Es wird immer (w)irrer. Weiterhin bewege ich mich in Erzählungen über diese Welt. In der einen wird alles wieder so wie früher, und so wie es aussieht, ist es fein und richtig. In einer anderen Welt werden wir von einem unsichtbaren Feind bedroht und mit einer Waffe ausgerüstet, die so unausgereift ist, dass spätestens nach Erhalt wir alle sterben. In wieder einer anderen Geschichte ist die Schlacht bereits geschlagen, die Zeitenwende (nebst Weltfrieden) schon da, wir müssten nur genau hinschauen. Nachrichten, die ich für wahr gehalten habe, werden im nächsten Video schonungslos zerlegt, allerdings mit der Rhetorik der Gegenseite, die auf mich genauso plausibel wirkt. Da ist DT der Gute, der Weltenretter, da wird die Wiederauferstehung eines Präsidentensohnes immer wahrscheinlicher, da gibt es QOhrenzupfen und Nasereiben als heimliche Botschaften an die befreundeten Verschwörer. Und Astrologen, die Geburtshoroskope von Entscheidungsträgern referieren, Fremde, die zu Freunden werden, indem man des Nachts ihren hypnotischen Stimmen lauscht. Es gibt Dialekte, denen man nicht lauschen möchte, gut- bzw. schlechtgestaltete Logos und Webseiten, über die man sich jeweils wundert, während Nicht-Betroffene sich theatralisch als Betroffene outen, Mahner dringend zu Diesem und Jenem aufrufen, sich wieder und wieder widersprechend. (Wie die erhobenen Zeigefinger aller Beteiligten sich ähneln, ist bemerkenswert!)

Und mittendrin ich. Eine, die gern (und mit einer gewissen Neugier und Begeisterung) zuhört, aber feststellen muss, dass ihre Unterscheidungsfähigkeit mit der Zeit gelitten hat. Ich hatte einen YT-Account eingerichtet, um Kanäle zu abonnieren und wenigstens auf diese Weise Meinungsgleichheiten zu demonstrieren. Bisher habe ich weniger als zehn Videos geliked und nur eines kommentiert. (Es bleiben vielleicht zweidrei Sachen, die ich noch für grundsätzlich halte.)

Das Getöse im Außen erinnnert mich an den Film "A Beautiful Mind". Dort leistet im Weltkrieg ein Spion über Monate und Jahre akribisch hochwichtige Aufklärungsarbeit – und dann die Momente, in denen die Zuschauer das Geschehen begreifen als die krankheitsbedingte Verwirrtheit des Wissenschaftlers – das ist umwerfend!