. Die Anreise ist etwas kompliziert und der Rucksack schwer und nervig, aber als Selbstversorgerinnen der Oase wollen wir mit angenehmen Nahrungsmitteln ausgestattet sein. Sogar die kleine Espressokanne habe ich mit.

Wie ich diesen Ort liebe. G. und ich träumen innerhalb weniger Tage von einem Schwan. Ich tauche mein Gesicht in sein herrliches weiches Gefieder, das wunderbar warm riecht, nach Schlaf. Ich kann nicht aufhören damit, bis der Schwan seinen Hals zu mir verdreht und vorsichtig aber bestimmt mit dem harten Schnabel, der mir Respekt einflößt, nach mir schnappt; er findet mich etwas aufdringlich, schließlich ist er ein wildes Tier. An einem Tag nach einer Wanderung, als wir über unsere Träume sprachen und die Kirche wieder ins Blickfeld kommt, denke ich, die Kirche ist der Schwan! Nichts erscheint mir wahrer.


Das zweiteilige Gebäude kommt mir liebreizend vor, und als würde ich es schon lange kennen. Aber es ist trutzig und recht einfach gestaltet, die steinernen Zierelemente sind Kleinode, die nicht einschüchtern, so ein Kapitell schafft man bestimmt in einigen Tagen, und wenn alle mithelfen, ist die Kirche in zehn Jahren fertig. Und nicht in 150.


Dudi hat gefragt, was ich denn da den ganzen Tag so mache. Ich versuche es mit mir auszuhalten. Ist mir in den letzten Wochen schwer gefallen, das mit mir sein. Ich mag nicht mehr den immer gleichen Angstphantasien (um das Mütterlein) nachhängen, kann diese aber nur schwer abstellen und lenke mich dauernd ab. Im Kloster will ich das nicht tun. G. und ich haben aufschlussreiche Gespräche, wir finden schnell einen gemeinsamen Rhythmus – unseren eigenen, denn wir nehmen nicht an den Seminaren teil, die das Kloster ganzjährig anbietet – aus Mahlzeit, Spaziergang, Meditation und Tages- bzw. Nachtruhe.

In der Nacht zum Donnerstag schneit es, erst plätschert Wasser in der Dachrinne, wonach ich lausche und als ich das Fenster öffne, geht ein Schneesturm über den Innenhof, jede Flocke beleuchtet von Licht, das regelmäßig an und wieder ausgeht. Morgens wollen wir schnell in die Natur, das Wesertal ist wundersam verschneit, als wären wir in einem fernen Land.