Topic: Stadt Land Fluss
Als ich ein Kind war, war das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica für mich die höchste erreichbare Erhebung in der Nähe. Mit dem alten, von meinem Vater gesteuerten DKW ging es die Serpentinen hinauf, ab einer bestimmten Kurve lichteten sich Häuser und Bäume und ich bekam einen ersten Blick in die Ferne. Oben am Gasthaus angekommen, wurde das kleine Auto geparkt, und den Rest bis zur Aussichtsterrasse gingen wir zu Fuß. Das kam mir weit vor und meine Ungeduld war groß. In der Erinnerung ist alles groß und weit, der Blick rüber zum Fernsehturm, oder rauf zu Wilhelms Knie oder runter auf die Weser, die hier durch die Bergkette ihren Weg nimmt. Die Aussicht nach Norden liebte ich mehr als die nach Süden, wo die Sonne hügeligem Land folgte. Zur anderen Seite war der Blick plan und frei – bis nach Grönland, wie ich mir einbildete, wenn das Wetter klar war oder mindestens bis zur Nordsee. Sowas wie die Erdkrümmung kannte ich damals nicht.
Wie stets plagten mich beim Anblick von Ferne und Höhe äußerst tiefe existenzielle Gedanken. Warum bin ich Ich und nicht Du, war eine meiner Standards; heruntergebrochen auf Wer Bin Ich ließ mich diese Frage dort oben eine Einsamkeit spüren, die ich mit niemandem teilen konnte. Dazu sind Einsamkeiten ja auch nicht da, wüsste ich mich heute zu trösten. Damals aber war ich hin und hergerissen zwischen dem Wunsch, mich meinen Eltern gegenüber verständlich zu machen und dem heimlichen Wissen, wie die Welt in Wahrheit beschaffen ist: Mit blauem Himmel gefüllte Stille, von einem sanften Wind durchzogen.
Meine Welt war magisch. Und das ganz ohne Kobolde oder unsichtbare Freunde, die mir hätten zur Seite stehen können. Heute frage ich mich, wie es zum Verlust der Magie kommen konnte. War es die Aneignung der Weltsicht meiner Eltern (oder ähnlicher Autoritäten), weil die meine permanent von jenen geleugnet wurde und ich nicht standhaft genug war, sie zu verteidigen? Es war mir unmöglich, mich durchzusetzen. Natürlich hatte ich Welten, in die ich zeitweise entschwinden konnte, die der Bücher und des kindlichen Spiels, aber die sogenannte Realität der Erwachsenen war brutal in ihrer Penetranz und hatte eine zerstörerische Auswirkung auf jede zarte Erkenntnis.
Wie stets plagten mich beim Anblick von Ferne und Höhe äußerst tiefe existenzielle Gedanken. Warum bin ich Ich und nicht Du, war eine meiner Standards; heruntergebrochen auf Wer Bin Ich ließ mich diese Frage dort oben eine Einsamkeit spüren, die ich mit niemandem teilen konnte. Dazu sind Einsamkeiten ja auch nicht da, wüsste ich mich heute zu trösten. Damals aber war ich hin und hergerissen zwischen dem Wunsch, mich meinen Eltern gegenüber verständlich zu machen und dem heimlichen Wissen, wie die Welt in Wahrheit beschaffen ist: Mit blauem Himmel gefüllte Stille, von einem sanften Wind durchzogen.
Meine Welt war magisch. Und das ganz ohne Kobolde oder unsichtbare Freunde, die mir hätten zur Seite stehen können. Heute frage ich mich, wie es zum Verlust der Magie kommen konnte. War es die Aneignung der Weltsicht meiner Eltern (oder ähnlicher Autoritäten), weil die meine permanent von jenen geleugnet wurde und ich nicht standhaft genug war, sie zu verteidigen? Es war mir unmöglich, mich durchzusetzen. Natürlich hatte ich Welten, in die ich zeitweise entschwinden konnte, die der Bücher und des kindlichen Spiels, aber die sogenannte Realität der Erwachsenen war brutal in ihrer Penetranz und hatte eine zerstörerische Auswirkung auf jede zarte Erkenntnis.