Topic: русский
Der dritte Online-Zeichenkurs bei der moskauer Kunstschule, простая школа, ein Sommermarathon in freier Natur. Wir gehen morgen in die finale Woche, an die letzte Aufgabe. Mit einer schönen Gleichzeitigkeit studiere ich an Paul Klee herum, lese seine Tagebücher und hoffe, aus seiner Reise nach Tunis vor über hundert Jahren und den dort entstandenen Bildern etwas zu lernen. Wie modern das alles wirkt! Und wie einfach! Seine Fähigkeiten zur Abstraktion sind beneidenswert, und obwohl die Reise nur zwei Wochen dauert, erkennt man die Entwicklung zur geometrischen Form. Ich mag seinen euphorischen Ausruf Ich bin Maler! – mein Bildhauer indes findet ihn pathetisch bzw. peinlich.
Die prostaya schkola (einfache Schule – die Erklärung zur Namensfindung wird in einem Filmchen lustig vorgetragen lass es uns einfach Schule nennen) hat sich, wie mir scheint oder vielleicht ist es auch offensichtlich, Paul Klees und sowieso die gesamte Bauhausidee auf die Fahnen geschrieben, als Logo ein einfacher roter Kreis. Das Bauhaus ist seit jeher eine Art gestalterische und mentale Heimat für mich; der Bildhauer bemerkt dazu, dass wir ja auch an einer Hochschule studiert haben, die in seiner Tradition steht. Wie immer man auch zu Walter Gropius' Stadtviertel steht, der Grobian hat die klare Linie nebst rechtem Winkel konsequent verfolgt. Schade um all die verstuckten Gebäude aus der Gründerzeit und ihre das Schönkörperliche betonenden Details. Darauf einfach ein Brandbombenmeer und schon ist alles fort (eine kleine Note des Bedauerns sei mir gestattet).
Die Aktiven des Zeichenkurses – es gibt auch welche, die nur zuschauen – werkeln sich durch die Wochenaufgaben und es gibt schöne Diskussionen zu Themen warum zeichnen wir überhaupt, welche Schnörkel lass ich weg, wie erreiche ich einen meditativen Zustand/Flow und welches Wetter haben wir. Amateure und Profis sind dabei und bei allen kann man eine Entwicklung erkennen. Ich freue mich besonders darüber, dass Strich und Form umfahrende Linie sicherer geworden sind, mir die Aufteilung des Blattes im vorhinein gelingt und Logik und Proportionen (halbwegs) stimmen. Ein anderes, bewussteres Sehen hat sich eingestellt.

Szene am Maschsee, abstrakter geht's kaum
Ich bin ja nun Rentnerin. Die Aufträge, die ich als Selbständige zu erledigen hatte, waren ohnehin seit einiger Zeit weniger geworden und dann ganz ausgeblieben. Die grafische Arbeit für die Schulgründung hatte mich wegen all der Dissonanzen ausgelaugt und jetzt bin ich froh, dass ich mir Schönheit und Freude selbst besorgen kann. Das Leben ist einfacher geworden, просто жить.
Das Russische selbst entschwindet mir dabei etwas. Ich hatte mir vorgenommen, alle Kommentare erst zu lesen und versuchen zu verstehen und dann erst die fehlenden Vokabeln rauszuschreiben. Nun kopiere ich die Texte gleich und lese sie im Übersetzungstool in deutsch. So verflacht sich leider das Ganze zusehends. Ich hoffe, bald wieder konzentrierter zu lernen. Ich merke aber auch, dass mich an der Sprache nicht so sehr das Sprechen interessiert, sondern der Geist, der sie hindurchweht. Ich fand es berührend und überraschend, die russischen Zeichenkursdamen (ja, es sind ausschließlich Frauen) über Zen/дзен fabulieren zu sehen.
Dürfen die das als Orthodoxe? Kleiner Einschub, ohne länger zu verweilen: Nach der Oktoberrevolution hatte man den russischen Menschen das Christentum nachhaltig ausgetrieben. Die Altgläubigen flüchteten in die Wälder, um Verfolgung und Gewalt zu entgehen. Siehe dazu Agafjas Geschichte, z. B. hier
Die prostaya schkola (einfache Schule – die Erklärung zur Namensfindung wird in einem Filmchen lustig vorgetragen lass es uns einfach Schule nennen) hat sich, wie mir scheint oder vielleicht ist es auch offensichtlich, Paul Klees und sowieso die gesamte Bauhausidee auf die Fahnen geschrieben, als Logo ein einfacher roter Kreis. Das Bauhaus ist seit jeher eine Art gestalterische und mentale Heimat für mich; der Bildhauer bemerkt dazu, dass wir ja auch an einer Hochschule studiert haben, die in seiner Tradition steht. Wie immer man auch zu Walter Gropius' Stadtviertel steht, der Grobian hat die klare Linie nebst rechtem Winkel konsequent verfolgt. Schade um all die verstuckten Gebäude aus der Gründerzeit und ihre das Schönkörperliche betonenden Details. Darauf einfach ein Brandbombenmeer und schon ist alles fort (eine kleine Note des Bedauerns sei mir gestattet).
Die Aktiven des Zeichenkurses – es gibt auch welche, die nur zuschauen – werkeln sich durch die Wochenaufgaben und es gibt schöne Diskussionen zu Themen warum zeichnen wir überhaupt, welche Schnörkel lass ich weg, wie erreiche ich einen meditativen Zustand/Flow und welches Wetter haben wir. Amateure und Profis sind dabei und bei allen kann man eine Entwicklung erkennen. Ich freue mich besonders darüber, dass Strich und Form umfahrende Linie sicherer geworden sind, mir die Aufteilung des Blattes im vorhinein gelingt und Logik und Proportionen (halbwegs) stimmen. Ein anderes, bewussteres Sehen hat sich eingestellt.

Szene am Maschsee, abstrakter geht's kaum
Ich bin ja nun Rentnerin. Die Aufträge, die ich als Selbständige zu erledigen hatte, waren ohnehin seit einiger Zeit weniger geworden und dann ganz ausgeblieben. Die grafische Arbeit für die Schulgründung hatte mich wegen all der Dissonanzen ausgelaugt und jetzt bin ich froh, dass ich mir Schönheit und Freude selbst besorgen kann. Das Leben ist einfacher geworden, просто жить.
Das Russische selbst entschwindet mir dabei etwas. Ich hatte mir vorgenommen, alle Kommentare erst zu lesen und versuchen zu verstehen und dann erst die fehlenden Vokabeln rauszuschreiben. Nun kopiere ich die Texte gleich und lese sie im Übersetzungstool in deutsch. So verflacht sich leider das Ganze zusehends. Ich hoffe, bald wieder konzentrierter zu lernen. Ich merke aber auch, dass mich an der Sprache nicht so sehr das Sprechen interessiert, sondern der Geist, der sie hindurchweht. Ich fand es berührend und überraschend, die russischen Zeichenkursdamen (ja, es sind ausschließlich Frauen) über Zen/дзен fabulieren zu sehen.
Dürfen die das als Orthodoxe? Kleiner Einschub, ohne länger zu verweilen: Nach der Oktoberrevolution hatte man den russischen Menschen das Christentum nachhaltig ausgetrieben. Die Altgläubigen flüchteten in die Wälder, um Verfolgung und Gewalt zu entgehen. Siehe dazu Agafjas Geschichte, z. B. hier
akrabke | 03. Juli 2025, 12:16 | 0 Kommentare
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