Topic: Familienbande
Mama war in der Badewanne ausgerutscht und böse aufs Steißbein gefallen. Erst nach einer Stunde hatte sie es geschafft, sich hochzustemmen und irgendwie aus der Wanne zu steigen. Meine Schwester Dudi hatte ihr daraufhin verboten allein zu baden. Alles geht fort, das sich bewegen können, die Esslust, der ganze Körper. Als ich sie letzte Woche besuche, biete ich an, sie zu baden.
Sie hat sich ausgezogen und ich helfe ihr in das warme Bad. Ihr klein gewordener Körper mit der hellen Haut sitzt jetzt im niedrigen Wasser, mehr Nass will sie nicht. Ich stütze mich mit hochgekrempelten Ärmeln auf den Rand und beuge mich über sie. Komm, ich schrubbe dir den Rücken, sag ich, seife den Waschlappen ein und reibe sie damit ab, nicht nur den Rücken lässt sie mich waschen, sondern auch Arme, Beine, Füße, Hände, Schultern, Brüste, Bauch und Po. Das ist das erste Mal, dass ich meine Mutter wasche, und mir kommt es vor, als wäre es noch nicht lange her, dass sie mich ebenso gewaschen hat.
In dem Film "Samsara" wird ein junger tibetischer Mönch zu einem Weisen geschickt, um Erkenntnis über körperliches Begehren zu erlangen, das sich seiner ermächtigt hat. Anhand von Zeichnungen bedeutet der Schweigende ihm die Vergänglichkeit des Körpers und seiner Lust. Sie zeigen Paare beim Geschlechtsakt mit ineinander verschränkten Körperteilen, und die Besonderheit der Illustrationen besteht darin, dass wenn man sie ins Gegenlicht hält, die rückseitigen Abbildungen durchscheinen, alte, faltige Körper mit grinsenden Todenschädeln, hängenden Brüsten, fast schon verwest. Der junge Mönch soll erkennen, welchen Weg er einschlagen wird, den der Entsagung oder des weltlichen Lebens.
Mama fragt, beinahe kokett, ob sie schlimm aussähe, und ich murmele, dass ich am See schon Schlimmeres gesehen hätte, ich kann ja nicht sagen, dass es nicht mehr drauf ankäme bei ihr, obwohl ich das denke. Ich sehe sie an, wie sie sich mir bietet, ich betrachte ihre großen Brüste, den runden Bauch und ihre Scham, sie schämt sich aber nicht, und so tu ich's auch nicht und denke an die Zeichnungen des Filmes – eben noch jung und das Fleisch fest, und später dann... es rührt mich, ich kann's nicht anders sagen. Es ist, als hätte ich nun die Lektion der Vergänglichkeit zu lernen.
Mittlerweile liegt sie, ich habe erst das eine dann das andere Bein aus dem Wasser gehoben und die Füße und Zehen massiert, es ist ihr wohlig zumute und mir ist nicht mehr so bang. Dann möchte sie noch ein paar Minuten liegen bleiben bis sie mich ruft.
Als sie aufstehen will, geht es nicht. Ich mache Vorschläge, vielleicht zuerst auf die Knie und dann hoch, aber das schmerzende Steißbein macht es ihr unmöglich sich zu drehen, sie versucht es so rum und andersrum, ich ziehe an den Händen, und sie schreit auf. Es geht wirklich nicht, es ist gut, dass sie nicht mehr allein badet. Ich ziehe kurzerhand Socken und Hose aus und steige zu ihr in die Wanne, greife von hinten unter ihre Achseln und stemme sie hoch, ich kenne ja all die Tricks nicht, die Pfleger so drauf haben, helfe ihr weiter hoch bis die Füße sie halten und sie aus der Wanne steigen kann.
Mit dem bereitgelegten Badetuch umwickele ich sie und rubbele sie trocken. Dann lasse ich sie stehen, hole die Flasche Olivenöl, nehme Hände voll und öle sie damit von Kopf bis Fuß ein, massiere Meridiane und Druckpunkte – sie muss sich festhalten, damit sie nicht fällt, ich bin etwas rauh. Anschließend schneide ich ihre Fußnägel und stecke sie nochmal ins Bett. Sie kann noch ein bisschen dösen, bis ich vom Markt zurück bin. Auf dem Weg habe ich wieder Sterbebilder. Was, wenn ich sie zum letzten Mal gewaschen habe und sie in der Zwischenzeit wohlig einschläft.
