Wir drehen den Strandkorb in die Sonne, mit dem Rücken zum Meer und der eisigen Nordbrise, unsere Gesichter bald rötlich erhitzt, erst ein Stündchen für zweifünfzig, dann noch eines, Cappucchino mit einem eingepackten Keks dabei, unser sogenanntes Wellnesswochenende beginnt nicht erst hier. Nach und nach entkleiden wir uns, hinter uns eine Frau schon im Bikini, wir erstmal der Mäntel entledigt, dann der Pullis, später Schuhe und Wollsocken, da vorn liegt noch überall Schnee, aber wir schwitzen. Erinnert mich ans Hochgebirge, wo barbäuchige Apres-Ski-Damen sich vor vier Meter hohen Schneewällen den ersten Sonnenbrand holen.

Das Meer in blau

Mit der Bestenfreundin ist es einfach und schön. Wir haben ähnliche Bedürfnisse und anfangs sogar noch hochtrabende Pläne, eine DVD im Bett oder vielleicht noch in die Sauna, es gibt im Gutshaus auch einen Vortrag über die Leber. Die Leber interessiert mich jetzt nicht so, aber morgens um sieben Yoga machen, vielleicht, sie klingt genauso wenig begeistert wie ich und die Leber.

Vegetarische Küche. Die ganze Gegend scheint vegetarisch und Stellshagen hat einen deutlichen Frauenüberschuss. Am vollgepackten Buffett drängeln sie sich zum Abendbrot mit den wenigen Männern, die langhaarig oder mit Bärten etwas deplatziert wirken, auch dabei ein dauerknutschendes, offensichtlich sehr frisch verliebtes Pärchen, über das ich (gerade ich) mich dauerlustig mache. Sie schafft das Essen an, steht dazu alle drei Minuten auf und küsst und hätschelt den Mann zum Abschied, er bleibt sitzen und wartet brav auf ihre Rückkehr und das, was sie anschafft.

Wir essen von allen Gerichten, was bedeutet, wir essen sehr viel. Alles ausnehmend wohlschmeckend, hübsch aussehend und in allerlei Farben, karottenorange, rotebeeterot, brokkoligrün, grünkernbällchenbraun, saucenbeige.

Als Abendgestaltung reicht uns das und um acht liegen wir probeweise schon mal im Bett und warten auf den Impuls zum DVD schauen, schließlich haben wir extra den Rechner mit. Der Impuls bleibt aus und es ist still. Danach ist es immer noch still, auch die Gedanken rasen nicht so wie sonst, einfach liegen, von draußen etwas Licht von der Gartenbeleuchtung und leise Geräusche, die mich kaum vom halbbewussten Traumgeschehen ablenken.

Dann schlafen wir endgültig ein.