Topic: Stadt Land Fluss
Am Ort der Ausstellung, zu der der Bildhauer und ich ein environment beigetragen haben, regnete es gestern. Zuvor ward das Gras vertrocknet und im Gelände, das sich vom erhöhten Gut zu einem Bachlauf senkt, war es heiß gewesen. Allein am ersten Wochenende wurden tausend Gäste gezählt, das möchte niemand unerwähnt lassen. Wir wenigen sitzen nun fast alle regengeschützt unterm Glasdach der Terrasse, von der man einen weiten Blick in den Garten des Rittergutes hat. Es ist beinahe das Paradies, inmitten der Stadt, und die Vertreibung aus solchem ist Thema der Ausstellung. Der Bildhauer läuft mit dem Sohn der Adligen durchs Gebüsch und bastelt mit ihm einen schönen Holzhammer, ähnlich dem, mit dem wir die gespitzten Pflöcke, die die Leinen unseres Refugiums halten, in den Boden gehauen haben, nur kleiner. Am Tisch sitzt die Tätowiererin und sticht der Kuratorin das gewünschte Motiv in den Unterarm, einer älteren Dame mit haubenhaft verstrohtem, schwarzem Haar; früher in den 70ern war jene ein heißer Feger, wie ich Dudi zuraune, mit Absicht einen Begriff nutzend, der gleich direkt aus jener Zeit stammt.
Am meisten schätze ich die Gespräche mit den Besuchern der Ausstellung, die nach einer Runde durch den Park bei uns ankommen. Es ist mir sonderbar wichtig, dass sie unser Konzept verstehen, eben nicht bloß rational, und die meisten gehen mit und teilen berührende Erinnerungen. Eine alte Frau erzählt, wie sie als kleines Mädchen mit ihren Freunden in den Ruinen der zerstörten Stadt gespielt hatte, in keinster Weise sich darüber im Klaren, wie gefährlich das kletternde und suchende Spiel war, tatsächlich empfand sie es als paradiesisch, sorgenlos. Das Herzstück meines Teils der Arbeit ist eine Schatzkiste, in der ich Wundersames aufbewahre, u. a. eine schöne blaue Murmel, ein Stück Strickliesel-Strippe, glänzende Aufkleber, Münzen aus aller Herren Länder, eine Tube orangener Acrylfarbe, eine Schere für Wellenschnitt, selbstgeschnitzte Häkelnadeln, ein Foto meines Großvaters, dem Konditor, der meinem, in eine Minikonditorenkluft gekleideten, ungefähr fünf- oder sechsjährigen Vater in der Backstube über einen niedrigen Tisch gebeugt etwas zeigt. Die Betrachter meiner Schätze sind nun ebenso gebeugt und ihnen reiche ich selbstgebackene Plätzchen (sind das Haschkekse, fragen sie) aus der goldenen Blechdose aus fernen Zeiten. -- Und hier schließen sich genau die Stränge, die ich beabsichtigt habe zu schließen.
Am meisten schätze ich die Gespräche mit den Besuchern der Ausstellung, die nach einer Runde durch den Park bei uns ankommen. Es ist mir sonderbar wichtig, dass sie unser Konzept verstehen, eben nicht bloß rational, und die meisten gehen mit und teilen berührende Erinnerungen. Eine alte Frau erzählt, wie sie als kleines Mädchen mit ihren Freunden in den Ruinen der zerstörten Stadt gespielt hatte, in keinster Weise sich darüber im Klaren, wie gefährlich das kletternde und suchende Spiel war, tatsächlich empfand sie es als paradiesisch, sorgenlos. Das Herzstück meines Teils der Arbeit ist eine Schatzkiste, in der ich Wundersames aufbewahre, u. a. eine schöne blaue Murmel, ein Stück Strickliesel-Strippe, glänzende Aufkleber, Münzen aus aller Herren Länder, eine Tube orangener Acrylfarbe, eine Schere für Wellenschnitt, selbstgeschnitzte Häkelnadeln, ein Foto meines Großvaters, dem Konditor, der meinem, in eine Minikonditorenkluft gekleideten, ungefähr fünf- oder sechsjährigen Vater in der Backstube über einen niedrigen Tisch gebeugt etwas zeigt. Die Betrachter meiner Schätze sind nun ebenso gebeugt und ihnen reiche ich selbstgebackene Plätzchen (sind das Haschkekse, fragen sie) aus der goldenen Blechdose aus fernen Zeiten. -- Und hier schließen sich genau die Stränge, die ich beabsichtigt habe zu schließen.
akrabke | 19. August 2019, 11:22 | 0 Kommentare
| Kommentieren