Huhu, rufe ich durch den Flur, als ich zurück bin, huhu ruft sie aus dem Zimmer und ich bin froh darüber. Ich decke den Tisch, es gibt Bratfisch mit Kartoffelsalat, den liebt sie so.
Sie hat sich ausgezogen und ich helfe ihr in das warme Bad. Ihr klein gewordener Körper mit der hellen Haut sitzt jetzt im niedrigen Wasser, mehr Nass will sie nicht. Ich stütze mich mit hochgekrempelten Ärmeln auf den Rand und beuge mich über sie. Komm, ich schrubbe dir den Rücken, sag ich, seife den Waschlappen ein und reibe sie damit ab, nicht nur den Rücken lässt sie mich waschen, sondern auch Arme, Beine, Füße, Hände, Schultern, Brüste, Bauch und Po. Das ist das erste Mal, dass ich meine Mutter wasche, und mir kommt es vor, als wäre es noch nicht lange her, dass sie mich ebenso gewaschen hat.
In dem Film "Samsara" wird ein junger tibetischer Mönch zu einem Weisen geschickt, um Erkenntnis über körperliches Begehren zu erlangen, das sich seiner ermächtigt hat. Anhand von Zeichnungen bedeutet der Schweigende ihm die Vergänglichkeit des Körpers und seiner Lust. Sie zeigen Paare beim Geschlechtsakt mit ineinander verschränkten Körperteilen, und die Besonderheit der Illustrationen besteht darin, dass wenn man sie ins Gegenlicht hält, die rückseitigen Abbildungen durchscheinen, alte, faltige Körper mit grinsenden Todenschädeln, hängenden Brüsten, fast schon verwest. Der junge Mönch soll erkennen, welchen Weg er einschlagen wird, den der Entsagung oder des weltlichen Lebens.
Mama fragt, beinahe kokett, ob sie schlimm aussähe, und ich murmele, dass ich am See schon Schlimmeres gesehen hätte, ich kann ja nicht sagen, dass es nicht mehr drauf ankäme bei ihr, obwohl ich das denke. Ich sehe sie an, wie sie sich mir bietet, ich betrachte ihre großen Brüste, den runden Bauch und ihre Scham, sie schämt sich aber nicht, und so tu ich's auch nicht und denke an die Zeichnungen des Filmes – eben noch jung und das Fleisch fest, und später dann... es rührt mich, ich kann's nicht anders sagen. Es ist, als hätte ich nun die Lektion der Vergänglichkeit zu lernen.
Mittlerweile liegt sie, ich habe erst das eine dann das andere Bein aus dem Wasser gehoben und die Füße und Zehen massiert, es ist ihr wohlig zumute und mir ist nicht mehr so bang. Dann möchte sie noch ein paar Minuten liegen bleiben bis sie mich ruft.
Als sie aufstehen will, geht es nicht. Ich mache Vorschläge, vielleicht zuerst auf die Knie und dann hoch, aber das schmerzende Steißbein macht es ihr unmöglich sich zu drehen, sie versucht es so rum und andersrum, ich ziehe an den Händen, und sie schreit auf. Es geht wirklich nicht, es ist gut, dass sie nicht mehr allein badet. Ich ziehe kurzerhand Socken und Hose aus und steige zu ihr in die Wanne, greife von hinten unter ihre Achseln und stemme sie hoch, ich kenne ja all die Tricks nicht, die Pfleger so drauf haben, helfe ihr weiter hoch bis die Füße sie halten und sie aus der Wanne steigen kann.
Mit dem bereitgelegten Badetuch umwickele ich sie und rubbele sie trocken. Dann lasse ich sie stehen, hole die Flasche Olivenöl, nehme Hände voll und öle sie damit von Kopf bis Fuß ein, massiere Meridiane und Druckpunkte – sie muss sich festhalten, damit sie nicht fällt, ich bin etwas rauh. Anschließend schneide ich ihre Fußnägel und stecke sie nochmal ins Bett. Sie kann noch ein bisschen dösen, bis ich vom Markt zurück bin. Auf dem Weg habe ich wieder Sterbebilder. Was, wenn ich sie zum letzten Mal gewaschen habe und sie in der Zwischenzeit wohlig einschläft.
Huhu, rufe ich durch den Flur, als ich zurück bin, huhu ruft sie aus dem Zimmer und ich bin froh darüber. Ich decke den Tisch, es gibt Bratfisch mit Kartoffelsalat, den liebt sie so.