Freitag, 13. September 2019
Es kommt etwas Leben in die Bezugssache Busenfreundin. Mit kleiner Stimme spricht sie mir aufs Band, sie wolle sich erklären, es ginge ihr jetzt besser. Nun doch per Mail antworte ich spontan, dass ich keine Gründe hören will, die es ihr erlauben, so herablassend mit ihren Freunden umzugehen, und dass ich die Freundschaft auf Eis legen möchte, bis es mir wieder besser ginge. Ich füge noch hinzu, dass mir ihr Verhalten weh getan hat und ich todtraurig über den Zustand unserer Freundschaft bin. Was der Wahrheit entspricht.

Dabei erinnere ich mich -- an anderes, frühes Leid, und dass ich es gegenüber den Verursachern vermieden habe, zum Ausdruck zu bringen, wie sehr es mich kränkt. Ja, ich glaube nicht einmal, jemals irgendwem gestanden zu haben, dass ich darüber todtraurig sei, so von du zu du. Das wäre ein Eingeständnis von Schwäche, hingegen ein Zeichen von Stärke, sich völlig unbeeindruckt zu zeigen, z. B. von dem Getöse der Eltern (oder den Lehrern oder anderen Autoritätspersonen). Eine Art weises Grinsen aufzusetzen schien mir als angemessene Reaktion gegenüber diesen minderbemittelten Personen.

Es ist fast so, als würde ich auch die Busenfreundin für minderbemittelt halten. Als wäre sie ein armes Hascherl, dem man nicht die Wahrheit sagen darf, weil es sonst darunter zerbräche. Fast so, als würde ich sie beschützen vor der Realtität der Welt, nämlich, dass sie kein Prinzesschen ist, und dass da draußen niemand ist, der sie nachhaltig zu trösten im Stande ist und ihre besessene Suche im Außen völlig vergeblich.

Sie schreibt zurück und erklärt sich trotzdem, mein Verbot missachtend. Da ist nichts, was ich nicht schon gehört habe, aber wenistens klingt eine Entschuldigung an. Trotzdem haue ich ihr ungebändigt ein paar Sachen zurück, über ihr sogenanntes Heiligtum, Kindheit und toter Mutter zu Ehren, und dass sie selbst es ja zu Markte getragen, zur Schau gestellt hat, dazu gehört ihr der Hintern versohlt, in diesem Park und dem ganzen Gutshofquatsch, wo nicht einer dieser dünkelhaften Adligen dazu bereit war, sich mit unseren künstlerischen Arbeiten/Aussagen auseinanderzusetzen, geschweige denn irgendeine Gemütsbewegung zu zeigen, außer einem kleinbürgerlichen Missfallen.